
Oben links: Japankäfer, der typisches Alarmverhalten zeigt.
Dringlichkeitsmassnahmen gegen die Ausbreitung des Japankäfers im Kanton Tessin
Bern, 01.12.2020 - Nach der Entdeckung des ersten Befallsherdes im letzten Sommer im südlichsten Teil des Kantons Tessin wurde festgestellt, dass der Japankäfer schon in mehreren Teilen des Sottoceneri auftritt. Inzwischen ist klar, dass der Schädling in diesem Gebiet als etabliert gilt und seine Ausrottung nicht mehr aussichtsreich ist. Das Bundesamt für Landwirtschaft ordnet daher Eindämmungsmassnahmen an, um die weitere Verbreitung möglichst zu stoppen.
Der aus Japan stammende Blatthornkäfer Popillia japonica wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in die USA verschleppt. Dort verursacht er, im Gegenteil zu Japan, grosse Schäden. In den 70er Jahren trat der Käfer erstmals in Europa auf den Azoren auf, 2014 konnte er sich in Italien, in der Nähe von Mailand ansiedeln. 2017 wurden die ersten Japankäfer an der Grenze zur Schweiz mit Duftstofffallen gefangen. Im Sommer 2020 wurde ein erster Befallsherd im Mendrisiotto festgestellt. Zusätzlich wurde eine diffuse Verbreitung des Käfers in weiten Teilen des Scottoceneri nachgewiesen. Trotz starker Bemühungen, den Käfer auszurotten, ist dies nicht gelungen. So wurde am 1. Dezember 2020 im Süden des Tessins eine Eindämmungszone ausgeschieden, mit dem Ziel die weitere Ausbreitung des Käfers zu verhindern.
Da P. japonica beträchtliche Schäden verursachen kann, gilt er in der Schweiz und der EU als Quarantäneorganismus. Ein Befall ist somit meldepflichtig und muss bekämpft werden.
Der Japankäfer ähnelt dem einheimischen Gartenlaubkäfer, kann aber durch die weissen Haarbüschel auf der Seite und dem letzten Abdominalsegment von ihm unterschieden werden. Der Käfer entwickelt sich innerhalb eines Jahres vom Ei zum adulten Tier. Während sich die Engerlinge bevorzugt von Graswurzeln ernähren und somit Wiesen- und Rasenflächen beschädigen, fressen die adulten Tiere diverse Wild- und Kulturpflanzen ab. Darunter sind Apfel (Malus spp.), Steinobst (Prunus spp.), Weinreben (Vitis spp.), Mais (Zea mays) und Rosen (Rosa spp.). Weltweit zählen mehr als 300 Pflanzenarten aus sehr unterschiedlichen Familien zu seinen Wirtspflanzen. Adulte Tiere verursachen Frassschäden an Blättern, Blüten und Früchten.
Damit P. japonica effektiv bekämpft werden kann, muss das Auftreten des Insektes früh genug erkannt werden. Hat sich der Schädling etabliert, ist dessen Tilgung nicht mehr aussichtsreich. Um die Befallssituation zu überwachen, werden Duftstofffallen aufgestellt. Zurzeit sind keine Insektizide zur Bekämpfung des Käfers in der Schweiz zugelassen. Ein Versuch bei Agroscope hat jedoch gezeigt, das biologische Bekämpfungsmethoden mit entomopathogenen Pilzen, die bereits zur Bekämpfung von Juni- und Gartenlaubkäfer eingesetzt werden können, vielversprechend sind. Somit könnte der Japankäfer auf gleiche Art und Weise wie der Maikäfer bekämpft werden.
Meldung bei Befallsverdacht
Bekämpfungsrichtlinie 2020
BLW-Richtlinie Nr. 7
«Überwachung und Bekämpfung des Japankäfers (Popillia japonica Newman)».
Publikationen
Radio-RTS-Sendung zum Japankäfer
Die Agroscope-Versuche, ob der Schädling mit Pilzen in die Schranken gewiesen werden kann, die bei Mai- und Junikäfern wirken, sind sehr erfolgversprechend. Corinne Jud wurde dazu interviewt.
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