Zentrale Auswertung von Agrarumweltindikatoren (ZA-AUI)
Agrarumweltmonitoring (AUM) und ZA-AUI – was ist das?
Für die Entwicklung der Agrarpolitik ist es wichtig zu wissen, wie sich die Landwirtschaft auf die Umwelt auswirkt. Aus diesem Grund führt das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), gestützt auf die «Verordnung über die Beurteilung der Nachhaltigkeit der Landwirtschaft» (SR 919.118), ein Agrarumweltmonitoring (AUM) durch. Das Kompetenzzentrum Agrarumweltindikatoren von Agroscope ist für die Koordination und Berechnung sogenannter Agrarumweltindikatoren (AUI) sowohl auf nationaler als auch auf betrieblicher Ebene verantwortlich.
AUI sind einfach verständliche, umweltrelevante Grössen, um das komplexe Umweltsystem darzustellen. Für betriebsspezifische Aussagen stützte sich das Kompetenzzentrum für die Jahre 2009 bis 2022 auf die Zentrale Auswertung von AUI (ZA-AUI), bei der detaillierte Daten von Landwirtschaftsbetrieben zu Bestand und Praxis erfasst (z.B. Tierbestand, Düngungspraxis) und daraus AUI berechnet wurden. Jährlich lieferten etwa 300 Betriebe Daten, wobei in jedem Jahr einige Betriebe ausstiegen und neue hinzukamen. Ab 2023 wurde die ZA-AUI vom neuen Monitoring des Agrarumweltsystems Schweiz (MAUS) abgelöst; mehr Informationen zu MAUS sind hier zu finden. Die Ergebnisse aus der ZA-AUI, aus dem MAUS und dem gesamten AUM dienen als Wissensgrundlage für politische Entscheidungsträger, zur Information der Öffentlichkeit und zum Vergleich mit anderen Ländern.
Die ökologische Bandbreite der Nachhaltigkeit der Landwirtschaft wird anhand mehrerer Agrarumweltindikatoren aus den Themenbereichen Stickstoff, Phosphor, Boden, Energie, Klima, Wasser sowie Biodiversität/Landschaft abgedeckt. Berücksichtigt werden bei der ZA-AUI die Indikatortypen «Antriebskräfte» (landwirtschaftliche Praktiken) und «Umweltauswirkungen» (landwirtschaftliche Prozesse), während die Indikatoren des «Umweltzustands» dem Bundesamt für Umwelt obliegen.
Ein Beispiel, wie sich AUI zum Thema Pflanzenschutzmittel auf diese drei Indikatortypen zuordnen lassen: Zu den «Antriebskräften» zählt das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln auf dem Feld, also zu welchem Zeitpunkt welche Menge welchen Wirkstoffs appliziert wird. Daraus lässt sich in einem nächsten Schritt berechnen, welche Menge an Pflanzenschutzmitteln potenziell ins Wasser gelangen könnte und dort als «Umweltauswirkung» ein mögliches Risiko für Wasserorganismen darstellt. Die Messung der tatsächlichen Belastung des Wassers mit Pflanzenschutzmitteln bildet schliesslich den «Umweltzustand» ab. Die Indikatoren des «Umweltzustands» repräsentieren folglich am ehesten die tatsächliche Umweltbelastung, während die Indikatoren der «Antriebskräfte» am direktesten beeinflusst und gesteuert werden können.
Wie funktionierte die ZA-AUI und wer waren die Akteure?
Zwischen 2009 und 2022 wurden in einem Betriebsnetz aus rund 300 Landwirtschaftsbetrieben jährlich für die ZA-AUI relevante Daten erhoben und danach von Agroscope ausgewertet. Wie dies funktionierte und welche Akteure daran beteiligt waren, wird in den folgenden Abschnitten kurz beschrieben.
Die Landwirte und Landwirtinnen erfassten die für die Berechnung der Indikatoren nötigen Daten in AGRO-TECH, einer von der AGRIDEA erstellten und für die ZA-AUI angepassten Software. Um den Erfassungsaufwand möglichst gering zu halten, mussten für die ZA-AUI in erster Linie diejenigen Daten erfasst werden, welche für den ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN) und im Rahmen der Tierarzneimittelverordnung ohnehin benötigt werden.
Direkte Ansprechpartner für die Landwirte und Landwirtinnen waren die sogenannten AUI-Fachleute, die auch aktiv Landwirte und Landwirtinnen rekrutierten. Die meisten AUI-Fachleute waren Agro-Treuhänder(innen), deren Treuhandstellen (THS) im Treuhandverband treuland zusammengeschlossen sind. Seit 2016 betreute auch die AGRIDEA Datenlieferant(inn)en in dieser Funktion. Die AUI-Fachleute prüften die Qualität der von den Landwirtinnen und Landwirten erfassten Daten und leiteten diese anonymisiert an das Kompetenzzentrum AUI weiter, wo die Daten nochmals plausibilisiert und danach weiter aufbereitet wurden.
Das Kompetenzzentrum AUI von Agroscope war u.a. für die Koordination der Methodenentwicklung der AUI, die Verwaltung der Daten sowie die zentrale Berechnung und Auswertung der Agrarumweltindikatoren zuständig. Berechnung und Auswertung geschahen in enger Zusammenarbeit mit den Methodenverantwortlichen. Dies waren Fachleute von Agroscope, welche die Methode zur Berechnung der AUI definiert hatten und/oder fachlich betreuten.
Das BLW finanzierte die ZA-AUI und publizierte die Ergebnisse der ZA-AUI jährlich im Agrarbericht (mehr unter «Auswertungsebenen und Verwendung der ZA-AUI-Daten»). Zudem nutzte es diese Ergebnisse als Beurteilungsinstrument und Entscheidungsgrundlage für die Weiterentwicklung der Agrarpolitik.
Auswertungsebenen und Verwendung der ZA-AUI-Daten
Die ZA-AUI basierte auf einzelbetrieblichen Daten eines schweizweiten Netzwerks von Landwirtschaftsbetrieben. Dadurch liessen sich Aussagen über den Einfluss der Landwirtschaft auf die Umwelt auf Betriebsebene, auf regionaler Ebene (Tal, Hügel, Berg) und für 11 Betriebstypen (z.B. Ackerbau, Mutterkühe; nach Betriebstypologie FAT99, siehe FAT 2000) machen. Für gewisse Betriebstypen war es wegen zu geringer Stichprobengrösse nicht möglich, robuste Kenntnisse zu gewinnen.
Die einzelnen AUI wurden jeweils im Vierjahresturnus als Schwerpunktthemen im Agrarbericht des BLW vertieft analysiert. Der Fahrplan für die Jahre 2021 bis 2024 lautete:
Zudem wurden die Resultate aller Indikatoren im Tabellenanhang des Agrarberichts publiziert. Es wurden nicht einzelbetriebliche Daten, sondern statistische Kenngrössen wie Median und Mittelwert veröffentlicht. Diese Kenngrössen wurden sowohl über alle Betriebe berechnet als auch für vier Betriebstypen (Ackerbau, Spezialkulturen, Tierhaltung, Kombiniert), welche auf den 11 FAT99-Typen basieren. Neben einer downloadbaren Excel Tabelle steht seit 2019 auch eine interaktive Darstellungsform zur Verfügung.
Den teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirten wurden die für ihren Betrieb berechneten AUI in der sogenannten «Einzelbetrieblichen Rückmeldung» (EBR) zur Verfügung gestellt, wodurch sie sich anhand von Zeitreihen mit der Gesamtheit der teilnehmenden Betriebe sowie mit der Region und dem Betriebstyp, denen sie angehören, vergleichen konnten.
Zu den Aufgaben des Kompetenzzentrums AUI gehörten auch die Aufbereitung und Lieferung von anonymisierten Daten an Dritte für weitergehende Analysen, Berichte und Publikationen.
Das Vorgehen und die Bedingungen zum Stellen von solchen Datenanfragen sind auf www.agrarmonitoring.ch im Register «Information für Datennutzer» beschrieben.
Referenzen:
FAT (Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarwirtschaft und Landtechnik), 2000. Neue Methodik für die Zentrale Auswertung von Buchhaltungsdaten an der FAT.