Futterverfügbarkeit und Wohlbefinden von Pferden in Gruppenhaltung
In freier Wildbahn beschäftigen sich Pferde über 15 Stunden pro Tag mit der Nahrungssuche bzw. -aufnahme, wobei kurze Pausen zwischen den einzelnen Mahlzeiten eingelegt werden. Viele Hauspferde werden hingegen zwei bis drei Mal pro Tag mit bisweilen eher kleinen Mengen gefüttert. Dies kann schädliche Auswirkungen auf das psychische und körperliche Wohlbefinden der Pferde haben: Langeweile, Entwicklung von Stereotypien, Auftreten von Verdauungsproblemen, Aggressivität, etc. Andererseits kann aber auch Heu zur freien Verfügung schädlich für einige Pferde sein, insbesondere für die sogenannten „Robustrassen“ oder für Pferde, die wenig Energie verbrauchen, da diese dann zu viel Gewicht zunehmen könnten.
Und so ergibt sich das Dilemma der Pferdeernährung: wie kann man ihre natürlichen Verhaltensweisen und physiologischen Bedürfnisse berücksichtigen, ohne dabei eine bedeutende Gewichtszunahme in Kauf nehmen zu müssen? Könnte eine Fütterung mit kürzeren, auf den Tag verteilten Fresszeiten ein interessanter Kompromiss sein? Welchen Einfluss haben diese verschiedenen Fütterungsmöglichkeiten auf die Aggressivität (und somit die Verletzungsgefahr) in Herden?
«Wie wirkt sich die Verfügbarkeit von Futter auf das Wohlbefinden von Pferden in Gruppenhaltung aus?»
Dieses Projekt verfolgt das Ziel, die Auswirkungen der Verfügbarkeit von Raufutter auf das Wohlbefinden und Verhalten von in Herden gehaltenen Pferden zu evaluieren. Zu diesem Zweck vergleichen wir im Rahmen dieser Studie drei Vorgehensweisen:
- den „traditionellen“ Ansatz mit drei Fütterungen von je zwei Stunden pro Tag, der dem Fütterungsplan zahlreicher Ställe entspricht;
- den „fraktionierten“ Ansatz mit derselben Gesamtfresszeit, die aber auf sechs Mahlzeiten von je einer Stunde verteilt wird und
- der Fütterung von Heu zur freien Verfügung (mit einem Heunetz, um die Fressgeschwindigkeit zu reduzieren).
Um den Einfluss der Verfügbarkeit von Raufutter zu beurteilen, wurden die drei verschiedenen Ansätze in unterschiedlicher Reihenfolge bei vier Gruppen von vier bis fünf in Paddocktrails gehaltenen Stuten getestet. Nach drei Wochen Gewöhnung an die neue Fütterungsmethode erheben wir über zwei Wochen Daten. Diese umfassen 15 Stunden Beobachtung pro Gruppe, um die sozialen Interaktionen und die räumliche Organisation der Herde zu bestimmen. Verletzungen werden ebenfalls vermerkt (Stelle, Schweregrad). 15-minütige Videos werden zum Zeitpunkt der Heuraufenöffnung erstellt, um das Frustrationsniveau zu Beginn der Mahlzeiten zu evaluieren. Zudem wird jede Stute mit einem Empfänger ausgerüstet, über den die Liegephasen erfasst werden. Schlussendlich wird das Gewicht jeder einzelnen Stute nach jeder fünfwöchigen Phase mit einer Fütterungsmethode erhoben sowie die während dieser Zeit an die Herde verfütterte Gesamtmenge.
Wir hoffen, nach dieser Studie Empfehlungen für die Fütterung von in Herden gehaltenen Pferden abgeben zu können, um damit das Wohlbefinden dieser Pferde zu optimieren.
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