Kennzahlen der Schweizer Pferdebranche 2022

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Kennzahlen der Schweizer Pferdebranche 2022
Agroscope - Schweizer Nationalgestüt SNG gibt regelmässig die Kennzahlen der Schweizerischen Pferdebranche in Form von Bilanzberichten heraus. In der Ausgabe für 2022 stellen wir die Analysen und Trends des Jahres in den Bereichen Zucht und Equidennutzung sowie die sozioökonomischen Statistiken der Schweizer Pferdebranche vor.

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Entdecken Sie die verschiedenen Entwicklungen in der Schweizer Pferdepopulation in Echtzeit!

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1. Entwicklung des Equidenbestands
1.1. Equidenbestand in der Schweiz
Der Equidenbestand wird gemäss Datenauszügen aus der TVD auf über 112’000 Tiere geschätzt. In den letzten zehn Jahren ist der Gesamtequidenbestand konstant gestiegen.

Link: https://tierstatistik.identitas.ch/de/equids-CH.html

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1.2. Zusammensetzung des Equidenbestands
Der Schweizer Equidenbestand setzt sich zu 50,5 % aus weiblichen und zu 49,5 % aus männlichen Tieren zusammen. Die in der Schweiz lebenden Equiden gehören über 180 verschiedenen Rassen an. Mehrheitlich handelt es sich um Freiberger und europäische Sportpferde. Bei den Ponys und Kleinpferden sind die Shetlandponys mit ungefähr 9'041 Vertretern Spitzenreiter, was 45 % des auf 20'000 Individuen geschätzten Ponybestands entspricht.

Links: https://tierstatistik.identitas.ch/de/equids-breeds.html ; Entwicklung nach Geschlecht (identitas.ch)

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1.3. Alterspyramide
Ein Grossteil der in der Schweiz lebenden Equiden ist über drei Jahre alt. Dies entspricht einem Jungpferd (im Alter von null bis drei Jahren) auf acht erwachsene Pferde. Der Altersdurchschnitt des Schweizer Pferdebestandes steigt jährlich und der Bestand altert somit nach und nach. Der Rückgang des Jungpferdebestands sowie die Verdichtung des älteren Bestands können mit dem in den letzten Jahren verzeichneten Geburtenrückgang in Bezug gesetzt werden. Diese Ergebnisse lassen auf eine Alterung des in der Schweiz lebenden Equidenbestands schliessen.

Link: https://tierstatistik.identitas.ch/de/equids-pyr.html

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2. Pferdemarkt
2.1. Importe und Exporte
Zwischen 2016 und 2022 ist die Anzahl der importierten Equiden um ungefähr 17 % gesunken. Bei den Exporten wurde zwischen 2016 und 2020 ein stetiger Anstieg (28 %) beobachtet. 2022 haben die Exporte gemäss den Daten der TVD um 15 % abgenommen. Allerdings müssen diese Zahlen mit Vorsicht gelesen werden, da sie lediglich auf den Angaben der Eigentümerinnen und Eigentümerberuhen. Aus diesem Grund finden sich manchmal Unterschiede zwischen diesen Daten und jenen des Zollamts, was aber die globalen Trends nicht beeinträchtigt. In der Schweiz sind Equidenimporte durch die jährlichen Zollkontingente reguliert. Die Zollkontingente werden in zwei Tranchen für befristete Zeiträume freigegeben. Der Import von Equiden ausserhalb der Zollkontingente ist ebenfalls möglich, bedingt allerdings die Entrichtung zusätzlicher Zollabgaben. Exporte werden ebenfalls gemäss den europäischen Normen besteuert; der hierfür geltende Steuersatz ist gegenwärtig höher als derjenige für Importe.

Links: https://tierstatistik.identitas.ch/de/equids-imports.html ; https://tierstatistik.identitas.ch/fr/equids-exports.html

 

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2.2. Herkunftsland
Gegenwärtig ist es schwierig, den Einfluss der Importe von Pferden auf den Schweizer Pferdemarkt und insbesondere die einheimische Zucht einzuschätzen, da keine genauen Daten zu den im Ausland gekauften Pferden vorliegen. Jedoch liefert die von der Eidgenössischen Zollverwaltung EZV erstellte Liste der seit mehreren Jahren importierten und exportierten Pferde einige interessante Daten. Die in die Schweiz importierten Pferde, Ponys und Esel kommen hauptsächlich aus Deutschland (31.2 %) und Frankreich (23.1 %), gefolgt von den Niederlanden (7.7 %) und Belgien (6.6 %), Spanien (4,9 %) und anderen Ländern (26.4 %). Die 2022 in die Schweiz importierten Equiden stammen aus insgesamt 19 verschiedenen Ländern.

Links: https://tierstatistik.identitas.ch/de/equids-importCountries.html ; https://tierstatistik.identitas.ch/de/equids-exportCountries.html

2.3. Übersicht über den Schweizer Pferdemarkt
Der Schweizer Equidenbestand verändert sich ständig; er wächst mit den Importen und Geburten und geht mit den Exporten und den Todesfällen zurück. Ein allgemeiner Trend ist der Rückgang der Schlachtungen. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die Erfassung toter Equiden in der TVD im Laufe des Jahres 2020 umgestellt wurde.

Eintritte

2018

2022

Geburten (TVD)

3’860

3’413

Importe (TVD)

3’950

3’476

Total

7’810

6’889

Austritte

 

 

Einschläferungen (TVD)

2’304

2’911

Schlachtungen (TVD)

2’192

1’072

Todesfälle (TVD)

980

875

Exporte (TVD)

1’230

1’143

Total

6’706

6’001

Anstieg

1’113

888

3. Pferdezucht
In den letzten Jahrzehnten wurde die Schweizer Pferdezucht von einigen Veränderungen geprägt. Aufgrund der Motorisierung der Landwirtschaft ist das Arbeitspferd in der Schweiz immer seltener geworden. Die Beziehung zwischen Bund und Pferdezucht hat sich dieser Entwicklung angepasst. Nach der Revision der Tierzuchtverordnung vom 28. Januar 1998 (TZV, AS 1998 691) sind die ehemals geschützten Zuchtverbände unabhängig geworden.

Die öffentliche Hand unterstützt die Pferdezucht weiterhin mit Beiträgen, um eine autonome, rentable, qualitativ hochwertige und umweltfreundliche Produktion zu ermöglichen. Das Bundesamt für Landwirtschaft ist hauptsächlich für die Anerkennung der Zuchtverbände, die Wahrung der Nutztierrassenvielfalt und die Handhabung der Zollkontingente für Nutztiere sowie Zuchtstiersamen verantwortlich. Es überwacht zudem anerkannte Zuchtverbände. Subventionen werden für zootechnische Massnahmen, wie das Führen eines Zuchtbuchs, Leistungstests und Zuchtwertschätzungen sowie für mit der Wahrung der Rassenvielfalt zusammenhängende Projekte gesprochen. 2022 gab es 13 vom Bundesamt anerkannte Zuchtverbände, was einem leichten Anstieg entspricht, allerdings liegt die Zahl immer noch deutlich unter den 23 im Jahr 2008 anerkannten Organisationen (BLW 2022). Dieser Rückgang hängt mit den Anpassungen der Tierzuchtverordnung zusammen (TZV; SR 916.310).

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3.1. Anzahl der registrierten Geburten
Die Anzahl der in der Schweiz geborenen und durch die Meldungen von „Geburten“ in der TVD registrierten Fohlen ist in den letzten Jahren um ungefähr 21 % zurückgegangen. Die Schweizer Kantone mit den meisten Geburten sind die Kantone Jura und Bern, was auf die starke Präsenz von Freibergerzüchterinnen und -Züchtern in diesen Gebieten zurückzuführen ist.

Links: https://tierstatistik.identitas.ch/de/equids-births.html

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4.1. Haltungsart und -ort
Die meisten Equiden werden in der Schweiz auf landwirtschaftlichen Betrieben gehalten. Ein kleiner Teil von ungefähr 30 % lebt ausserhalb von landwirtschaftlichen Betrieben.

Die Meldung bezüglich Wechsel des Haltungsortes ist eine der häufigsten Meldungen in der TVD. Hier sei vermerkt, dass jede Änderung des Haltungsortes binnen dreissig Tagen in der TVD erfasst werden muss. Man beobachtet einen kleinen Rückgang bei der Anzahl von Meldungen bezüglich eines Wechsels des Haltungsortes.

Link: https://tierstatistik.identitas.ch/de/equids-locChangeNotifications.html

5. Equidennutzung
In der Schweiz wird der Grossteil der Equiden im Freizeitbereich eingesetzt. Ein sehr geringer Anteil dieser Equiden erbringt sportliche Höchstleistungen. Das Freizeitreiten entwickelt sich teils am Rande der klassischen Strukturen der Pferdewelt und wird ausserhalb von Vereinsstrukturen ausgeübt. Dies macht die Erhebung von statistischen Daten schwierig.

Es gibt zahlreiche Wettbewerbe im Amateur- und semiprofessionellen Bereich, an denen Freizeitpferde in verschiedenen Disziplinen teilnehmen können.

5.1. Anzahl der im Sport registrierten Pferde
Der Schweizerische Verband für Pferdesport (SVPS) ist die Dachorganisation für alle Vereine und Verbände rund um das Pferd und die Pferdesportdisziplinen im weitesten Sinne. Der SVPS vereint sowohl in den verschiedenen Disziplinen der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (Fédération Equestre Internationale FEI) aktive Personen (Springen, Dressur, Vielseitigkeit, Fahrsport, Voltigieren, Distanzreiten, Reining und Pferdesport für Menschen mit Beeinträchtigungen) als auch Vertreter anderer Bereiche wie der Arbeitswelt Pferdeberufe, dem Rennsport, Polo, Zucht verschiedener Rassen sowie Pflege (Samariter und Tierärzte). Der SVPS zählt insgesamt ca. 30 angeschlossene Pferdesport- und Pferdezuchtorganisationen (22 Vollmitglieder und 8 Teilmitglieder). Als Dachverband des Pferdesports in der Schweiz ist der SVPS dafür zuständig, jährlich alle im Pferdesport in der Schweiz aktiven Pferde im Pferdesportregister zu bestätigen oder neu anzumelden. Die Daten zeugen von einem Rückgang um ungefähr 12 % der im Pferdesportregister des SVPS als aktiv eingetragenen Equiden.

Link: Statistiken – Entwicklungen des Pferdesports in der Schweiz - FNCH

5.2. Brevets, Lizenzen und Grundausbildung
Um an Turnieren des SVPS teilnehmen zu können, müssen die jeweiligen Pferdesportler_Innen ein gewisses Ausbildungsniveau nachweisen. Das Reiter- und Fahrerbrevet gehört zur Grundbildung und richtet sich an alle Personen, die ihre Kenntnisse rund ums Pferd vertiefen möchten. Es ist zudem die Bedingung, um an Wettkämpfen in Disziplinen wie Dressur, Springen, Vielseitigkeit, Fahrsport, Distanzreiten, TREC und Reining teilzunehmen. Ab einem gewissen Niveau wird eine regionale oder nationale Lizenz für die Teilnahme an Wettkämpfen verlangt. Eine Lizenz kann über die Lizenzprüfung oder in einigen Fällen im Laufe des Jahres dank guter Platzierungen oder guter Turnierergebnisse erlangt werden.

Die Anzahl der verliehenen Brevets sinkt stark, nämlich um ungefähr die Hälfte (-53 %). Allerdings sind die Daten der letzten Jahre nicht miteinander vergleichbar. Denn dieser drastische Rückgang erklärt sich hauptsächlich aus zwei Gründen. Zum einen wegen einer Pandemie, die 2020 jegliche Aktivitäten rund ums Pferd stark eingeschränkt hat. Zum anderen wegen einem neuen Reglement des SVPS, welches die Zugangsbedingungen zum Brevet erschwert. Die neue Grundausbildung Pferd, welche zu einem Nachweis oder Diplom führt, wurde am 1. Januar 2019 eingeführt. Seit diesem Datum gilt die Grundausbildung nicht mehr als Zulassung zum Turniersport, sondern wird zur Bedingung, um an den Brevetprüfungen teilzunehmen. Seit 2019 steht das Brevet ausschliesslich Personen offen, welche bereits eine Grundausbildung absolviert haben. 2021 beliefen sich die Teilnehmerzahlen an der Grundausbildung auf 3'982 Personen.

Bei der Anzahl der ausgestellten Lizenzen ist in den letzten Jahren ein Rückgang um 12 % zu verzeichnen. Die Statistiken des SVPS zeigen ebenfalls, in welchen Disziplinen die meisten Brevets verliehen wurden und geben so einen Überblick über die für die Nutzer_Innen während des Beobachtungszeitraums attraktivsten Disziplinen. Gemäss den vorgelegten Ergebnissen sind das kombinierte Brevet, das Dressur- und das Westernbrevet im Jahr 2021 um mehr als 50 % gestiegen – ein Jahr, das allerdings, wie bereits oben erwähnt, schwer vergleichbar ist, weil die Reitsportaktivitäten aufgrund der Pandemie und des neuen Reglements des SVPS stark eingeschränkt wurden.

Link: https://www.fnch.ch/de/Der-SVPS/Der-SVPS/Zahlen-Fakten/Statistiken/Statistiken-Entwicklungen-des-Pferdesports-in-der-Schweiz.html

6. Freizeitequiden
Im Lauf der letzten vierzig Jahre gab es zahlreiche grosse Veränderungen in der Pferdebranche und der Welt rund um das Pferd: Demokratisierung, Feminisierung, Aufkommen des Freizeitpferdesports usw. Studien konnten diese Phänomene in der Pferdebranche aufzeigen, ebenso wie eine Veränderung bei der Equidennutzung in der Schweiz. Im Bereich des Freizeitreitens hat man es jedoch nach wie vor mit einer gewissen Grauzone zu tun. Die Freizeitreiterei entwickelt sich ausserhalb der traditionellen Strukturen der Branche und ist daher schwer statistisch zu erfassen. Im Rahmen unserer Analysen werden das Freizeitreiten sowie Freizeitpferde bzw. Freizeitequiden nur indirekt durch die Unterscheidung zwischen „Sportpferd“ und „Freizeitpferd“ gemäss der im Glossar vorzufindenden Definitionen erfasst. Gemäss eben jener Definition sind Freizeitpferde bzw. Freizeitequiden weder im Sportpferderegister des SVPS noch auf internationaler Ebene bei der FEI eingetragen und nehmen nicht an von den Reglementen des SVPS geregelten Veranstaltungen oder aber ganz einfach an gar keinen Veranstaltungen teil. Diese Equiden können demnach in verschiedenen Bereichen, wie der Zucht, im Reitunterricht, bei der Armee, bei Privatpersonen oder in mehreren dieser Gebiete gleichzeitig eingesetzt werden. Ein Versuch einer Definition ermöglicht es festzuhalten, dass 83 % des Gesamtbestands aus Freizeitequiden besteht, ein stetig wachsender Prozentsatz.

6.1. Aktivitäten im Bereich des Freizeitreitens in der Schweiz
Die im Bereich des Freizeitreitens am meisten praktizierte Aktivität in der Schweiz ist das Ausreiten bzw. Wanderreiten. Ungefähr 50 % der Freizeitequiden werden hauptsächlich für Ausritte und Wanderritte genutzt, gefolgt von den traditionellen Disziplinen wie Springen, Dressur und Fahren ausserhalb von Wettkämpfen. Darauf folgen Amateurwettkämpfe in den traditionellen Disziplinen und einige Freizeitequiden (ca. 7 %) werden ausschliesslich gepflegt und nicht für andere Tätigkeiten als Pflege (Putzen und Weide) eingesetzt.

Hauptaktivität mit einem Freizeitequiden

%

Ausreiten, Wanderreiten

30.7

Verschiedene Aktivitäten mit überwiegend Ausreiten, Wanderreiten

18.6

Traditionelle Disziplinen (Springen, Dressur, Fahren ausserhalb von Wettkämpfen)

14.5

Amateurwettkämpfe (Springen, Dressur, Fahren)

7.1

Ausschliesslich Pflege (Z. B.: Putzen, Grasen lassen)

7.1

Zucht

5.3

Bodenarbeit (Longe, Langzügel)

4.8

Andere Disziplinen (TREC, Western, Horseathlon ausserhalb von Wettkämpfen)

3.9

Freizeitmässiges Fahren

3.9

Amateurwettkämpfe in anderen Disziplinen (Horseathlon, Gymkhana, Patrouillenritte, TREC, Western)

2.4

Professionelle Wettkämpfe

0.9

Pferdevorführungen

0.5

Holzrücken

0.2

Quelle: Agroscope Schweizer Nationalgestüt SNG

Diese Schätzungen geben einen Überblick über die verschiedenen häufigen Einsatzbereiche von Freizeitequiden in der Schweiz. Diese Zahlen beziehen sich jedoch lediglich auf das Haupteinsatzgebiet des Equiden, der weniger häufig auch in anderen Bereichen eingesetzt werden kann. Bei den vorgelegten Zahlen handelt es sich demnach um vorsichtig zu handhabende Richtwerte.