Dank neuer Forschungsresultate können neue Fälle zukünftig sicher vermieden werden.
Naked Foal Syndrome (NFS) ist eine rezessiv vererbte Krankheit, welche bisher nur in der Rasse der Achal-Tekkiner Pferde bekannt ist. Betroffene Fohlen kommen haarlos zur Welt - gelegentlich sind ganz vereinzelte spärliche Haare vorhanden - und gehen meist nach wenigen Wochen oder Monaten ein. Einige wenige Fohlen erreichten bei intensiver Pflege ein Alter von über zwei Jahren. Es gibt Züchter, die diese speziellen Pferde sehr schätzen und einen erheblichen Aufwand betreiben, um haarlose Fohlen möglichst lange am Leben zu erhalten, obwohl die geringe Überlebensfähigkeit der Tiere bekannt ist und deren Lebensqualität in Frage gestellt werden muss.
Forschende der Universität Bern, des Schweizer Nationalgestüts von Agroscope und der Universität Göttingen untersuchten in einem Forschungsprojekt die molekulargenetische Basis von NFS. Im Rahmen des Projekts wurde auch die Verbreitung des krankmachenden Gens in der Achal-Tekkiner Population eingeschätzt und dessen Ursprung über die Generationen zurückverfolgt.
Das Forscherteam konnte Quellen zu 28 haarlosen Fohlen seit dem Jahr 1938 untersuchen. Aus der Pedigree-Analyse liessen sich eindeutige Trägertiere bestimmen, darunter auch Hengste mit vielen Nachkommen und damit hohem genetischem Einfluss auf die heutige weltweite Achal-Tekkiner opulation. Aufgrund der Tatsache, dass NFS einem rezessiven Erbgang folgt, konnte sich das krankmachende Gen über Jahre kaum bemerkt in der Population verbreiten. Die relativ geringe
Populationsgrösse und die enge Verwandtschaft unter den Zuchttieren fördert nun zunehmend die Wahrscheinlichkeit, dass Trägertiere miteinander verpaart werden und Fälle auftreten. Verpaart man zwei Trägertiere, so besteht ein Risiko von 25%, dass daraus ein NFS Fohlen entsteht.
Seit kurzem ist nun ein Gentest verfügbar. Dieser wird vom Veterinary Genetics Laboratory (VGL) an der University of California in Davis, USA angeboten. Damit lassen sich NFS-Trägertiere eindeutig identifizieren und somit Träger x Träger Verpaarungen vermeiden. Auf diese Weise können NFS-Fälle zukünftig sicher vermieden werden. In Anbetracht der bescheidenen Populationsgrösse und des limitierten Genpools beim Achal-Tekkiner sollte die Selektion gegen das krankmachende Gen allmählich und längerfristig erfolgen. Es ist sicher nicht angezeigt, aller Trägertiere sofort aus der Zucht zu nehmen. Eine wissenschaftliche Publikation mit den genauen molekulargenetischen intergrundinformationen ist in Vorbereitung und wird voraussichtlich in naher Zukunft erscheinen.