Schweizer Alpweiden unter der Lupe

Beobachtungsflaechen

Wie viele Tiere können auf einer Alpweide grasen, ohne diese zu übernutzen? Dies hängt von der Fläche, aber auch vom Futterangebot ab. Der Klimawandel beeinflusst Menge und Qualität des Futters. Eine Studie (2022-2026) in vierzehn repräsentativen Alpgebieten überprüft die Richtwerte zum Viehbesatz.

Die richtige Tierzahl für die Alp

Alpwirtschaft
Probenahmefläche auf einer produktiven Alpweide

Jede Schweizer Alp hat einen sogenannten Normalbesatz, der angibt, wie viele Tiere wie lange auf der Alp weiden können. Die Höhe des Normalbesatzes hängt nicht nur von der Grösse der Alp ab, sondern auch von der Futtermenge, der Futterqualität und der Futterausnutzung durch die Weideführung. Die Daten, mit denen diese Werte geschätzt werden, stammen aus den 1980er Jahren. Es liegt nahe, dass sie sich durch den Klimawandel verändert haben. Das Ziel dieses Projektes der Versuchsstation Alp- und Berglandwirtschaft ist es, die alte Datengrundlage zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. So kann das Futter ideal ausgenutzt werden. Nur mit einem standortangepassten Besatz können die Alpweiden nachhaltig bewirtschaftet und langfristig erhalten werden.

Vierzehn Alpen für die ganze Schweiz

Fuitterqualitaet
Abbildung: Vierzehn Gebiete repräsentieren die wichtigsten Klimaregionen und Untergrundgesteine der Schweiz.

Die Futtermenge und Futterqualität von Alpweiden hängen stark von Klima und Boden ab und sind in der Schweiz sehr unterschiedlich. Deshalb wurden vierzehn repräsentative Gebiete ausgewählt, die die meisten Gesteine und Klimaregionen der Schweiz abdecken. Alle Versuchsgebiete haben einen grossen Höhengradienten, sodass auch der Einfluss der Höhe auf den Ertrag abgeschätzt werden kann.

Alpweiden unter der Lupe

alpweiden-de
Abbildung: Versuchsdesign mit vier Dauerbeobachtungsflächen und Einzelbeobachtungsflächen

In jedem Gebiet werden vier Dauerbeobachtungsflächen fünf Jahre lang (2022-2026) beobachtet: Je eine produktive und eine magere Weide in einem tiefergelegenen Teil der Alp sowie je eine produktive und eine magere Weide am oberen Ende der Alp. Die Dauer von fünf Jahren ist nötig, um jährliche Schwankungen abzuschätzen. In einem Jahr werden zusätzliche Flächen in anderen Pflanzenbeständen untersucht. Auf allen Versuchsflächen wird der Futterertrag und die Futterqualität gemessen und der Pflanzenbestand detailliert analysiert. Auch der Weiderest wird gemessen. In einer Kooperation mit dem FiBL wird zudem auf ausgewählten Flächen die Bildung von Methan bei der Verdauung des Futters bestimmt. Weil das Wetter einen grossen Einfluss auf den Futterertrag hat, wird in jedem Versuchsgebiet zusätzlich eine Wetterstation installiert.

 

Erste Bemerkungen (2023)

Auf den 56 Versuchsflächen fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Agroscope insgesamt fast 300 verschiedene Pflanzenarten. An einzelnen Standorten waren es bis zu 53 Arten auf einer Fläche von nur 5 mal 5 Metern. Besonders eindrücklich: Über zwei Drittel aller Pflanzenarten kamen nur in einer Handvoll der untersuchten Weiden vor. 100 Arten wurden sogar nur einmal gefunden. Alp-Pflanzen sind also im Gegensatz zu vielen Mittelland-Arten hoch spezialisiert. Dieses Wissen hat Konsequenzen für den Schutz der Alpweiden: Nur wenn möglichst viele Alpweiden durch eine nachhaltige Bewirtschaftung erhalten bleiben, können die vielen Spezialisten unter den Alp-Pflanzen überleben.

Pflanzenvielfalt auf Alpweiden

Ansprechperson

Weitere Informationen

Berglandwirtschaft Kuh Berge

Versuchsstation Alp- und Berglandwirtschaft

Die Versuchsstation Alp- und Berglandwirtschaft entwickelt praxisorientierte Lösungen für die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Betriebe im Berggebiet.

Letzte Änderung 17.11.2023

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