Die Zitronenmelisse (Melissa officinalis L.) ist eine Aromapflanze, die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammt. Ihr Anbau ist in der Schweiz weit verbreitet, insbesondere die von Agroscope entwickelte Sorte «Lorelei». Im Rahmen des hier beschriebenen, von 2019 bis 2021 durchgeführten Versuchs wurde die Leistung von «Lorelei» im Vergleich zu zwei aus Deutschland stammenden Sorten («QN» und «Hild») bei den klimatischen Bedingungen des Schweizer Mittellandes neu bewertet. Das Ziel war eine agronomische und phytochemische Bewertung der drei Sorten. Die Versuche wurden in Rüttenen durchgeführt. Die Pflanzen wurden auf Wuchskraft, Homogenität, Frostempfindlichkeit, Ertrag an Trockenmasse, Gehalt an ätherischem Öl und Zusammensetzung sowie auf den Gehalt an Rosmarinsäure untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die drei Sorten eine ähnliche morphologische Homogenität und ein vergleichbares Wachstum aufweisen, obwohl «Lorelei» nach dem Winter 2020/2021 eine anfängliche Schwäche zeigte. In Bezug auf den Ertrag an Trockenmasse zeigten die Sorten eine ähnliche Leistung mit einer ausgezeichneten Produktivität. Die Sorten «Lorelei» und «QN» wiesen einen deutlich höheren Gehalt und Ertrag an ätherischem Öl auf als «Hild». Das phytochemische Profil zeigte vergleichbare Konzentrationen der wichtigsten Monoterpen-Aldehyde, wobei «Lorelei» etwas mehr Citronellal enthält. Die Gehalte an Rosmarinsäure waren zwischen den Sorten vergleichbar und übertrafen die Anforderungen der Europäischen Pharmakopöe. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Sorte «Lorelei» ein hohes Ertragspotenzial und eine stabile Qualität zeigte, während die Sorten «QN» und «Hild» vergleichbare agronomische Leistungen aufwiesen, die Produktion an ätherischem Öl bei «Hild» jedoch etwas geringer war. Dieser Versuch unterstreicht die Bedeutung der Rückverfolgbarkeit von Saatgut für die Aufrechterhaltung der Qualität und bestätigt die hervorragenden Eigenschaften der Schweizer Sorte «Lorelei».
