Mispel

Blüte, Blütenknospe, reife Frucht: Agroscope, Thomas Schwizer

Herkunft:
Als ursprüngliches Verbreitungsgebiet gelten Westasien (Iran, Irak, Türkei). Durch Kultivierung und Verwilderung kann die Mispel heute im ganzen Mittelmeergebiet, aber auch in wärmeren Gegenden in Europa wild oder in Gärten angetroffen werden.

Wuchs:
Die Mispel wächst oft als mehrstämmiger Strauch kann aber auch als kleiner Baum erzogen werden. Dabei kann er bis 5m hoch werden. Das Holz ist sehr hart. Es eignet sich für die Kunsttischlerei, zum Drechseln und für Intarsien. Die frischen, jungen Triebe sind fein behaart. Die Früchte wachsen nur an den Kurztrieben.

Verwendung:
Die Mispel kann als Solitärgehölz oder aber auch in einer Hecke gepflanzt werden. Der Wuchs ist eher sparrig. Die heutigen Kulturformen werden durch Okulation und durch Pfropfen auf verschiedenen Unterlagen wie Weißdorne, Birnen, Quitten oder Ebereschen vermehrt

Bodenansprüche:
In der Literatur werden die Bodenansprüche der Mispel mit kalkarm und gut drainierte Lehmböden beschrieben. Auf dem Steinobstzentrum Breitenhof stehen die Mispeln schon seit über 10 Jahren auf einem sehr kalkreichen und schweren, eher nassen Tonboden und erfreuen sich immer noch guter Gesundheit und Robustheit. Sogar Spätfrosteinbrüche erträgt der Baum sehr gut, ohne dass Ernteausfälle zu beklagen wären. 

Krankheiten:
Die Mispel ist sehr robust. Einzig in ganz nassen Jahren konnte bei verletzten Früchten, z.B. durch Hagel, Moniliabefall beobachtet werden. Gesunde Früchte werden aber in den seltensten Fällen befallen. Leider ist die Mispel feuerbrandanfällig, ist aber eher robust. In einzelnen Kantonen besteht ein Pflanzverbot.

Reifezeitpunkt:
Blüte: Ende Mai bis Anfang Juni. Die Blüten sind auffällig gross (bis 5cm im Durchmesser), weiss mit teilweise rosa verwässerten Blütenspitzen. Ernte: Die Früchte sind ca. 5cm. Es gibt aber auch Kulturformen, die bis 8cm Durchmesser aufweisen. In der Frucht hat es fünf Kerne, die mit hartem Fruchtfleisch umschlossen sind. Die Frucht ist stark von Stützgewebe (Sklerenchym) durchsetzt, was ihr auch den Namen Steinapfel einbrachte.

Besonderes:
Die Mispel darf nicht stark geschnitten werden, da die Früchte endständig an den Trieben stehen. Ein Auslichtungsschnitt ist jedoch empfohlen. Dabei sollen zu grosse, zu steile oder zu knorrige Äste auf Zapfen geschnitten werden.

Die Mispel ist eine uralte Kulturfrucht. Schon Palladius (4. Jh. n. Chr.) gab im Opus agriculturae genaue Anweisungen zur Kultur der Mispel. Im Mittelalter war die Mispel eine weit verbreitete Obstart in Europa und galt als „Brot des armen Mannes“. In der Landgüterordnung Capitulare de villis vel curtis imperii Karls des Großen ist im Kapitel 70 die Mispel als eines der 16 Obstgehölze, die es anzupflanzen gilt, aufgezählt.

Verwertung:
Die Früchte der Mispel sind sehr adstringierend werden aber nach Frosteinwirkung oder längerer Lagerung essbar und haben einen typischen säuerlich-aromatischen Geschmack. Durch das Lagern werden Tannine und Fruchtsäuren abgebaut, der Zuckergehalt steigt und die Früchte werden mürbe. Mit den Früchten können Gelee, Kompott, Marmelade, Likör, Schnaps oder Saft gemacht werden. Apfelmus kann mit der Zugabe von Mispelmus auf natürliche Art und Weise verfeinert und aromatisiert werden. Unreife Früchte haben einen Tannin-Gehalt von etwa 2,6 % und wurden mit Blättern und Borke zum Gerben genutzt. Auch kann Mispelsaft zur Klärung von Apfelmost verwendet werden, da das Tannin das Ausflocken von Proteinen bewirkt.

Inhaltsstoffe:
Vitamin C (30mg/100g), Glucose, Fructose, Kalium, Calcium, Stärke, Pektin, Tannine