Der Erreger Staphylococcus aureus ist in der Milchwirtschaft gefürchtet. Mit ihm verbunden sind tiefere Einnahmen wegen schlechter Milchqualität und hohen Nachfolgekosten. Infizierter Rohmilchkäse kann zudem Lebensmittelvergiftungen beim Menschen auslösen. Ein neuer Gentest weist den Erreger zuverlässig nach und ist eine Innovation für die Branche.
Der Erreger Staphylococcus aureus Genotyp B (Staph. aureus GTB) ist in der ganzen Schweiz – mit regionalen Unterschieden – verbreitet. Er ist hoch ansteckend, verbreitet sich über kontaminierte Melkanlagen, erzeugt eine Entzündung im Kuheuter und war bisher nur sehr schlecht bekämpfbar. Am häufigsten davon betroffen sind Alpbetriebe, da hier oft Herden von verschiedenen Betrieben zusammen gemolken werden.
«So schwierig die Entwicklung des Gentests war, so bequem ist er jetzt in der Anwendung»
Das Bakterium hat die Fähigkeit, über das Euter in die Milch zu gelangen. Im Käse bildet es unter bestimmten Bedingungen hitzeresistente Giftstoffe. Diese können beim Menschen zu Bauchschmerzen, Schwindel und Erbrechen führen. Milch, die frei ist von diesem Erreger, ist besonders für die Schweiz wichtig, da die Verkäsung von Rohmilch hierzulande weit verbreitet ist.
Einfacher Routinetest
So schwierig die Entwicklung des Gentests war, so bequem ist er in der Anwendung. Die Melkerin oder der Melker kann die Milchprobe selber sammeln, und die Labor-Resultate liegen schon nach einem Tag vor. Der sehr empfindliche Test weist ausschliesslich Staph. aureus GTB nach. Der Test erkennt sogar in der Milch von 138 Tieren, ob eine Kuh den Erreger trägt. Um herauszufinden, welche Kuh infiziert ist, müssen die einzelnen Tiere getestet werden.
Der Nutzen: Der Einsatz von Antibiotika in der Milchviehhaltung wird reduziert, die Kosten für die Betriebe sinken, die Qualität von Milch und Käse steigt. Damit werden Milchwirtschaftsbetriebe ökonomisch unterstützt.
Alle Herden saniert
Die beste Methode zur Ausrottung des Erregers ist es, ganze Herden zu sanieren. Dies haben Agroscope-Forschende in einer Feldstudie gezeigt. Dazu haben sie die Kühe unter anderem mit dem neuen Gentest abgeklärt, in Gruppen eingeteilt und entsprechend gemolken. Infizierte Kühe wurden zudem mit Antibiotika behandelt. In nur neun Monaten waren alle Betriebe saniert, unabhängig von Herdengrösse, Milchvieh-Rasse und Melksystem. Aufgrund dieser Ergebnisse ist seit rund eineinhalb Jahren ein vom Bund unterstütztes Sanierungsprojekt für das besonders betroffene Tessin erfolgreich im Gang.