Schweizer Bäuerinnen und Bauern setzen in der Milchviehhaltung unterschiedlich hohe Anteile an Raufutter und Kraftfutter ein. Agroscope konnte zeigen, dass eine gute Wirtschaftlichkeit erreicht, wer weitgehend auf Frischgras setzt und die Kosten im Griff hat. So lässt sich Milch um ein Viertel bis ein Drittel günstiger produzieren.
Welche Frischgras-Systeme sind wirtschaftlich erfolgreich? Diese Frage untersuchten Forschende im Projekt «Optimierung von graslandbasierten Milchproduktionssystemen auf Basis von Eingrasen». Projektpartner von Agroscope waren die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) und das Berufsbildungszentrum Natur und Ernährung (BBZN).
Zur Beantwortung der Fragen wurden 36 Praxisbetriebe in drei Pilotgruppen eingeteilt: zwei Mischsysteme mit Eingrasen und durchschnittlich 430 bzw. 1160 Kilogramm Kraftfutter, dazu ein Vollweidesystem mit 90 Kilogramm Kraftfutter pro Kuh und Jahr. Die Referenzgruppe war «der Schweizer Normbetrieb», der im Schnitt mehr Geld ausgibt für Kraftfutter als die Pilotgruppen.
«Betriebe mit kleinen Milchmengen können gute wirtschaftliche Ergebnisse erzielen, wenn es gelingt, die Kosten tief zu halten.»
Das Fazit: In den drei Pilotgruppen lässt sich die Milch unter Einsatz von Frischgras bis zu einem Drittel günstiger produzieren als in der Referenzgruppe. Die grössten Einsparungen ergeben sich beim Kraftfutter, das in der Schweiz im Vergleich zum Ausland teurer ist. Neben tieferen Arbeitskosten sind in den Pilotgruppen auch tiefere Gebäudekosten zu beobachten.
Vollweide zahlt sich aus
Im Vollweidesystem lässt sich die Arbeit höher entschädigen. Zudem können die Bäuerinnen und Bauern dort auch zu tieferen Milchpreisen produzieren als mit den beiden Mischsystemen. Dafür sind nicht nur die tieferen Kosten, sondern auch die höheren Nebenerlöse (Tierverkäufe) und Direktzahlungen je Kilogramm verkaufte Milch verantwortlich.
Betriebe mit viel Kraftfutter produzieren zwar mehr Milch, weisen wirtschaftlich jedoch keinen Vorteil gegenüber denjenigen mit wenig Kraftfutter auf. Der Grund: Betriebe mit grösseren Produktionsmengen haben zwar tiefere Arbeits- und Gebäudekosten, diese können allerdings die höheren Kraftfutterkosten sowie die tieferen Nebenerlöse je Kilogramm Milch nicht ausgleichen.
Betriebe mit geringeren Milchmengen können somit sehr gute wirtschaftliche Ergebnisse erzielen, sofern sie die beeinflussbaren Kostenpositionen bewusst tief halten.
Günstiger produzieren
Alle Pilotgruppen produzieren die Milch um 24 bis 32 % günstiger als die Referenzgruppe und weisen 8 bis 13 Franken mehr Geld pro Arbeitsstunde aus. Die besseren Ergebnisse sind zu einem grossen Teil auch auf ein gutes Management bzw. ein ausgeprägtes Kostenbewusstsein zurückzuführen.