Die Alp- und Berglandwirtschaft im Wandel

Die Alp- und Berglandwirtschaft im Wandel

Die Versuchsstation Alp- und Berglandwirtschaft unterstützt seit drei Jahren Landwirtschaftsbetriebe in höheren Lagen bei der Bewältigung der immer anspruchsvolleren Produktionsbedingungen. Die laufenden Versuche und erste Ergebnisse wurden am 2. Juli im Kanton Graubünden den Medien vorgestellt. Dabei trifft Tradition auf innovative Technologien. Hier einige Einblicke in die Projekte.

Der Klimawandel verändert die Menge und die Qualität des Futters für Wiederkäuer. Die Versuchsstation entwickelt Futterbaumischungen, die eine höhere Toleranz gegenüber Trockenheit aufweisen und gleichzeitig einen guten Ertrag erzielen. Die Forschenden von Agroscope untersuchen neun neue Futterbaumischungen an fünf unterschiedlichen Standorten in den Partnerkantonen (BE, GR, TI, UR, VS).

Erste vielversprechende Ergebnisse

Die Futterbaumischungen bestehen aus einem hohen Anteil an produktiven und weit verbreiteten Futterpflanzen. Hinzu kommen unterschiedliche Anteile an trockenheitsresistenten Arten. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend: Selbst unter trockenen Bedingungen erzielten die Mischungen mit den resistenten Arten bis zu 44 % mehr Futter als die Referenzmischungen.

Um die Widerstandsfähigkeit der Futterbaumischungen gegenüber Trockenheit besser zu verstehen, wird in den Sommermonaten der Jahre 2024 und 2025 im Kanton Bern eine Trockenheitssimulation durchgeführt. Die eine Hälfte der Mischungen wird den lokalen Niederschlag erhalten, die andere Hälfte wird einer extremen Trockenheit ausgesetzt, die mit Hilfe von Folientunnels aus dem Gemüsebau simuliert wird.

Vierzehn Alpen unter der Lupe

Durch die Auswirkungen des Klimawandels auf das Futter müssen auch die Referenzwerte für die Berechnung des optimalen Viehbesatzes auf der Alp angepasst werden. Ein fünfjähriges Projekt bewertet unter anderem den Ertrag und die Qualität des Futters auf 14 Alpenweiden im Alpenraum und im Jura. Die Standorte sind repräsentativ für die geo-klimatische Vielfalt. Die Beobachtungen im Jahr 2023 zeigen eine reiche Vielfalt an Alpenpflanzen mit über 300 Arten. Die Vielfalt ist jedoch auch verletzlich: Zwei Drittel der Arten kommen nur auf wenigen Parzellen vor. Ein Drittel wurde nur einmal beobachtet.

Potenzial und Rentabilität neuer Technologien für das Herdenmanagement

Die Versuchsstation analysiert auch das Potenzial moderner Technologien zur Optimierung des Herdenmanagements im Berggebiet. Dabei wird auch die Rentabilität untersucht.

Zum Beispiel können Drohnen die Überwachung von Herden in steilem Gelände erheblich erleichtern, indem sie den Zeit- und Arbeitsaufwand für die Kontrolle der Tiere verringern. Ausgestattet mit Kameras und Sensoren sollten die Fluggeräte eine genaue und schnelle Überwachung ermöglichen, insbesondere auch für den Herdenschutz gegen grosse Raubtiere.

Bei virtuellen Zäunen (die in der Schweiz noch nicht zugelassen sind) kommen GPS-Halsbänder zum Einsatz, um nicht-physische Weidegrenzen zu schaffen. Ein Versuch von Agroscope zeigt, dass sich die Tiere schnell an die virtuellen Zäune gewöhnen, dass sie das Weidemanagement erleichtern und den Arbeitsaufwand verringern. Das Thema muss allerdings noch weiter erforscht werden, bevor ein Einsatz in der Praxis möglich sein wird.

Weitere Projekte

Die Versuchsstation führt zudem weitere wichtige Projekte zu folgenden Themen durch: Bekämpfung der Verbuschung, Erhaltung der pflanzlichen Biodiversität, Umgang mit Problempflanzen, Anbau von Getreide und Hülsenfrüchten zur Diversifizierung der Produktion, sowie Technologien im Zusammenhang mit der Milchproduktion. So wird zum Beispiel Ziegenmilch, die weit weniger bekannt ist als Kuhmilch, eingehend untersucht, um die Faktoren, die ihre Qualität beeinflussen, besser zu verstehen. Auch der Berner Alpkäse, der noch lange nicht alle Geheimnisse seiner Typizität preisgegeben hat, wird mit Hilfe modernster Mikrobiologie untersucht.

Die Versuchsstation Alp- und Berglandwirtschaft ist eine Partnerschaft zwischen Agroscope, AGRIDEA und fünf Alpenkantonen (BE, GR, TI, UR, VS). Sie vereint die Kompetenzen aus Forschung, Praxis und Beratung im Dienste der Bergbetriebe.

Die Alp- und Berglandwirtschaft hat in der Schweiz eine lange Tradition. Sie erfüllen wichtige Funktionen, trotz der Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind. Die Berglandwirtschaft trägt zur Erhaltung einzigartiger Ökosysteme bei. Indem sie Landschaften offenhält, steigert sie die Attraktivität für den Tourismus. Darüber hinaus liefert sie authentische und hochwertige Produkte und bereichert damit die Lebensmittelkette. Die Leistungen schaffen einen direkten Mehrwert, tragen zur wirtschaftlichen Vitalität der Regionen bei und stärken deren Image.

Gemäss SBV sind rund 20'000 Betriebe oder 41 Prozent aller Landwirtschaftsbetriebe in der Schweiz in der Bergregion tätig. Sie bewirtschaften über 405'000 ha landwirtschaftliche Nutzfläche in den Bergzonen.

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Berglandwirtschaft Kuh Berge

Versuchsstation Alp- und Berglandwirtschaft

Die Versuchsstation Alp- und Berglandwirtschaft entwickelt praxisorientierte Lösungen für die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Betriebe im Berggebiet.

Letzte Änderung 02.07.2024

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