Östrogene aus der Landwirtschaft

Engadin_Val S-charl

Der ständige Nachweis von hormonaktiven Stoffen in Gewässern weltweit ist beunruhigend. Eine möglicherweise wichtige, aber bisher wenig untersuchte, Quelle hormonaktiver Substanzen ist die Landwirtschaft. Besonders bedeutend ist der Eintrag aus der Nutztierhaltung.

Nutztiere sind Säugetiere und produzieren wie Menschen als Teil ihres natürlichen Hormonhaushalts Östrogene. Im Unterschied zum Menschen sind Milchkühe aber fast ständig trächtig, um ihre hohe Milchproduktion aufrecht zu erhalten. Trächtige Kühe haben einen besonders hohen Östrogenspiegel im Blut und geben daher um Grössenordnungen mehr Östrogene im Urin und in den Fäkalien ab als Menschen. So scheiden die 1,6 Millionen Rinder in der Schweiz über das ganze Jahr hinweg gerechnet ungefähr 20 mal so viel Östrogene aus wie die knapp 8 Millionen Menschen – schätzungsweise 500 kg /Jahr. Fast alle Ausscheidungen der Tiere enden in der Umwelt: Entweder werden sie als Gülle oder Mist ausgebracht, um Äcker zu düngen und den Nährstoffkreislauf zu schliessen, oder sie werden auf der Weide direkt ausgeschieden.

Ein gemeinsames Projekt von Agroscope und dem Oekotoxzentrum untersucht die Freisetzung und Verbreitung von natürlichen Östrogenen aus der Landwirtschaft. Ziel ist es, das Vorkommen, das Verhalten und die Bedeutung von Östrogenen aus der Landwirtschaft für Gewässer in der Schweiz quantitativ zu erfassen. Das Projekt wird vom Bundesamt für Umwelt finanziert.