Vorbeugen ist besser als heilen

Präventive Massnahmen

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Der wirksame Schutz der Kulturen beginnt mit der sorgfältigen Auswahl resistenter Arten und Sorten, welche die mit dem Pflanzenschutz verbundenen Risiken auf ein Minimum reduziert. Auch mit geeigneten Anbausystemen (Fruchtfolge, Bodenbearbeitung, Düngung usw.) lässt sich das Risiko mindern, dass schädliche Organismen auftreten und sich ausbreiten. Es ist heute bewiesen, dass ein artenreiches und vielfältiges Agrarökosystem resilienter und nachhaltiger ist. Wie können Nützlinge gefördert werden, die zu einem funktionsfähigen Boden und gesunden Kulturen beitragen? Die Forschungsarbeiten von Agroscope widmen sich diesen Fragen ebenso wie der Bekämpfung von neuen Krankheiten, die in die Schweiz eingeschleppt werden könnten. «Vorbeugen ist besser als heilen» – diese Devise hat nichts an Aktualität eingebüsst, wenn es um die Pflanzengesundheit und die Umwelt geht.

Resistent gegenüber Krankheiten dank Sortenzüchtung

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Die Züchtung krankheitsresistenter Sorten ist der Königsweg, um Krankheiten zu bekämpfen und den Einsatz von kurativen Behandlungsmethoden zu vermeiden. Dank des Weizenzüchtungsprogramms von Agroscope etwa können Landwirtschaftsbetriebe auf Fungizide und Mittel für eine höhere Standfestigkeit verzichten und dennoch einen guten Ertrag und eine hervorragende Backqualität erreichen. Heute werden in der Schweiz auf mehr als 80 % der Weizenanbaufläche Agroscope-Sorten ausgesät. Dank der von Agroscope gezüchteten krankheitsresistenten Sorten kommen rund 50 % des Schweizer Weizens ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel aus. Dadurch werden jedes Jahr mehr als 20 Tonnen synthetische Pflanzenschutzmittel eingespart.

Agroscope begann vor mehr als 100 Jahren mit der Züchtung von Getreidesorten, weil die Qualität des Saatguts und der angebauten Nutzpflanzen schon damals die Bäuerinnen und Bauern beschäftigte. Die Züchtung beginnt mit der Auswahl von «Elternpflanzen» mit hervorragenden und sich ergänzenden Leistungsmerkmalen wie Krankheitsresistenz, Ertragspotenzial, Anpassungsfähigkeit ans Klima und Backqualität. Die Vorbereitung und Bestäubung der Infloreszenzen erfolgt von Hand auf einigen wenigen Pflanzen. Die markergestützte Selektion (MAS) im Labor beschleunigt den Züchtungsprozess. Dabei lässt sich mittels molekularer Marker prüfen, ob die gewünschten Gene vorhanden sind. Interessante Kreuzungen werden anschliessend über mehrere Jahre im Gewächshaus und im Feld getestet. Nur die besten Weizenzüchtungen schaffen schliesslich den Einzug in den Nationalen Sortenkatalog der empfohlenen Sorten; in der Regel geschieht dies erst 10 bis 15 Jahre nach der ersten Generation. Da sich Getreidekrankheiten stets weiterentwickeln, muss die Sortenzüchtung weitergehen, um den Landwirten neue resistente Sorten anbieten zu können. 

Umweltverträgliche Anbausysteme

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Es ist heute unbestritten, dass eine Weizen- oder Mais-Monokultur die Artenvielfalt reduziert und ein geschwächtes und gegenüber Krankheiten anfälliges Ökosystem zur Folge hat. In der Schweiz ist die Landwirtschaft immer noch relativ vielfältig; landwirtschaftspolitische Massnahmen spielen eine wichtige Rolle, weil diese Vielfalt höhere Kosten verursacht und mehr Fachwissen als ein Monokultur-System erfordert. Mit einer Fruchtfolge und einer geeigneten Wahl der angebauten Arten, mit einer Bodenbedeckung durch Pflanzen und verschiedenen Arten der Bodenbearbeitung lassen sich die Lebenszyklen vieler Schädlinge und Krankheitserreger durchbrechen und Unkräuter bekämpfen.

Zum Beispiel verursacht der Maiswurzelbohrer, Diabrotica virgifera, ein Schädling, der in den 2000er-Jahren nach Europa gelangte, in der ganzen Welt bedeutende Schäden. Dieses Insekt lebt in Maiskulturen, wo es die Eier Ende Sommer in den Boden legt. Die geschlüpften Larven überdauern den Winter im Boden. Im Frühling ernähren sie sich von den Maiswurzeln – oder sterben ab, wenn auf der Parzelle stattdessen Weizen wächst. Agroscope konnte nachweisen, dass der Maiswurzelbohrer ohne Pflanzenschutzmittel erfolgreich bekämpft werden kann, wenn auf die Maiskultur im darauffolgenden Jahr eine andere Kultur, im Allgemeinen Getreide, angebaut wird.

Die Biodiversität ist nicht nur für das Gleichgewicht und die Erhaltung von natürlichen Ökosystemen nützlich, sondern auch für die landwirtschaftlichen Kulturpflanzen und die Bodenfruchtbarkeit. Die Förderung von Insekten und insbesondere von Bestäubern, Bakterien und Pilzen ist daher doppelt sinnvoll. Es ist erwiesen, dass Anbaumethoden wie die Bodenbedeckung durch Pflanzen, Blühstreifen, Mischkulturen, das Anlegen von Hecken sowie die Einrichtung kleiner Strukturen (Haufen mit Ästen, Steinmauern, temporäre Tümpel usw.) wesentlich zu einer grösseren Vielfalt beiträgt. In verschiedenen Forschungsarbeiten untersucht Agroscope, welche Kulturen und Anbausysteme die Biodiversität in einer bestimmten Umgebung fördern, einen minimalen Input an Dünger und Pflanzenschutzmitteln benötigen und gleichzeitig hohe Erträge ermöglichen. Beispielsweise hat der Anbau von Raps zusammen mit bestimmten Begleitkulturen wie Weizen, Erbsen usw. bedeutende positive Wirkungen auf die Unkrautbekämpfung (keine Behandlung erforderlich) und den Ertrag (geringere Düngung dank Leguminosen), während gleichzeitig die Artenvielfalt gefördert wird.

 

Die Einfuhr von Schädlingen verhindern

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Mit der Globalisierung steigt die Gefahr, dass über den See- oder Luftweg Schadorganismen in die Schweiz gelangen. Sie können sich rasch ausbreiten, da es keine natürlichen Feinde gibt. Grenzkontrolle und Quarantäne spielen eine entscheidende Rolle in der Bekämpfung von Krankheitserregern. Agroscope hat beispielsweise mit dem Eidgenössischen Pflanzenschutzdienst einen Schnelltest zur Identifizierung von Schadorganismen entwickelt, die auf importiertem Pflanzenmaterial vorkommen können.