Weltweit sind 22% und in Westeuropa sind 15% der Todesfälle auf ernährungsbezogene Risi-kofaktoren zurückzuführen. Vor diesem Hintergrund sind Massnahmen zur Stärkung der Er-nährungsforschung in der Schweiz von zentraler Bedeutung. Der vorliegende Bericht fasst die Erkenntnisse des Satellite Meetings «Lücken schliessen in der Schweizerischen Ernährungsforschung – die Sicht der Stakeholder» zusammen, welches am 12. September 2019 im Kreise von 71 Expertinnen und Experten aus rund 45 verschie-denen Institutionen stattfand. Vertreten waren Stakeholder aus den Bereichen Ernährungsfor-schung, Landwirtschaft, Lebensmittel- und Ernährungsindustrie, Ernährungsberatung und Public Health. Das Satellite Meeting verfolgte das Ziel, die innovative Ernährungsforschung in der Schweiz zu fördern. Der vorliegende Bericht richtet sich primär an die Teilnehmenden des Satellite Meetings sowie an Entscheidungsträger im Bereich der Schweizerischen Ernäh-rungsforschung. Er erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit; die Erkenntnisse können aber als repräsentativ für die Ernährungsforschungslandschaft Schweiz betrachtet werden. Das Satellite Meeting zeigte, dass die verschiedenen Stakeholdergruppen zahlreiche gemein-same Interessen haben. Trotz der hohen Relevanz thematischer Lücken in der Schweizeri-schen Ernährungsforschung waren sich die Expertinnen und Experten einig, dass mit erster Priorität die Gründung eines Schweizer Kompetenzzentrums für Ernährungsforschung ge-prüft bzw. aufgegleist werden sollte. Daraus ergeben sich die nachfolgenden Empfehlungen: - Erstellung und regelmässige Aktualisierung einer Nationalen Ernährungsforschungsstrate-gie als Orientierungsrahmen für alle in der Ernährungsforschung tätigen Fachpersonen - Erhöhung der Qualität der Schweizerischen Ernährungsforschung im Sinne einer «Nutriti-on Science Quality Initiative» - Förderung von Verbundforschung auf nationaler und internationaler Ebene - Förderung des Austausches bzw. der Vernetzung zwischen Ernährungsforschenden auf nationaler und internationaler Ebene, Förderung des Dialogs zwischen Forschung und Praxis sowie Erhöhung der Sichtbarkeit von Schweizer Forschung - Bündelung der Mittel zur Finanzierung der Ernährungsforschung in der Schweiz und Er-höhung der diesbezüglichen Transparenz - Verbesserung der Informationsqualität, Stärkung des Vertrauens in die Ernährungsfor-schung und damit Erhöhung der Glaubwürdigkeit Verschiedene strukturelle Schwächen in der Ernährungsforschungslandschaft Schweiz wur-den bereits im Rahmen der Expertenbefragung aus dem Jahr 2010 geäussert; diverse da-mals empfohlenen Massnahmen wurden auch im Rahmen des Satellite Meetings genannt: z.B. Förderung der interdisziplinären Ernährungsforschung, Stärkung des Themas Ernährung auf politischer Ebene. Viele diskutierten Schwächen und Lücken sind allerdings kein alleiniges Problem der Ernäh-rungsforschung, sondern betreffen alle Wissenschaftsfelder der Life Sciences (z.B. mangeln-de Reproduzierbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse). Aufgrund der Komplexität der Er-nährungswissenschaft (Interaktionen von Inhaltsstoffen, komplexe Wirkungen der Inhaltsstof-fe im menschlichen Körper, diverse Einflussfaktoren auf Essverhalten usw.), sind die Schwä-chen und Lücken in der Ernährungsforschung aber noch stärker ausgeprägt. Es ist an der Zeit, mit einer Stimme zu sprechen, um u.a. das Vertrauen in die Ernährungsforschung zu stärken. Der Wille der verschiedenen Stakeholdergruppen, die Zukunft der Ernährungsforschung in der Schweiz gemeinsam zu gestalten, war im Rahmen des Satellite Meetings gut spürbar. Nun sind konkrete Handlungen gefragt.
Vergères G., Mühlemann P.
Satellite Meeting vom 12. September 2019 "Lücken schliessen in der Schweizerischen Ernährungsforschung – die Sicht der Stakeholder".