Wie viel Wasser braucht die Schweizer Landwirtschaft jetzt und in Zukunft?

Bewässerung, Regenbogen über Feld, Klima, Klimarisiken
© Annelie Holzkämper, Agroscope

Wasser für Bewässerung wird zunehmend knapper

Mit dem Klimawandel nimmt der Niederschlag im Sommer im Schweizer Mittelland ab. Gleichzeitig steigt der potentielle Bewässerungsbedarf. Daten über den Wasserverbrauch für Bewässerung stehen nur bruchstückhaft zur Verfügung. Zur Früherkennung und Vermeidung von Wassernutzungskonflikten bedarf es daher zuverlässiger Schätzungen des landwirtschaftlichen Wasserverbrauchs unter aktuellen und zukünftigen Bedingungen. An dieser Stelle setzte das BAFU-finanzierte Projekt «SwissIrrigationInfo» an, das Agroscope in Kooperation mit der HAFL durchgeführt hat. Ziel der Arbeiten von Agroscope war es, eine Methode zu entwickeln und zu erproben, die es ermöglicht, bestehende Informationslücken bestmöglich zu schliessen und so eine Abschätzung des jährlichen Gesamtwasserverbrauchs für die landwirtschaftliche Bewässerung in der Schweiz durchzuführen.

Ein Versuch, Informationslücken modellbasiert zu schliessen

Kernstück der Methodik bildet dabei der FAO56-Ansatz zur Schätzung der Bewässerungsbedarfs unterschiedlicher Kulturen in Abhängigkeit von Klima- und Bodeneigenschaften. Dieser Modellansatz wurde im Rahmen dieser Arbeit für zehn Kulturen bzw. Kulturgruppen parametrisiert. Neben Literatur- und Expertenwissen wurden vorhandene Daten zur Praxisbewässerung für unterschiedliche Standorte, Kulturen und Jahre verwendet, um die kulturspezifischen Parametrisierungen bestmöglich abzustützen. Die verwendeten Bewässerungsinformationen stammen aus dem Bewässerungsnetz der HAFL, sowie aus dem Ressourcenprojekt «Effiziente Bewässerung Waadt».

Schweizweit am meisten Bewässerung für Gemüse, Obst und Grünland

Die parametrisierten Modelle wurden auf Basis schweizweit verfügbarer Daten zu Klima, Boden und Landnutzung angewandt, um den schweizweiten Wasserverbrauch für Bewässerung für die Jahre 2021-2023 abzuschätzen (Abbildung 1). So wurde für das Jahr 2021 ein Verbrauch von rund 9.5 Mio m3, für das Jahr 2022 von 41 Mio m3 und für das Jahr 2023 von rund 31 Mio m3 geschätzt. Die Kulturen mit dem grössten Bewässerungsbedarf waren gemäss dieser Schätzung Gemüse, Obst und Grünlandflächen. Insbesondere in den südwestlichen Teilen des Mittellandes und im Wallis ist der geschätzte Wasserverbrauch gross.

Bewässerung, modellierte Bewässerungsmenge
Abbildung 1: Modellierte Bewässerungsmengen auf Parzellenebene in Abhängigkeit von Kultur, Boden und Klima in 2021, 2022 und 2023 (von links nach rechts; Hintergrund: Swisstopo) aus Baumgartner et al. 2025 (https://doi.org/10.34776/as212g)

Für die Zukunft ist mit zunehmendem Wasserverbrauch für Bewässerung zu rechnen

Auf Basis der lokal heruntergebrochenen CH2018-Klimaprojektionen wurden für alle hier betrachteten Kulturen/Kulturgruppen auch die zukünftigen Bewässerungsmengen abgeschätzt und schweizweit hochskaliert. Ohne Klimaschutz (RCP8.5) wurde der mittlere Wasserverbrauch bis zum Ende des Jahrhunderts (2077-2099) um etwa 20 % steigen, mit moderatem Klimaschutz (RCP4.5) um etwa 5 %.

Unsicherheiten sind noch gross – genauere Daten können in Zukunft helfen

Obwohl die Modellparametrisierungen sich nicht nur auf Literatur- und Expertenwissen, sondern zu einem grossen Teil auch auf Referenzinformationen zur Praxisbewässerung stützen, bleiben die Modellschätzungen ungenau. Das Entscheidungsverhalten der LandwirtInnen beim Einsatz von Bewässerung ist sehr variable und limitiert die modell-gestützte Vorhersagbarkeit der eingesetzten Bewässerungsmengen. Auf regionaler Ebene hat insbesondere die Genauigkeit der Informationen über bewässerte Kulturflächen einen grossen Einfluss auf die Schätzgenauigkeit. Dort wo diese Informationen vorhanden waren, stimmten die Schätzmengen recht gut mit den erhobenen Entnahmemengen überein.
Bessere Grundlageinformationen zu bewässerten Kulturflächen, zusätzliche Referenzinformationen für Bewässerungs- und Entnahmemengen werden entscheidet sein, um die Schätzgenauigkeit in Zukunft zu verbessern.
 

Weitere Informationen

Publikationen

Projektpartner

  • Frank Liebisch (Agroscope)
  • Helge Aasen (Agroscope)
  • Andreas Keiser (HAFL)
  • Andrea Marti (HAFL)

Ansprechperson