Projekt PestiRed: Weniger Pestizide in Ackerkulturen dank agrarökologischem Ansatz
Mit dem Projekt PestiRed soll der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Ackerkulturen in der Schweiz um 75% gesenkt und gleichzeitig der wirtschaftliche Ertrag um höchstens 10% geschmälert werden. Mehr als 70 Betriebe beteiligen sich an diesem innovativen und ambitionierten Projekt, das von Agroscope und IP-Suisse initiiert wurde.
Im Rahmen von PestiRed werden mehr als 20 präventive Massnahmen als Alternative zur chemischen Bekämpfung angewendet. Die verschiedenen Ansätze, ihre Kombinationen und ihre Interaktionen werden im Rahmen von Fruchtfolgen während 6 Jahren untersucht (Abbildung 1).
Zu den untersuchten Massnahmen gehören Mischkulturen*, der Einsatz von wenig krankheitsanfälligen Sorten, die mechanische Unkrautbekämpfung, Push-Pull-Techniken* oder auch der Einsatz neuer Präzisionstechnologien (Aussaat und Hacken mit GPS-Lenksystemen). Das Projekt wird über eine Gesamtdauer von acht Jahren durchgeführt (2019-2027), und es beteiligen sich 70 Ackerbaubetriebe in drei verschiedenen Kantonen (Genf, Waadt, Solothurn). Ergänzende Versuche finden auf den Versuchsbetrieben von Agroscope in Changins, Oensingen und Reckenholz statt.
Interaktionen zwischen landwirtschaftlicher Praxis, Beratung und Forschung
PestiRed ist nach einem partizipativen Ansatz mit Co-Innovationsprozess organisiert: Knowhow und Erfahrungen werden zwischen Praxis und Forschung in beide Richtungen ausgetauscht. Landwirtschaftliche Betriebe, Beratung und Forschung entwickeln und optimieren gemeinsam Pflanzenschutzstrategien und -massnahmen. Die chemische Bekämpfung kommt nur als letztes Mittel zum Einsatz, wobei die bewährten Grundsätze der Integrierten Produktion (IP) eingehalten und noch konsequenter angewendet werden. Die Landwirtschaftsbetriebe wenden diese Massnahmen auf Versuchsparzellen an und vergleichen die Wirkung mit Kontrollparzellen desselben Betriebs, bei denen der Anbau auf herkömmliche Weise erfolgt.
Die alternativen Massnahmen werden so kombiniert, dass eine Reduktion der Pflanzenschutzmittel (Herbizide, Fungizide, Insektizide) um 75 % erreicht wird, ohne dabei mehr als 10 % des wirtschaftlichen Ertrags einzubüssen.
Während des gesamten Projekts können Anpassungen und neue Techniken entwickelt und eingeführt werden. Es wird auch evaluiert, ob die untersuchten alternativen Strategien von den Betrieben akzeptiert werden und ob diese Strategien auf die ganze Schweiz ausgeweitet werden können.
Die am Projekt PestiRed beteiligten landwirtschaftlichen Betriebe erhalten finanzielle Beiträge zur Kompensation des zusätzlichen Arbeitsaufwands und allfälliger Ernteeinbussen.
Verschiedene Partner
Das Projekt PestiRed wurde von den Forschenden bei Agroscope konzipiert und ausgearbeitet und anschliessend in Zusammenarbeit mit IP-Suisse weiterentwickelt. Die Umsetzung erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen den Partnern der Landwirtschaftsämter und landwirtschaftlichen Beratungsstellen der am Projekt beteiligten Kantone (Waadt, Genf, Solothurn), von Agridea, IP-Suisse und Agroscope. Agroscope wird das Projekt wissenschaftlich begleiten.
Finanzierung
PestiRed findet im Rahmen des Ressourcenprogramms (Art. 77a und 77b LwG) statt, das vom BLW finanziert wird. Zudem wird es von den Landwirtschaftsämtern der Kantone Genf, Waadt und Solothurn, den landwirtschaftlichen Beratungen dieser drei Kantone (ProConseil Sàrl, AgriVulg Sàrl, Beratungszentrum Wallierhof) und von Partnern aus der Privatwirtschaft unterstützt (IP-Suisse, fenaco und Nestlé Waters).
*Mischkultur: Bei der hauptsächlich im biologischen Anbau praktizierten Mischkultur werden auf derselben Parzelle verschiedene Sorten oder Arten angebaut (z.B. Getreide und Leguminosen). Mit dieser Methode kann die Ausbreitung von Krankheiten, Schädlingen und Unkraut eingeschränkt werden.
*Push-pull Methode, bei der Schadinsekten durch natürliche Mittel (Pflanzen oder Substanzen) aus der Kultur vertrieben (Push) und durch andere natürliche Substanzen oder Pflanzen am Rand der Kultur weggelockt werden (Pull).