Der Klimawandel ist ein wichtiger Faktor für Ertrags- und Qualitätsverluste bei der Futterproduktion, insbesondere wegen der Zunahme von Trockenperioden in der Vegetationszeit. Die Agroforstwirtschaft könnte ein vielversprechender Ansatz für die Futterproduktion sein, vor allem im Sommer, wenn das Risiko eines trockenheitsbedingten Produktionsrückgangs am grössten ist. Im Rahmen des Projekts #AgroForageTree soll das Potenzial von Hecken mit Futterbäumen getestet werden, die insbesondere im Sommer zusätzliches Futter in Form von Laub liefern.
Futterhecken
Viele Bäume und Sträucher sind trockenheitsresistenter als krautige Pflanzen, da sie durch ihr tieferes Wurzelsystem an Wasser in tieferen Bodenschichten gelangen können. Die Blätter einiger Futterbaumarten wie Eschen, Maulbeeren und Weiden, zeichnen sich durch eine ausgezeichnete Verdaulichkeit und einen hohen Nährwert für das Vieh aus.
Neben den direkten positiven Auswirkungen auf die Versorgung und die Gesundheit der Tiere und reduzierte Methanemissionen bieten Futterhecken auch vielfältige Ökosystemleistungen, wie die Erhöhung der Biodiversität (z. B. Vielfalt an Pflanzen, Insekten und Vögeln), die Speicherung von Kohlenstoff und eine Reduktion der Nährstoff-Auswaschung. Noch sind Agroforstsysteme aber in einem ganzheitlichen und interdisziplinären Ansatz zu prüfen, da die komplexen Wechselwirkungen zwischen spezifischen Bewirtschaftungsmethoden, Produktivität, Nachhaltigkeit und den verschiedenen Ökosystemleistungen im Zusammenhang mit der Agroforstwirtschaft für die Futtermittelproduktion bisher kaum untersucht wurden.
Projektziele
Im Rahmen des AgroForageTree Projekts (SNSF Projekt n°315230_215044) soll das Potenzial von Futterhecken untersucht werden, im Sommer (neben Gras) zusätzliches Futter durch das Laub der Futterbäume bereitzustellen. Das Projekt umfasst fünf Hauptziele:
- Untersuchung der Überlebensraten, des jährlichen Wachstums, der Kohlenstoffspeicherung, der Wassernutzungseffizienz und der photosynthetischen Aktivität von fünf ausgewählten Futterbaumarten im Dauergrünland an verschiedenen Standorten entlang eines Höhen- und Klimagradienten.
- Bestimmung der Laubproduktion sowie des Nährstoffgehalts und der Verdaulichkeit der Blätter von fünf Futterbaumarten und deren Veränderung während der Vegetationsperiode entlang des Höhen- und Klimagradienten.
- Untersuchung der Auswirkungen von Futterhecken auf die Biodiversität und die Ökosystemleistungen in den Jahren nach der Pflanzung der Agroforstsysteme.
- Bewertung des Geschmacks und der Präferenz für die fünf Futterbaumarten durch verschiedene Tierkategorien sowie der Methanemissionen, der Nährstoffaufnahme und der Verdaulichkeit im Zusammenhang mit dem Verzehr des Laubes.
- Schätzung der Wirtschaftlichkeit von Futterhecken im Vergleich zu reinen Wiesensystemen auf Parzellen- und Betriebsebene.
Das Wachstum der Bäume, ihr Ertrag und ihre Futterqualität, ihr Geschmack und die Präferenz der Nutztiere sowie die Auswirkungen der Futterhecken auf die Biodiversität und die Ökosystemleistungen werden vier Jahre lang auf sieben landwirtschaftlichen Betrieben in der Westschweiz evaluiert (Doktorarbeit von Julie Botzas-Coluni, 2024-2028). Anhand dieser Daten soll die Wirtschaftlichkeit von Futterhecken auf der Ebene des landwirtschaftlichen Betriebs unter Berücksichtigung des prognostizierten Ertragsrückgangs der grasbasierten Fütterung im Sommer in den kommenden Jahrzehnten geschätzt werden.