- Beste studentische Arbeit (Sponsor B&M Agrotech)
Rebekka Gerber, «Aufwertung der Biodiversität in Reitsportanlagen» - Bestes wissenschaftliche Poster (Sponsor Identitas AG)
Annik Gmel, «Kann die Korrektheit der Gänge vom Körperbau abgeleitet werden?» - Bester wissenschaftlichen Vortrag (Sponsor commune d’Avenches)
Marie Roig-Pons, «Ist die Verwendung von Heunetzen mit Gesundheitsrisiken für unsere Pferde verbunden?» - Tierwohlpreis (Sponsor Haldimann Stiftung)
Maëlle Calas, «Entwicklung und Prüfung einer Apparatur, mit der Pferde durch Verwendung von Symbolen ihre Präferenzen mitteilen können» - Tierwohlpreis (Sponsor Haldimann Stiftung)
Miriam Baumgartner, «Welches Tier-Fressplatzverhältnis an zeitgesteuerten Heuraufen ist tiergerecht?»
Erfolgreiche Tagung Pferdeforschung Schweiz in Avenches
Das Schweizer Nationalgestüt von Agroscope freute sich, am 20.4.2023 die beliebte Pferdeforschungstagung in Avenches wieder durchführen zu können. Diese Veranstaltung stellt eine einzigartige interdisziplinäre Plattform für den Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und allen Akteurinnen und Akteuren der Schweizer Pferdebranche dar. Dies entspricht einem wichtigen Fokus des Arbeitsprogrammes 2022−2025 von Agroscope, welches der Zusammenarbeit mit sämtlichen Beteiligten der Wertschöpfungskette grosse Bedeutung zumisst.
Neuerungen
Nach den mittlerweile 16 Ausgaben der Tagung und nach zwei pandemiebedingten Unterbrechungen schien die Zeit für einige Neuerungen gekommen. So erfolgte die Durchführung neu als Hybridtagung, weshalb nebst den 150 Teilnehmenden vor Ort zusätzlich über 100 Personen aus der Ferne begrüsst werden konnten. Sie verteilen sich von der Schweiz über Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg, Österreich bis hin nach Tunesien! Die Veranstaltung wird im Weiteren künftig im Zweijahresrhythmus durchgeführt – alternierend mit der Tagung «Equiday» in Avenches, welche noch praxisbezogener themenspezifische Inhalte vermittelt, oft in Form eines Postenlaufs und verschiedener Demonstrationen. Nicht zuletzt und Hand in Hand mit diesen Änderungen erfolgte eine Namensänderung - von «Jahrestagung Netzwerk Pferdeforschung Schweiz» in «Tagung Pferdeforschung Schweiz».
Reichhaltiges Programm
So frisch wie der Morgen, zeigten sich die Nachwuchsforschenden, welche den ersten Teil «Studentische Arbeiten» bestritten.
Das Publikum sah, dass Pferde wohl lernfähiger sind, als manchmal angenommen, zumindest wenn eine Belohnung in Aussicht gestellt ist. Einige Pferde schaffen es, ihre Vorlieben via Symbolsprache dem Menschen mitzuteilen – das eröffnet völlig neue Ansätze zur Tier-Mensch Kommunikation.
Das Stallklima scheint den Jungforschern am Herzen zu liegen. Dieses erwies sich im untersuchten NPZ Bern ohnehin und auch ohne Belüftungssystem als sehr gut und ist zudem nicht nur von der Einstreuwahl, sondern mit-entscheidend vom Stallmanagement abhängig. Nach Einsatz im Stall kann übrigens der Wert von gebrauchter Einstreu als Co-Substrat in Biogasanlagen dank Dampfvorbehandlung erhöht werden.
Auch der Umweltschutz beschäftigt unsere Studierenden, und mit einer Aufwertung der Biodiversität könnten Reitsportanlagen einen Zusatznutzen mitbringen.
Schliesslich zeigte eine schöne Arbeit, dass die Aufnahme von Raufutter aus Slowfeedern dem natürlichen Grasen ähnlicher ist als der Verzehr von offen dargelegtem Heu.
Wichtiger Gastvortrag
Der Gastvortrag von Prof. Dr. Hanno Würbel brachte anschaulich näher, wie «gute» Forschung erkannt und entsprechend Vertrauen in deren wissenschaftliche Erkenntnisse aufgebaut werden kann. Es gilt, drei Kriterien zu erfüllen: Beantwortung relevanter Fragen, Einhalten der Regeln guter Forschungspraxis und Wahrnehmung der ethischen Verantwortung.
Vorstellung aktueller wissenschaftlicher Studien der Pferdeforschung
Im Block 1 der Tagung erfuhr das Publikum, wie wichtig es ist, subtile Stresssignale von Pferden mit eher introvertierter Persönlichkeit zu erkennen und dass es das Auge zu trainieren gilt, um echte Freundschaften zwischen Pferden erfassen zu können.
Ob Mann oder Frau führt zu einer unterschiedlichen Einstellung gegenüber dem Pferd und beeinflusst insbesondere, wie mit diesem umgegangen wird. Wer strebt wohl eher eine dominante Rolle an und wer sucht vermehrt nach einer harmonischen Mensch-Tier-Beziehung?
Interessanterweise erfuhren die Anwesenden schliesslich, dass unsere einheimische Pferderasse, der Freiberger, im Vergleich mit anderen Rassen relativ wenig ingezüchtet ist, und erstaunlich hohe individuelle Vollblut-Fremdbutanteile aufweist, obwohl historisch keine Vollbluteinkreuzung nachgewiesen ist.
Der zweite Block führte das Publikum dank einer neuen Exterieur-Erfassungsmethode zu Kandidatengenen beim Lipizzanerpferd für Gesundheit und Langlebigkeit. Hingegen sind Winkelmessungen der Gelenke von Pferden alleine offenbar nicht geeignet, um die Geradlinigkeit von Gangarten vorherzusagen. Zur Fütterung mit Heunetzen nahm eine epidemiologische Studie den Pferdehaltenden die Angst vor potentiell dadurch verursachten Muskel- und Skelett-Beschwerden. Zudem erfuhren die Anwesenden, dass Pferde möglicherweise bald dank eines humanen Impfstoffes gegen die von Zecken verursachte Frühsommer-Meningoenzephalitis geschützt werden können. Schliesslich wurden Ergebnisse zu einem vielversprechenden Marker für den Reifestand der weiblichen Gameten bei Stuten präsentiert, was allenfalls auch als Vorhersage der Fertilität genutzt werden könnte.
Im dritten und letzten Block ging es nur noch um die Pferdehaltung und die Zuhörer sowie Zuhörerinnen lernten, dass Pferde wohl wesentlich mehr Platz brauchen als oft gedacht, um in Gruppenhaltung ungestört fressen zu können. Das untypische Harnen in Fütterungs-Abrufstationen stellt die Forschenden und Pferdepraktiker sowie -praktikerinnen vor Herausforderungen. Andererseits scheint dank einer letzten Studie erwiesen, dass mit der neuen Sozial-Boxe eine deutliche Verbesserung der Haltungssituation von Hengsten erreicht werden kann, ohne dass sich dies negativ auf deren Einsatz beim Gespannfahren auswirkt.
Citizen Science Forschung
Zum Abschluss wurde das Publikum in das grosse Potential und den Wert von sogenannten Citizen Science Studien eingeweiht. Auf deutsch als «Bürgerwissenschaft» bezeichnet, handelt es sich dabei um ein Vorgehen, bei welchem Forschende und freiwillig teilnehmende interessierte Personen aus der Bevölkerung zusammenarbeiten, um gemeinsam Forschung zu betreiben. Anlässlich des Equidays 2021 in Avenches konnten einige solche Versuche gestartet werden, um Erfahrungen zu sammeln und dafür geeignete Fragestellungen zu erkennen.
Dr. Iris Bachmann
Leiterin Forschungsgruppe Equiden
Agroscope, Schweizer Nationalgestüt SNG
Folgende Forschungsarbeiten wurden ausgezeichnet:
Programm
Publikationen
Untenstehend finden Sie die N° 133 von Agroscope Science, mit der Zusammenfassung der Vorträge. Viel Spass beim Lesen.
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