Wie viele Gesetze und Reglemente braucht der Pferdesektor in der Schweiz?
Diese Frage stand im Zentrum der Podiumsdiskussion der 11. Jahrestagung des Netzwerks Pferdeforschung Schweiz vom 7. April 2016. An der ausverkauften Tagung debattierten Vertreter von Bund und Pferdebranche sowie das Publikum Themen zu diesem Kontext. Die Podiumsdiskussion forderte keine neuen Gesetze, aber deren bessere Umsetzung. Dazu wurden mehr praxisnahe Ausbildung und Forschung gefordert. In Vorträgen und als Poster präsentierten rund 40 Forschende ihre jüngsten Resultate der Schweizer Pferdeforschungsgemeinschaft und dem breiten Publikum im Théâtre du Château in Avenches.
Wird in der Schweiz über Pferde diskutiert, so spielen Gesetzgebungen und Reglemente sofort eine zentrale Rolle. Zudem ist die Komplexität der Regelwerke hoch. Bezeichnend in diesem Zusammenhang ist, dass ein neu publizierter Ratgeber „Pferd im Recht transparent" über 600 Seiten umfasst und vermutlich noch immer nicht alle Fragen zu beantworten vermag! Entsprechend dem wachsenden Pferdebestand in der Schweiz werden sämtliche Aktivitäten rund um Pferde vermehrt wahrgenommen und kritisch beurteilt. Die Pferdebranche nutzte die Netzwerktagung Pferdeforschung als Forum zum Austausch von Wissen und Positionen in Hinblick darauf, für die Branche förderliche Rahmenbedingungen zu erzeugen, dies jedoch auch im Wissen um die gleichwertigen Bedürfnisse aller branchenfremden Akteure.
Neueste Erkenntnisse zu Gesundheit, Genetik und Pferdehaltung
Die multidisziplinäre Tagung zeigte ein vielseitiges Bild der gut vernetzten Schweizer Pferdeforschung. Jüngste Erkenntnisse zur Therapie von Erkrankungen und Unfällen wurden mit neuesten Studien über die Hengsthaltung in Sozialboxen ergänzt. Die Forschung ist auf der Suche nach Formen der Gruppenhaltung, die allen Pferden stressloses Ruhen ermöglicht. Ebenso zogen die Forschenden Bilanz nach zwei Jahren Erfahrung mit der neuen Melde- und Informationsplattform für Pferdekrankheiten Equinella und vieles mehr.
Auch Wohlbefinden und Verhaltensmerkmale erforscht
Heute zählt zur Beurteilung des Wohlergehens von Tieren nicht nur die physische Gesundheit, sondern auch der emotionale Zustand. Erste Untersuchungen zu den Augenfalten von Pferden zeigen, dass diese „Sorgenfalten" uns sehr wohl deren Gefühle verraten. Und erste standardisierte Tests zeigten erfolgversprechende Dimensionen auf dem Weg zur Erforschung von Genen, die das Temperament von Pferden beeinflussen.Die Forschungsarbeiten sind im Schweizer Archiv für Tierheilkunde sowie im Tagungsband Agroscope Science publiziert.
Beste Forschungsarbeiten prämiert
Das Netzwerk Pferdeforschung Schweiz prämierte die besten Präsentationen und Poster.
Programm 2016
Posterliste
Bedarf Pferdeforschung
Publikationen
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Folgende Forschungsarbeiten wurden ausgezeichnet:
Preis |
Autoren |
Titel |
Institution |
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Wissenschaftlicher Preis - beste Präsentation |
Lukas Kenel |
Das Grosstier-Vertikalbergungsset (GTVBS) - Entwicklung sowie Evaluation der Bergungen von 47 Pferden und Kühen |
Departement für Pferde, Vetsuisse-Fakultät, Universität Zürich |
Wissenschaftlicher Preis - bestes Poster |
Mirjam Frischknecht |
Selektions-Signaturen beim Shetland Pony |
Agroscope, Schweizer Nationalgestüt SNG, Avenches; Kompetenzzentrum für Tierzucht und Genetik der Universität Bern, Berner Fachhochschule HAFL & Agroscope; Institut für Genetik, Vetsuisse Fakultät Universität Bern, Bern |
Wissenschaftlicher Spontanpreis |
Franziska Remy-Wohlfender, vorgetragen von: Daniela Hadorn |
Zwei Jahre Erfahrung mit Equinella, der neuen Melde- und Informationsplattform für Pferdekrankheiten |
Institut suisse de médecine équine ISME, Agroscope und Vetsuisse-Fakultät, Universität Bern |
Preis Zucht |
Anja Zollinger |
Die "Sozialboxe" erlaubt den Hengsten vermehrten Sozialkontakt |
Agroscope, Schweizer Nationalgestüt SNG |
Preis |
Franziska Kägi |
Qualität und Management von Schweizer Pferdeweiden in der Praxis |
Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften |
Hier ein paar Eindrücke zu der Netzwerktagung Pferdeforschung 2016