Im Futterbau zeichnen sich Klee-Gras-Mischungen gegenüber Gras-Reinbeständen durch gewichtige Vorteile bezüglich der Ressourceneffizienz aus. Agroscope-Fachleute entdeckten, dass die besonderen Eigenschaften der Klee-Arten, aber auch gegenseitige positive Interaktionen der Mischungspartner eine grosse Rolle spielen. Solche Qualitätsmischungen erzielen in der Schweiz einen Marktanteil von mehr als achtzig Prozent.
Die Produktion von hochwertigem Raufutter für unsere Nutztiere hat im Grasland Schweiz eine zentrale Bedeutung. Doch Ressourcenknappheit und Klimawandel stellen den Futterbau vor neue Herausforderungen.
Mit Symbiose Ressourcen schonen
Stickstoff ist in unserer Landwirtschaft oft die am meisten wachstumslimitierende Ressource. Die industrielle Herstellung von mineralischen Stickstoffdüngern ist eine mögliche Lösung, doch dieser Vorgang benötigt sehr viel Energie und produziert grosse Mengen an Treibhausgasen. Demgegenüber können Klee-Arten in Symbiose mit Bakterien den Luftstickstoff umweltschonend binden. In Klee-Gras-Mischungen kommt der gebundene Stickstoff auch den Gräsern zugute. Im Rahmen des EU-Projektes AnimalChange konnte Agroscope zeigen, dass Klee-Gras-Mischungen bei gleichem Düngereinsatz 55 Prozent mehr Proteinertrag liefern als Gras-Reinbestände. Dabei reichte schon ein Kleeanteil von einem Drittel aus, um diesen Effekt zu erzielen.
Gezielte Nutzung der funktionellen Pflanzeneigenschaften
Das gezielte Kombinieren von Pflanzenarten mit unterschiedlichen Eigenschaften (z.B. Flachwurzler und Tiefwurzler) hat sich als positiv für die Ressourceneffizienz sowie für die Höhe und Stabilität der Erträge erwiesen. Im Projekt MultiSward konnte dies von Agroscope nachgewiesen und auch unter Weidebedingungen bestätigt werden. Man hat zeigen können, dass sich die Gras- und Kleepartner bezüglich der Stickstoffeffizienz perfekt ergänzen: Die Kleearten werden durch die Gräser zu einer besonders aktiven Fixierung von Luftstickstoff angeregt; die Gräser sorgen für eine effiziente Ausnutzung des verfügbaren Stickstoffs. Mit Mischungen wird zudem die Nährstoffaufnahme des Rindviehs gefördert, was ein wichtiger Aspekt für eine graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion ist. Das Projekt MultiSward wurde von Frankreich und der EU mit dem Prädikat «besonders erfolgreich» ausgezeichnet.
Auf der Jagd nach bioaktiven Inhaltsstoffen
Bioaktive Inhaltsstoffe wie kondensierte Tannine sind im Pansen der Wiederkäuer in der Lage, mit Proteinen Bindungen einzugehen und diese vor dem Abbau zu schützen. Dies ist vor allem bei wiesenfutterbetonten und dadurch proteinreichen Rationen vorteilhaft, da so das Futterprotein effizienter genutzt werden kann. Deshalb beschäftigt sich Agroscope mit tanninhaltigen Futterleguminosen, darunter heute noch wenig genutzte Arten wie Hornklee und Esparsette. Es zeigte sich, dass der Gehalt der Tannine und ihre chemische Struktur schwanken und durch unterschiedliche Faktoren wie Sorte, Standort und Schnitt beeinflusst wird. Die Wirkung im Wiederkäuer ist stark von der Tanninkonzentration in der Ration und der chemischen Struktur der Tannine abhängig. Ziel in den laufenden Projekten wie dem EU-Projekt LegumePlus ist es daher, die Tannine hinsichtlich ihrer Struktur und Wirkung genauer zu charakterisieren, damit tanninhaltige Leguminosen auch in Form von Mischungen mit Gräsern effizient in der Wiederkäuerfütterung eingesetzt werden können.
Fortwährende Verbesserung und Qualitätssicherung
Für die futterbaulich wichtigsten Arten von Klee und Gräsern werden von Agroscope neue Sorten gezüchtet, die oft Spitzenplätze im internationalen Vergleich belegen. Die weltweit verfügbaren Zuchtsorten der wichtigen Futterpflanzenarten werden regelmässig unter schweizerischen Anbaubedingungen geprüft. Die besten unter ihnen werden in der Agroscope-Liste der empfohlenen Sorten publiziert. Klee-Gras-Mischungen werden neu entwickelt bzw. ständig verbessert und auf Praxisbetrieben geprüft. Die Rezepte dieser Qualitätsmischungen werden als Standardmischungen für den Futterbau publiziert und in Zusammenarbeit mit der Praxis (AGFF) und Industrie (Samenhandel) mit einem Qualitätslabel ausgezeichnet. Diese Qualitätsmischungen erzielen in der Schweiz einen Marktanteil von mehr als 80 %.