Anbau von Sorghum in der Schweiz – interdisziplinäre Forschung im Jahr der Hirse

Sorghum

Die Vereinten Nationen haben 2023 zum «Internationalen Jahr der Hirse» ernannt. Hirsen haben Vorteile gegenüber anderen Getreidearten oder Futterpflanzen: Sie sind genügsam, dürreresistent, mineralstoffreich und glutenfrei. Agroscope erforscht seit mehreren Jahren u.a. die Hirse-Art Sorghum.

Die Sorghumhirse – um nur eine der vielen landwirtschaftlich nutzbaren Hirsen zu nennen – hat das Potenzial, zu einer nachhaltigen, standortangepassten Land- und Ernährungswirtschaft beizutragen. Deshalb haben die Vereinten Nationen das Jahr 2023 zum «Internationalen Jahr der Hirse» erklärt. Kürzlich trafen sich Fachleute aus sieben Agroscope-Forschungsgruppen und aus den Partnerorganisationen Grangeneuve, Agridea und Prometerre mit Privaten, die mit Sorghum arbeiten, zu einem Austausch. Sorghum erhält seit einigen Jahren nicht nur in der Schweiz, sondern auch weltweit immer mehr Aufmerksamkeit. Der Grund: Hirsen kommen mit weniger Wasser als viele andere Pflanzen zurecht. Sie können somit Dürreperioden besser überstehen, die immer häufiger auftreten.

Vom Futterbau bis hin zur Käseproduktion
In diesem Austausch wurden Ergebnisse aus verschiedenen Projekten zu Anbau und Verwendung von Sorghum als Futterpflanze und als Rohstoff für die Lebensmittelproduktion präsentiert. Wichtige Themen waren die Sorteneigenschaften, die Nutzungsintensität (ein- und mehrschnittig), die Verwendung von Sorghum in Futterbaumischungen mit Leguminosen, der Einsatz als Übersaat südlich der Alpen sowie die Vor- und Nachteile von Sorghum als Futterpflanze im Hinblick auf den Gehalt an blausäurebildenden Inhaltsstoffen.
Bezüglich Einfluss von Sorghum auf die Qualität von Lebensmitteln wurden unter anderem Ergebnisse aus der Käseproduktion vorgestellt. In einem gemeinsamen Projekt von Agroscope und Grangeneuve haben Fachleute die Qualität von Gruyère-Käse untersucht, der aus der Milch von Kühen hergestellt wurde, die entweder Sorghum oder Gras geweidet haben. Dank dieser Studie steht fest: Sorghum als Futterpflanze für Milchkühe beeinträchtigt weder den Käseherstellungsprozess noch die Qualität des Endproduktes.
Das Interesse der Praxis rund um den Anbau dieser noch wenig bedeutenden Kultur wird auch von der landwirtschaftlichen Beratung wahrgenommen. Diese bemüht sich um Informationen und ist interessiert an angewandten und organisationsübergreifenden Projekten.

Silosorghum für beinahe alle Ackerbauregionen der Schweiz geeignet
Aktuell ist die Anbaufläche von Sorghum in der Schweiz noch gering. Mit Blick auf eine mögliche Ausweitung des Sorghum-Anbaus untersuchte Agroscope bereits einen wichtigen Faktor: die klimatischen Bedingungen hierzulande. Das Ziel: herausfinden, welche Gebiete sich innerhalb des Schweizer Ackerlandes für den Anbau von Silo- beziehungsweise Körnersorghum eignen. Temperatursummenkarten zeigen, dass die Wärmeansprüche für den Anbau von Silosorghum schon heute auf beinahe allen Ackerflächen der Schweiz erreicht werden. Der Anbau von Körnersorghum allerdings ist beschränkt auf ausgewählte Gebiete in tiefgelegenen Regionen entlang der Achse Genfersee-Bodensee sowie im Wallis, im Rheintal und südlich der Alpen. Mit der Entwicklung von thermischen Eignungskarten für Silo- und Körnersorghum in der Schweiz lässt sich eine wichtige Informationslücke schliessen. Dazu lesen Sie mehr in der Agrarforschung Schweiz.

Letzte Änderung 19.04.2023

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