Collaboratrici e collaboratori

Da Milchkühe im Laufe der Zeit zuchtbedingt grösser geworden sind, ist zu erwarten, dass grossrahmige Tiere in bestehenden Anbindeställen auf Standplätzen gehalten werden, die nicht ihrer Körpergrösse entsprechen. Ziel der vorliegenden Studie war es, die Auswirkung der Standplatzabmessungen auf die Gesundheit der Gliedmassen, die Sauberkeit und das Verhalten der Kühe zu untersuchen. Zudem wurde überprüft, wie sich die Qualität der Liegefläche hinsichtlich Einstreu auf diese Parameter auswirkt. Die Datenerhebung erfolgte in 31 Milchviehbetrieben, wobei Daten von insgesamt 714 Kühen und hochtragenden Rindern in die Analyse einbezogen werden konnten. Die Betriebe wurden aufgrund der Qualität der Liegefläche drei Kategorien zugeordnet: Läger mit «minimaler Einstreu» (10 Betriebe), Läger mit «reichlicher Einstreu» (12 Betriebe) und Läger mit Strohmatratzen (9 Betriebe). Auf jedem Betrieb wurden die Breite und Länge der Standplätze sowie die Widerristhöhe aller Kühe vermessen. Zudem fand bei jedem Tier eine Beurteilung der Gliedmassengesundheit an den Tarsalgelenken und den Hintervierteln sowie der Verschmutzung der Unterschenkel statt. Ein am Hinterbein angebrachter 3D-Beschleunigungssensor zeichnete die Gesamtliegedauer und die Häufigkeit von Liegephasen der fünf kleinsten und fünf grössten Milchkühe jeden Betriebes über 24 Stunden auf. Anschliessend an eine Morgenmel-kung wurden während zwei Stunden die Steh- und Liegepositionen aller Kühe sowie die Dauer und die Qualität von Abliege- und Aufstehvorgängen bei 10 Fokustieren mittels Direktbeobachtung erhoben. Der Anteil Kühe, die auf zu kleinen Standplätzen gehalten wurden, war hoch. Demzufolge war bei vielen Kühen ein Überliegen der Hinterkante des Lägers oder eine Berührung mit dem Stopprohr und der Kotkante zu beobachten. Dies könnte ein Grund sein, weshalb an den Tarsalgelenken und Hintervierteln häufig Hautschäden zu verzeichnen waren, selbst auf Lägern mit reichlicher Einstreu oder einer Strohmatratze. Die Einstreuqualität wirkte sich aber positiv auf das Liegeverhalten der Kühe aus. Die Gesamtliegedauer und die Häufigkeit von Liegephasen pro Tag waren auf Lägern mit reichlicher Einstreu oder einer Strohmatratze höher als bei Kühen auf Lägern mit minimaler Einstreu. Die Studie zeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen den Standplatzabmessungen und dem Liegeverhalten sowie dem Auftreten von Hautschäden an den Gliedmassen im Anbindestall gibt. Durch eine reichliche Einstreu oder eine Strohmatratze können die Gliedmassengesundheit und das Liegeverhalten positiv beeinflusst werden. Voraussetzung ist, dass die Kühe auf dem Läger genügend Platz haben, so dass sie beim Liegen nicht mit dem Stopprohr oder der Kotkante in Berührung kommen.