Äpfel, die dem Klimawandel und Krankheiten trotzen und gut schmecken

Apfel Klima Wetter

Agroscope und das Versuchszentrum Laimburg im Südtirol suchen gemeinsam neue Wege in der Apfelzüchtung. Das Ziel sind Pflanzen, die gut mit klimatischen Stressfaktoren und Krankheiten zurechtkommen sowie eine hohe Fruchtqualität aufweisen. Erstes Fazit: Die Temperatur hat einen wesentlich grösseren Einfluss auf die Fruchteigenschaften als die relative Luftfeuchtigkeit und der Niederschlag.

Ziel

Eine 2020 unterzeichnete Vereinbarung zwischen Agroscope und Laimburg (Italien) ermöglicht es, aktuelle Herausforderungen in der Apfelzüchtung gemeinsam zu erforschen. Das Ziel ist es, dank moderner und koordinierter Züchtung Apfelsorten zu entwickeln, die qualitativ hochwertig sowie klima- und krankheitsresilient sind. Die Kooperation bringt beiden Partnern Vorteile, weil sie Daten, Zuchtmaterial und Know-how gemeinsam nutzen können.

Neue Resistenzen gesucht

Im Bereich «Pre-Breeding», der so genannten Vorarbeit in der Züchtung von neuen, marktfähigen Sorten, wollen beide Institute neue Resistenzquellen erschliessen. Zudem wollen sie Schorf-, Mehltau- sowie Feuerbrand-Resistenzpyramiden in Kombination mit hoher Fruchtqualität weiterentwickeln. Bei einer Resistenzpyramide enthält eine Pflanze gleich mehrere Resistenzen gegen die gleiche Krankheit – dies erschwert es den Krankheitserregern, sich an die Pflanzenabwehr anzupassen.

Apfelsorten fit für den Klimawandel

Vor dem Hintergrund des Klimawandels wird der Einfluss pedoklimatischer Faktoren an den Standorten Wädenswil (470 m ü.M.), Laimburg (220 m ü.M, südlich von Bozen) und Latsch (670 m ü.M., Vinschgau) auf die Ausprägung qualitätsrelevanter Merkmale wie Fruchtgrösse und Fruchtfarbe untersucht.

Temperatur- (A) und Niederschlagsverlauf (B) an den Standorten Laimburg, Latsch und Wädenswil über die Jahre 2004 bis 2020. Die Temperaturen sind als monatliche Mittelwerte und die Niederschläge als monatliche Summen dargestellt. Die horizontalen Linien zeigen den Trendverlauf für den jeweiligen Standort.

Bei allen drei Standorten kommen Sorten sowie Zuchtnummern aus dem Agroscope-Programm zum Zug. Die erhobenen Daten dieser 17 Sorten reichen bis zu 15 Jahre zurück und werden unter Berücksichtigung der Wetterdaten des jeweiligen Standorts ausgewertet. Bereits in der eher kurzen Zeitperiode von 2004 bis 2020 sind Trends zu beobachten: Während die Temperaturen über die Jahre an allen Standorten leicht zunahmen, ist beim Niederschlag an den beiden Standorten im Südtirol eine leichte Zunahme und in Wädenswil eine Abnahme zu beobachten.

Zur Auswertung beigezogen werden zudem Daten der Ernte (Erntezeitpunkt, Ertrag), der Sortiermaschinen (Grösse, Gewicht, Ausfärbung) und eines Analyseroboters (Festigkeit, Zucker- und Säuregehalt bei der Ernte). Somit kann sowohl der aktuelle Einfluss als auch der zukünftige Einfluss des Klimawandels auf verschiedene Baum- und Fruchteigenschaften untersucht werden. Die Standort-Unterschiede lassen nämlich sozusagen eine kleine Zeitreise zu – gewisse Standorte sind heute schon in einem Zustand, in den die anderen Standorte dereinst gelangen könnten.

Erstes Fazit: Temperatur ist entscheidend

Als erstes Fazit der Auswertungen hat die Temperatur einen wesentlich grösseren Einfluss auf die Fruchteigenschaften, wie zum Beispiel die Farbe, als die relative Luftfeuchtigkeit und der Niederschlag. Anhand weiterer Analysen und Modellierungen können die Stärke dieses und weiterer Effekte genauer untersucht und in Zukunft berücksichtigt werden.

Molekulare Selektion als Beschleuniger

Die Selektion mit Hilfe von molekularen Markern ermöglicht die Auswahl von Nachkommen mit gewünschten Resistenz- und Qualitätsmerkmalen bereits im Sämlingsstadium anhand einer Blattprobe. Ziel der Kooperation in diesem Bereich ist der Erfahrungsaustausch und die gemeinsame Nutzung von externen Analyseplattformen, um Kosten zu senken.

Aussicht auf einen Mehrwert

Die Züchtungskooperation zwischen Agroscope und Laimburg ermöglicht es, Synergien zu nutzen, die genetische Basis der Programme zu erweitern und den Einfluss des Klimawandels auf den Ertrag und die Fruchtqualität zu untersuchen sowie die neuen Erkenntnisse in der Apfelzüchtung einzusetzen.

Kontakt

Walter Guerra, Thomas Letschka, Robert Stocker, Irene Höller, Laimburg, Auer (I)

Mediendienst Agroscope, Schwarzenburgstrasse 161, 3003 Bern

media@agroscope.admin.ch,
Tel. +41 58 466 88 62


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Letzte Änderung 24.03.2021

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