Im Work-Package 4 (WP4) – Fruchtqualität für den Point-of-Sale – werden Methoden entwickelt und validiert, um sortenspezifische Nachernteeigenschaften zu prüfen. Die Resultate verbessern die Entscheidungsgrundlage für die Wahl von geeigneten Sorten (spezifisch für den gewählten Absatzkanal) und ermöglichen sortenangepasstes Nachernte-Handling. WP4 konzentriert sich auf Kirschen und Zwetschgen, im Vergleich zum Kernobst besteht hier Nachholbedarf.
Das Nachernteverhalten (Qualitätsentwicklung) der Früchte wird unter verschiedenen Lagerbedingungen geprüft. Basierend auf Erfahrungen vorgängiger Projekte und in Zusammenarbeit mit den Umsetzungspartnern Tobi Seeobst und fenaco werden die zu testenden Parameter (Sorten, Produktion, Lager) bestimmt. Im Konsumententest werden Akzeptanz und Zahlungsbereitschaft für unterschiedliche Qualitäten am PoS ermittelt, um die getesteten Nachernteverfahren ökonomisch zu bewerten.
Lagerversuch mit Kirschen und Zwetschgen
Grosser Handlungsbedarf besteht insbesondere beim Steinobst, denn vermehrt trifft die Qualität der Früchte am PoS auf Kritik. Dem liegen unterschiedliche Ursachen zu Grunde, denn sowohl die Sortenwahl als auch der Erntezeitpunkt und das Nacherntehandling beeinflussen die Fruchtqualität massgeblich. Die Nachernteprozesse wurden in den vergangenen Jahren komplexer, die Strukturen des Detailhandels grösser und zunehmend automatisiert. Wesentliche Neuerungen waren die Kalibrierung der Kirschen sowie die Kurzzeitlagerung eines Teils des Steinobstes. Der Wissensstand über sortenspezifische Lager- und Prozesseigenschaften ist oftmals nicht ausreichend, um diese Entwicklungen optimal zu gestalten.
Der Schwerpunkt von WP4 liegt daher auf der Nacherntequalität von Steinobst. Bei Agroscope in Wädenswil wird jährlich das Nachernteverhalten ausgewählter Kirschen- und Zwetschgensorten unter zwei verschiedenen Lagerbedingungen (Kühllager und Controlled Atmosphere) untersucht und durch die Messung von Qualitätsparametern bewertet. Die bei der Ernte durchgeführten Qualitätsmessungen werden am Ende der Lagerung wiederholt. Die Lagerdauer beträgt zwischen zwei bis vier Wochen. Zusätzlich wird ein Teil der Früchte nach der Auslagerung bei Raumtemperatur nachgelagert, um das Shelflife zu simulieren. Nach drei Tagen Nachlagerung werden auch diese Früchte den Qualitätsprüfungen unterzogen. Dabei kommen Standardgeräte zum Einsatz, wie das Penetrometer zum Messen der Fruchtfleischfestigkeit oder das Refraktometer, zur Bestimmung des Zuckergehalts der Früchte. Es werden aber auch innovative und nicht-destruktive Messtools erprobt: der ColourPin für den Farbton der Fruchthaut, das SCiO NIR Spektrometer für den Zuckergehalt und das DA-Meter® zur Bestimmung der Chlorophyllmenge in der Frucht und folglich des Reifegrades.
Die Messdaten aus dem Versuch geben Aufschluss über das Lagerpotential der Sorten und tragen zur Optimierung der sortenspezifischen Lagerbedingungen bei. Zusätzlich wird das Protokoll zur Beurteilung der Nachernteeigenschaften von Zwetschgen und Kirschen laufend weiterentwickelt, um auch in Zukunft Nacherntedaten in den Sortenprüfungsprozess zu integrieren.
Zusammenarbeit mit Tobi Seeobst und fenaco
In Absprache mit den Projektpartnern Tobi Seeobst und fenaco wurden die zu testenden Nacherntebehandlungen und die zu analysierenden Qualitätsparameter definiert und schliesslich die Sortenwahl getroffen. Beide Projektpartner stellen zudem Daten über Fruchtqualität und Lagerfähigkeit von Früchten aus Praxisanlagen zur Verfügung. Dieser Datensatz ermöglicht eine standortübergreifende Auswertung und einen Abgleich mit den Ergebnissen aus dem Lagerversuch. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen können Anweisungen für die Haltbarkeit, die Lagerbedingungen, sowie das Handling an die Praxis kommuniziert werden. Dank der engen Zusammenarbeit mit dem Handel ist eine praxisrelevante Forschung garantiert.
Konsumententest 2023
Für das dritte Projektjahr ist ein breiter Konsumententest mit Zwetschgen und Kirschen geplant. Im Jahr 2022 konnte bereits ein kleiner Vorversuch mit Zwetschgen durchgeführt werden. Dabei wurden Fruchtmuster im Sensorik Panel von Agroscope degustiert und bewertet. Zusätzlich wurden ausgewählte Qualitätsparameter wie Festigkeit, Zucker- und Säuregehalt der Früchte gemessen. Ziel ist es, herauszufinden, welchen Einfluss die Fruchteigenschaften auf die Akzeptanz und Kaufbereitschaft beim Konsumenten haben. Auf der Grundlage der Ergebnisse aus dem Vorversuch wurde der Konsumententest für 2023 geplant.