Die biologische Schädlingskontrolle ist eine Möglichkeit, zur ökologischen Intensivierung der Landwirtschaft beizutragen: Blühstreifen können natürliche Gegenspieler von landwirtschaftlichen Schädlingen fördern. Das hilft mit, den Schädlingsbefall und somit Schäden an den Nutzpflanzen zu verringern sowie Pflanzenschutzmittel-Einsätze zu vermeiden.
Für eine effiziente und nachhaltig gesicherte Produktion von Nahrungsmitteln ist die Landwirtschaft auf diverse Ökosystemleistungen angewiesen. Dazu zählen neben Bodenbildung und der Bereitstellung von sauberem Wasser auch die Bestäubung von Kulturen durch Insekten oder die biologische Kontrolle von Schädlingen. Genau diese Ökosystemleistungen sind aber durch die intensive Bewirtschaftung gefährdet. Insbesondere bedrohen gewisse Pflanzenschutzmittel und eine ausgeräumte Agrarlandschaft ohne Hecken, extensive Wiesen oder Brachen wichtige bestäubende oder schädlingsregulierende Nützlinge. Dies kann noch mehr Eingriffe notwendig machen, etwa Pflanzenschutzmittel-Einsätze.
Ökosystemleistungen fördern
Anstatt sie zu gefährden, können moderne Produktionssysteme Ökosystemleistungen fördern, um künstliche Eingriffe zu ersetzen oder zumindest zu reduzieren. Gegenspieler von wichtigen Kulturschädlingen – etwa Marienkäfer, Laufkäfer oder Schwebfliegen – sind in ihrer Entwicklungsphase auf Blütenressourcen wie Pollen und Nektar und auf ungestörte Lebensräume angewiesen. Indem Nützlingen diese immer knapper werdenden Ressourcen angeboten werden, können sie gefördert und dort eingesetzt werden, wo man sie benötigt.
Pflanzen für Nützlinge
Gezielt auf die Bedürfnisse von Nützlingen ausgerichtete Blühstreifen könnten ein praktikables Werkzeug für die Praxis darstellen, um die biologische Schädlingskontrolle auf dem Feld zu verstärken. Das zeigten Versuche mit «Nützlingsblühstreifen». Diese wurden als einjährige Streifen mit Pflanzenarten wie Kornblume, Koriander, Buchweizen, Mohn und Dill neben einer Ackerkultur angesät. Die Dichten des schädlichen Getreidehähnchens in angrenzenden Winterweizenfeldern waren um 40 bis 53 % tiefer, als wenn am Feldrand kein Blühstreifen angesät war. Dieser geringe Schädlingsdruck hatte sogar einen um 61 % verminderten Schaden an den Weizenpflanzen zur Folge.
Weniger Schädlinge
Ein vergleichbares Bild zeigte sich auch bei Kartoffeln. In Feldern neben Nützlingsblühstreifen war die Anzahl Blattläuse um durchschnittlich 75 % tiefer als in Feldern ohne Blühstreifen. Durch solche Massnahmen ist es wahrscheinlich, dass es bei geringen Schäden bleibt – unterhalb der Schadschwelle, ab der Pflanzenschutzmittel nötig würden. So können Nützlingsblühstreifen mithelfen, den Pflanzenschutzmittel-Einsatz in der Landwirtschaft zu verringern. Das kann sogar finanziell rentabel sein, da Geld gespart und zugleich mehr Ertrag erzielt werden kann.
Im Projekt «100 Nützlingsblühstreifen in die Praxis» werden diese Resultate derzeit genauer untersucht. Damit einjährige Nützlingsblühstreifen ihre Wirkung voll entfalten können, ist erstens wichtig, dass sie gut in vernetzte, mehrjährige Lebensräumen mit Hecken, extensiven Wiesen und Buntbrachen integriert werden; und zweitens, dass sie mit einer Bewirtschaftung kombiniert werden, welche die Nützlinge schont.
Vielfältiger Mehrwert
Nebst den Gegenspielern von Getreidehähnchen und Blattläusen profitieren weitere Tier-, aber auch Pflanzenarten, von den blühenden Lebensräumen. Auch die Vielfalt von Schwebfliegenarten in Nützlingsblühstreifen und angrenzenden Kulturen war deutlich höher als in Kulturen ohne Blühstreifen. Zudem sind Nützlingsblühstreifen eine ästhetische Bereicherung für Agrarlandschaften.
Seit 2015 können Landwirtinnen und Landwirte «Blühstreifen für Bestäuber und andere Nützlinge» als Biodiversitätsförderfläche (BFF) für den ökologischen Ausgleich anlegen. Über die Plattform «Blühende Lebensräume» koordiniert Agroscope zusammen mit den Partnerinstitutionen FiBL, HAFL und SBV die Weiterentwicklung von blühenden Lebensräumen in der Agrarlandschaft.