Contrafreeloading (CFL) beschreibt das Phänomen, wenn Tiere freiwillig für eine Ressource arbeiten, obwohl diese zeitgleich frei zur Verfügung steht. Erklärungen hierfür sind das Bedürfnis, artspezifisches Verhalten auszuführen oder Kontrolle über die Umgebung zu gewinnen. In dieser Studie wurde untersucht, ob Ziegen für eine Ressource, obwohl gleichzeitig frei verfügbar, arbeiten, und ob die Bereitschaft dafür durch die Zucht auf Produktivität beeinflusst wird. Hierzu wurden Tiere aus zwei Zuchtlinien verwendet: 30 Milchziegen (Zucht auf Milchleistung) und 27 Zwergziegen (keine Zucht auf Produktivität). Jede Ziege hatte in jeweils zehn Testläufen die Wahl, entweder Futter aus einer offenen Schiebetür zu fressen (freie Option) oder eine geschlossene Schiebetür zu öffnen, um an das gleiche Futter zu gelangen (= CFL-Option). Die aufgezeichneten Daten wurden mithilfe von einem Item Response Tree (IRTree) GLMM analysiert. Dies erlaubte uns, das Experiment als eine Abfolge binärer Entscheidungen zwischen sich gegenseitig ausschließenden Verhaltensweisen statistisch zu modellieren. Die Modellschätzung der Wahrscheinlichkeit an einem Testlauf teilzunehmen und eine der beiden Türen zu wählen, war bei beiden Zuchtlinien über alle Testläufe hoch (> 0,87). Während die Wahrscheinlichkeit CFL zu wählen bei den Milchziegen konstant bei etwa 0,43 blieb, nahm sie bei den Zwergziegen vom ersten (0,30) bis zum letzten (0,53) der zehn Testläufe zu. Im Gegensatz zu den Zwergziegen näherten sich die Milchziegen der geschlossenen Tür schneller als der offenen Tür. Insgesamt zeigten jedoch beide Zuchtlinien ein ähnliches starkes Interesse an CFL.
Rosenberger K., Simmler M., Nawroth C., Langbein J., Keil N.
Untersuchung von Contrafreeloading bei Milch- und Zwergziegen.
In: 52. DVG Tagung. 27.11., Ed. KTBL, Druck-und Verlagshaus Zarbock GmbH & Co. KG. 2020, 121-131.
ISBN: 978-3-945088-78-4
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