Vor dem Hintergrund steigender gesellschaftlicher Ansprüche an die Nachhaltigkeit engagiert sich die SBB in ver-schiedenen Bereichen für den Umweltschutz und die Biodiversitätsförderung an der Bahnanlage und den angren-zenden Bahnborden. Mit dem Aktionsplan «NoHerbie − Alternativen Herbizid» sucht die SBB nach Möglichkeiten, den Einsatz von Herbiziden auf ein Minimum zu reduzieren und gleichzeitig den Schutz und die Förderung von Pflanzen und Tieren zu stärken. Auch in anderen Bereichen von Siedlungen und Verkehr wird diesen Aspekten vermehrte Aufmerksamkeit geschenkt. Eine erfolgreiche Methode ist die Anwendung von Vegetationsmatten mit Sedum-Pflanzen zur Begrünung von Dächern und Strassenbahntrassen, welche sich positiv auf das Klima und die Biodiversität auswirkt und gleichzeitig die Gewässerbelastung durch Pestizide reduzieren kann. Im Handel werden Sedum-Matten mit verschiedenen Arten der Gattung Mauerpfeffer eingesetzt. Diese wintergrünen Stauden mit einer Wuchshöhe von 5-10 cm sind mit ihren sukkulenten, d.h. Wasser speichernden Blättern gut gegen Hitze und Tro-ckenheit resistent. Es stellt sich die Frage, ob sich Sedum-Matten auch zur Begrünung des Gleisbereichs und des Banketts eignen könnten. Dazu wurde in den Jahren 2021-2023 an drei Bahnhöfen der SBB ein Tastversuch angelegt. Die Sedum-Matten wurden auf verschiedenen Bodensubstraten und mit unterschiedlicher Begehungsfrequenz auf ihre Wider-standsfähigkeit getestet. Anders als auf Flachdächern und teilweise Strassenbahntrassen, und entgegen den Emp-fehlungen der Lieferanten, wurden die Sedum-Matten weder gewässert noch gedüngt. Damit sollten praxisnahe Be-dingen geschaffen werden, wie sie im Unterhalt des SBB-Schienennetzes vorherrschen. Die Widerstandsfähigkeit der Sedum-Arten war unter den gegebenen Bedingungen sehr gering. So ging die Deckung der Sedum-Arten von anfänglich 100% nach drei Jahren auf durchschnittlich 30% zurück, wobei Schotterunterlagen das Absterben von Sedum Arten etwas stärker beschleunigten als Mergelunterlagen. Gleichzeitig wurden die Matten von Spontanvegetation besiedelt. Am Ende des Versuchs lag die durchschnittliche Deckung der Spontanvegetation bei 5%. Die Besiedlung erfolgt auf verschiedenen Wegen: i) Überwuchs durch rankende Pflanzen aus der angren-zenden Böschung, ii) Eintrag von Samen aus der Umgebung und iii) Durchwachsen der Matten aus dem Substrat. Die Besiedlung mit Spontanvegetation war auf Schotter etwas höher als auf Mergel. Sedum-Arten sind sehr trittempfindlich. Schon bei mittlerer Trittbelastung waren die Sedum-Matten wenige Monate nach Installation vollständig zerstört. Unter den eingesetzten Sedum-Arten war der Weisse Mauerpfeffer (Sedum album) die dominanteste Art, während die anderen einheimischen Arten Ende Versuch 2023 alle eine Deckung von weniger als 1% aufwiesen. Das Kau-kasus-Fettkraut (Sedum spurium), ein invasiver Neophyt, war die einzige Art, die auf einzelnen Matten an Deckung zulegen konnte. Mit Sedum bewachsene Vegetationsmatten sind in der gewählten Ausbringungsform – ohne weitere technische Ein-griffe bei der Verlegung und ohne Pflegeaufwand – nicht für den Einsatz im Gleisbereich, im Schotter und im Bankett der SBB geeignet.