Gemäss der Zuteilung des zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (= Weltklimarat, IPCC) beträgt der Anteil der Landwirtschaft an den gesamten anthropogenen Treibhausgasemissionen der Schweiz 12.4%. Insgesamt summierten sich die Emissionen aus dem Landwirtschaftssektor im Jahre 2016 auf 6.0 Mio t CO2 Äquivalente. Die wichtigsten landwirtschaftlichen Treibhausgasquellen waren das Methan (CH4) aus der Verdauung der Nutztiere (56%, hauptsächlich von Wiederkäuern), gefolgt von den Lachgasemissionen (N2O) der landwirtschaftlichen Böden (25%) und den CH4- und N2O-Emissionen aus der Hofdüngerlagerung (18%). Kohlendioxid (CO2) aus der Kalk- und Harnstoffdüngung trugen nur unwesentlich zu den Gesamtemissionen bei (0.6% und 0.2%).
Zusätzlich kann Kohlenstoff in Form von CO2 aus Böden verloren gehen oder in Böden gebunden werden. Die entsprechenden Emissionen werden zurzeit auf 0.6 Mio. t CO2 Äquivalente geschätzt.
Eine detaillierte Inventarisierung ist wichtig für die Bestimmung von Emissions-Hotspots und für die Erarbeitung von entsprechenden Reduktionsstrategien und –Massnahmen. Dementsprechend quantifiziert Agroscope Treibhausgasemissionen und Kohlenstoffspeicherung in der Schweizer Landwirtschaft mit detaillierten, integrativen Modellen. Der allgemeine methodische Rahmen ist dabei durch die IPCC Guidelines für nationale Treibhausgasinventare (IPCC 2006) vorgegeben. Die Methoden wurden jedoch in vielerlei Hinsicht an die spezifischen Produktionsbedingungen der Schweiz angepasst. Die Modelle werden kontinuierlich durch aktuelle Erkenntnisse aus der Schweizerischen und internationalen Forschung ergänzt und erweitert. Die resultierenden Emissionsabschätzungen sind wichtige Beiträge an die schweizerische Klimaberichterstattung unter der UNFCCC (FOEN Climate-Reporting) und unterstützen die Agrarpolitik des Bundesamts für Landwirtschaft.
Zwischen 1990 und 2016 sanken die Treibhausgasmissionen aus dem Landwirtschaftssektor um 10.6%, hauptsächlich aufgrund von sinkenden Rindviehbeständen und höherer Produktionseffizienz. Um die ehrgeizigen Ziele der Klimastrategie Landwirtschaft zu erreichen sind jedoch noch weitere Anstrengungen notwendig. In diesem Kontext dient das landwirtschaftliche Inventar als geeigneter Rahmen für die umfassende Wirkungsanalyse von technischen und strukturellen Reduktionsmassnahmen. Es kann zum einen die Stärke und Bedeutung der einzelnen Quell- und Senken-Kategorien aufzeigen und zum anderen die unterliegenden Prozesse und deren Interaktionen abbilden. Bei der Modellierung von Reduktionsmassnahmen können so Emissionsverlagerungen (z.B. entlang der Stickstoff-Kaskade) und mögliche Tradeoffs zwischen verschiedenen Umweltwirkungen (z. B. zwischen Ammoniak und N2O) aufgezeigt werden.
In diversen Projekten werden weitere Aspekte untersucht, wie zum Beispiel die gesamtheitliche Betrachtung der Emissionen entlang der Nahrungsmittelkette (Konsumperspektive) und die Modellierung von Treibhausgasbilanzen auf Betriebsebene (Agrarumweltmonitoring).
Emissionskennzahlen einzelner Quell- und Senken-Kategorien, Emissionsfaktoren und andere relevante Parameter sowie die allgemeine Dokumentation der Methode sind alle öffentlich erhältlich auf der Web-Site des Bundesamts für Umwelt (Klimareporting) oder direkt bei Agroscope.