Klimawandel und Luftverschmutzung verändern die Alpweiden. Besonders die Artenzusammensetzung der Sömmerungsgebiete ist von diesen Effekten betroffen. Dies haben Agroscope-Forschende in einer Studie herausgefunden. Folgen Sie uns in diesem Fachvideo nach Ardez ins Unterengadin. Seraina Bassin und ihr Team lassen Sie teilhaben an den Ergebnissen der Agroscope-Studie.
Nachfolgend finden Sie detaillierte Informationen zum abgeschlossenen Ardez-Experiment:
Globale Erwärmung, Trockenheit und atmosphärische Stickstoffeinträge wirken auf Alpweiden
Die ändernden Umweltbedingungen der Zukunft bedeuten auch ändernde Wachstumsbedingungen für die Pflanzen im Grasland. Weil immer viele Faktoren gleichzeitig zusammenwirken, sind die zukünftigen Effekte schwer einzuschätzen. Man betrachte nur einmal zwei ‚einfache‘ Faktoren: Temperatur und Niederschlag:
Bei steigender Temperatur zusammen mit Regen im rechten Moment, wachsen die Pflanzen durch die Wärme besser.
Kommt aber die gleiche Regenmenge zur falschen Zeit, wachsen die Pflanzen durch die gleiche Wärme schlechter.
Gleichzeitig haben verschiedene Pflanzen auch verschiedene ‚Komfortbereiche‘ für Feuchte und Temperatur. Genauso ist es mit den Bodenlebewesen, die für die Verarbeitung von totem Pflanzenmaterial zuständig sind. Deswegen ist mehr Wärme nicht zwangsläufig schlecht, sondern ‚es kommt darauf an‘!
Der Versuch
41.01-Klimawandel-Ardez_Experiment_Rasenziegel
Frisch ausgestochener Rasenziegel (ca. 40×30×25 cm) an der bereits sanierten Entnahmestelle
An sechs Ursprungs-Alpen, die alle die gleiche Höhe und Temperatur haben, wurden Rasenziegel hergestellt.
Einige Rasenziegel blieben als Kontrolle auf den Ursprungs-Alpen. Der grosse Rest wanderte zum Versuchsstandort oberhalb von Ardez (Unterengadin).
41.01-Klimawandel-Ardez_Experiment_Versuchsgarten
Versuchsgarten Alp Creusch (Alvaneu) mit eingesetzten Rasenziegeln
Dort wurden die Rasenziegel auf sechs verschiedenen Höhenstufen von 2360 - 1700 m ü.M. wieder eingepflanzt. Sie erlebten somit, je nach Höhenstufe, mit abnehmender Meereshöhe steigende Temperaturen.
Die jeweils etwas höheren Temperaturen simulierten im Versuch die globale Erwärmung. (1. Behandlung)
Gleichzeitig steigt auch der Wasserbedarf, der bei der einen Hälfte der Rasenziegel ergänzt wurde, bei der anderen Hälfte nicht. (2. Behandlung)
Zwei Drittel der Rasenziegel bekamen zusätzlich etwas Stickstoff, so wie es bei stärkerer Luftverschmutzung der Fall wäre. Ein Drittel bekam nur den geringen, ortsüblichen Stickstoffniederschlag aus der Atmosphäre. (3. Behandlung)
Während die Rasenziegel für einige Jahre unter Zukunftsbedingungen wuchsen, beobachteten und massen Agroscope-Fachleute, wie sie sich dabei veränderten. Solche Eigenschaften sind z.B.:
Ernteertrag und Artenzusammensetzung.
Mit Isotopentechnik erforschte man die ändernden Wege von Stickstoff und Kohlenstoff durch das Ökosystem.
Mit Gaswechselküvetten konnte man messen, wie viel Kohlendioxid vom Ökosystem aufgenommen oder abgegeben wird.
Laboranalysen von Bodenproben verraten, wie sich die Kohlenstoff- und Stickstoffvorräte im Boden geändert haben.
..können wir sagen, mit welchen Veränderungen wir rechnen müssen, wenn steigender Stickstoffeintrag und globale Erwärmung im Ökosystem ‚alpines Grasland‘ zusammenwirken.
Besonders interessant ist die Frage, wo die kritischen Grenzen für Temperaturanstieg und Stickstoffeintrag sind, unterhalb derer sich nichts ändert (‚sicherer Bereich‘).