Mit Gentests am Flughafen gegen Invasionen von Schädlingen

Larve
Importierte Schädlinge im Larvenstadium als solche zu erkennen, ist mit blossem Auge schwer.

Im Normalbetrieb landen Flugzeuge am Flughafen Zürich heutzutage im Abstand von nicht einmal drei Minuten, und viele bringen Pflanzenprodukte mit. Immer wieder sind diese mit gefährlichen gebietsfremden Schadorganismen befallen. Zum Schutz einheimischer Kulturpflanzen vor solchen Invasoren werden neuerdings vor Ort Gentests eingesetzt.

Der internationale Handel mit Pflanzen und pflanzlichen Produkten wächst immer schneller und hat bereits enorme Ausmasse erreicht. Parallel zu diesem Wachstum steigt die Gefahr einer Invasion durch gebietsfremde Pflanzenschädlinge und Pflanzenkrankheiten. Dadurch entsteht weltweit eine grosse Bedrohung für die Pflanzengesundheit. Um auf diese und andere Bedrohungen aufmerksam zu machen, hat die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO deshalb das "Internationale Jahr der Pflanzengesundheit 2020" lanciert.

In der Schweiz werden importierte Pflanzen und pflanzliche Produkte von den Inspektoren des Eidgenössischen Pflanzenschutzdienstes EPSD an den Flughäfen Zürich und Genf auf Schädlingsbefall überprüft, wie das folgende Video zeigt (funktioniert auch ohne Ton):

Wenn die Importware von einem lebenden, in der Schweiz nicht heimischen besonders gefährlichen Schädling, einem sogenannten Quarantäneorganismus, befallen ist, muss die ganze Lieferung vernichtet werden. Bei einem Verdacht auf Befall mit einem solchen Quarantäneorganismus muss deshalb rasch eine Identifikation durchgeführt werden, um diesen Verdacht zu bestätigen. Nun handelt es sich aber bei den entdeckten Organismen meistens um Larvenstadien von Insekten, zum Beispiel Fliegenmaden, die anhand äusserer Merkmale nicht identifiziert werden können.

Deshalb haben Forscher von Agroscope, dem Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, für die am häufigsten auftretenden Quarantäneorganismen einfache genetische Schnelltests entwickelt, die seit einiger Zeit erfolgreich direkt vor Ort an den Flughäfen Zürich und Genf eingesetzt werden.

Die Gen-Schnelltests können in wenigen Schritten vorbereitet und durchgeführt werden, wie im Testschema unten gezeigt wird. Gen-Schnelltests wurden bisher für Quarantäne-Arten der folgenden vier Insektenfamilien entwickelt (Bilder anklicken):

Die Gen-Schnelltests können in wenigen Schritten vorbereitet und durchgeführt werden. Sie zeigen bereits nach einer halben Stunde an, ob die Verdachtsprobe positiv war, wie folgendes Video zeigt (funktioniert auch ohne Ton):

Dank den Gen-Schnelltests können die Inspektoren sehr rasch über die nötigen regulatorischen Prozesse entscheiden, z.B. ob die Ware vernichtet werden muss oder ob sie importiert werden darf. Diese rasche Entscheidungsfindung ist auch hinsichtlich der Verderblichkeit der Ware sehr wichtig.

Was tun, wenn der Gen-Schnelltest nicht anspricht? 

Falls der Gen-Schnelltest kein positives Resultat produziert, bedeutet dies, dass die Probe einer Art angehört, für die noch kein Gen-Schnelltest entwickelt wurde. Eine solche Probe wird zur Identifikation an das Referenzlabor von Agroscope in Wädenswil gesendet.

Dort können mit einer anderen genetischen Methode, dem sogenannten DNA-Barcoding, alle Organismen identifiziert werden, also auch jene, für die noch keine Gen-Schnelltests existieren. Barcoding heisst die Methode, weil mit Hilfe eines Standard-Gen-Abschnitts die meisten Insektenarten identifiziert werden können. DNA-Barcoding ist aufwändiger als ein Gen-Schnelltest, eine Analyse dauert in der Regel ein bis zwei Tage. Der Ablauf wird in folgendem Video vorgestellt (ohne Ton).

Dieses zweistufige Diagnosesystem, mit dem Gen-Schnelltest vor Ort am Flughafen und dem DNA-Barcoding im Referenzlabor, eliminiert alle bedeutenden Fehlerquellen. Diese Zuverlässigkeit und die rasche Entscheidungsfindung durch die Gen-Schnelltests machen das Agroscope Diagnosesystem zu einem wertvollen neuen Instrument für die Pflanzenschutzinspektoren. Im Bereich der Importdiagnostik ist diese genetische Diagnostik «vor Ort» ein grosser Fortschritt, und die Anwendung direkt am Flughafen ist bisher weltweit einzigartig.

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