Erhebungsmethode

An Agroscope werden weidebetonte Milchproduktionssysteme unter ÖLN (ökologischer Leistungsnachweis) und Biolandbau-Bedingungen untersucht. Dabei wird das Graswachstum der Weiden mit einem standardisierten Messverfahren erfasst - siehe Abschnitt Erhebungsmethode. Angaben zum Graswachstum aus vergangenen Jahren (siehe Resultate) können bei der Weideplanung als Anhaltspunkte oder Vergleichswerte nützlich sein. Der Flächenbedarf respektive die angepasste Besatzdichte (Anzahl Tiere pro Fläche) kann für einzelne Abschnitte der Vegetationsperiode geschätzt werden. Im Versuchswesen dienen Graswachstumsangaben nach Corrall und Fenlon (1978), um Erträge von Futterpflanzenarten, -sorten und -mischungen sowie verschiedene Standorte, Jahre und Bewirtschaftungsformen über die gesamten Vegetationsperioden zu vergleichen. Die Methode simuliert mit häufigen Schnitten eine Weidenutzung.

Da die Kenntnisse des Graswachstums bei weidebetonten Produktionssystemen von zentraler Bedeutung sind, muss der Milchproduzent über möglichst aktuelle Zahlen des Graswachstums verfügen. Aus diesem Grund stellt Agroscope Angaben über das aktuelle Graswachstum auf dem Agroscope Versuchsbetrieb in Posieux und dem Biobetrieb „Schulbauernhof Sorens" als Referenzwerte für interessierte Kreise ins Netz. Natürlich ersetzen diese Angaben einen wöchentlichen Weiderundgang mit einer lokalen Einschätzung des Graswachstums bzw. Futtervorrates auf dem eigenen Landwirtschaftsbetrieb nicht.

Methode

Eine vereinfachte Methode zur Schätzung des Graswachstums von Wiesen wurde von der arbeitsintensiveren nach Corrall and Fenlon (1978) abgeleitet und durch Mosimann (2001) beschrieben.

Material: Motormäher, Herbometer (siehe Abb. 1) oder Doppelmeter, Rechen, Schnur und 8 Holzpflöcke.
 

Graswachstumskurven Herbometer
Abb. 1. Herbometer

Vorgehen

» Eine für den Betrieb typische Wiesen- oder Weidefläche wird ausgewählt.

» Das Datum des Vegetationsstarts wird durch regelmässiges Messen der Grashöhe ab anfangs März oder anhand des Löwenzahns (Blütenknospen sichtbar) bestimmt.

» Mit den Holzpflöcken und der Schnur werden zwei repräsentative Streifen abgesteckt (siehe Abb. 2). Die Streifenbreite entspricht der Mähbalkenbreite des Motormähers und die Länge wird so gewählt, dass eine Streifenfläche mindestens 7 m2 beträgt.

» Die Schnitthöhe des Motormähers wird auf 4 bis 5 cm eingestellt.

» Die Düngung wird wie für die restliche Parzelle gehandhabt.

» Ab dem Vegetationsstart wird abwechslungsweise alle 14 Tage ein Streifen gemäht. Die Aufwuchsdauer bzw. das Nutzungsintervall beträgt somit für einen Streifen 28 Tage.

» Vor und nach dem Mähen wird die Grashöhe des Streifens gemessen (mindestens 15 Messungen pro Streifen und Durchgang), was zur Berechnung der Grasdichte dient. Sind die Grashöhen der Weideparzellen bekannt, kann die Grasdichte zur Schätzung des Futtervorrates herangezogen werden.

» Das geerntete Gras innerhalb des abgesteckten Streifens wird gewogen und eine Probe zur Bestimmung der Trockensubstanz gezogen. Die Angaben über den Ertrag des Streifens, den Trockensubstanzgehalt und die Fläche ermöglichen die Berechnung des Graswachstums in kg pro Hektare und Tag über die zurückliegenden 4 Wochen. Durch den Wechsel der Streifen ergibt sich ein 14-täglicher Wert.

Graswachstumskurven Grasstreifen
Abb. 2. Grasstreifen