Matthias Schmid, der Leiter des Versuchsbetriebs für Obstbau in Wädenswil, erklärt das Phänomen und antwortet auf häufig gestellte Fragen.
Warum blühen die Bäume jetzt?
Dass Bäume ein zweites Mal blühen, ist nichts Aussergewöhnliches und kann je nach Sorte verschiedentlich beobachtet werden. Bei den aktuell milden Temperaturen lagert der Baum die Nährstoffe noch nicht ein, der Triebabschluss findet noch nicht statt. Wenn ein Baum genug Energie hat, dann macht er Blüten.
Schadet das wiederholte Blühen den Bäumen?
Auf den Ertrag im kommenden Jahr hat die jetzige Blüte keinen relevanten Einfluss: Es öffnen sich im Spätsommer immer nur ganz wenige Blüten, es bleiben ausreichend viele für das kommende Frühjahr übrig. Auch im professionellen Obstanabau kann das hin und wieder an einjährigen Trieben beobachtet werden. Diese werden dann im Winter zusammen mit den eventuell daraus gewachsenen kleinen Früchten abgeschnitten. Da es so wenig sind, muss man davon ausgehen, dass es den Bäumen nicht schadet.
Gibt es nächstes Jahr deswegen weniger Äpfel?
Nein, das ist unbedeutend. Wichtig sind die Blütenknospen an älteren Trieben. In den Knospen bilden sich bestimmte Hemmstoffe, die einen Austrieb verhindern. Erst, wenn eine gewisse Zeit lang Kälte auf die Knospen einwirkt, ist diese Austriebshemmung abgebaut. Dann verhindern nur noch die kalten Wintertemperaturen, dass die Knospen schwellen und austreiben.
Hat das jetzige Blühen einen Einfluss auf das «normale» Blühen im kommenden Frühling?
Nein, bei Dauerkulturen sind es eher grössere Vorkommnisse wie zum Beispiel ein Hagelwetter, die sie aus dem Gleichgewicht bringen. Je nach der Schwere des Hagels braucht ein Baum ein bis zwei Jahre, bis er sich erholt hat.
Hat es sonst noch eine Bedeutung?
Für Insekten ist es nützlich, da eine Nektarquelle vorhanden ist. Die Früchtchen können auch der Fauna als Nahrung dienen.
