Internationale Forschungszusammenarbeit hilft Bienen besser zu schützen

Honigbiene
Die Biene leistet einen unverzichtbaren Beitrag zur Bestäubung vieler Kultur- und Wildpflanzen und erbringt damit einen grossen ökologischen und ökonomischen Nutzen. Foto: Gabriela Brändle, Agroscope

Die Biene erbringt mit ihrer Bestäubungsarbeit von Kultur- und Wildpflanzen eine wichtige Leistung für das Ökosystem, die Landwirtschaft und damit unsere Nahrungsmittel. Wie kann sie vor möglichen Risiken geschützt werden? Mit dieser Frage beschäftigten sich Bienenforscherinnen und -forscher aus aller Welt im Rahmen des Symposiums der International Commission for Plant-Pollinator Relationships (ICPPR), das von Agroscope organisiert wurde.

Rund 160 Bienenexpertinnen und -experten aus 20 verschiedenen Ländern haben sich an der ICPPR-Tagung «The 14th International Symposium on Hazards of Pesticides to Bees», zu den Risiken, die Pflanzenschutzmittel für Bienen bergen können, ausgetauscht und neuste Lösungen diskutiert. Die Konferenz fand vom 23. bis 25. Oktober in Bern statt. Agroscope kam mit seinem Zentrum für Bienenforschung und als Organisator eine zentrale Rolle zu. 

Im Fokus der Konferenz stand die Frage, wie Prüfmethoden und Risikobewertungsprozesse optimiert werden können, um die Honig- und Wildbienen noch besser zu schützen. «Laufend werden Versuchsmethoden verfeinert oder neue Methoden entwickelt – diese reichen von Laborversuchen bis hin zu Freilandversuchen und werden kombiniert», erklärt Dr. Jens Pistorius vom Julius Kühn-Institut (Deutschland) und Vorsteher des wissenschaftlichen Komitees des Symposiums. «Ziel ist es, international gültige Richtlinien zu entwickeln, um im Rahmen der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln Risiken zu erkennen und optimale Massnahmen zum Bienenschutz zu treffen». 

Neben den Methodenvalidierungen, die für die Weiterentwicklung der internationalen Richtlinien wichtig sind, wurden auch Forschungsergebnisse zu neuen oder bekannten kritischen Substanzen vorgestellt und diskutiert. In den vergangenen Jahren wurde zudem besonders intensiv an der Bereitstellung geeigneter Prüfmethoden für Wildbienen gearbeitet. Bereits wurden zahlreiche Richtlinien auf OECD-Ebene entwickelt und verabschiedet. 

«Das Symposium war ein voller Erfolg. Die vielen wertvollen Beiträge und zielführenden Diskussionen boten Gelegenheit, die internationale Vernetzung der Bienenforschung von Agroscope weiter zu stärken und mit unterschiedlichen Gruppen wie Behörden, Forschung, Industrie und NGOs zusammenzuarbeiten», so Lukas Jeker, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Gruppe Bienenschutz und Bienenhaltung bei Agroscope und Organisator der diesjährigen Konferenz. «Jeder bringt aus seinem Bereich spezifische Expertise und Fachwissen mit. Die Kombination dieser führt zu neuen Erkenntnissen. Damit werden die Grundlagen für den Bienenschutz verbessert, was zur Weiterentwicklung von Prüfung und Bewertung der Auswirkung von Pflanzenschutzmitteln auf Bienen beiträgt». 

Das Zentrum für Bienenforschung Schweiz bei Agroscope 

Auch die Schweiz engagiert sich in der Bienenforschung. Am Zentrum für Bienenforschung bei Agroscope geht man unter anderem den Fragen nach, welchen Einfluss die landwirtschaftliche Praxis auf Bienen hat, wie Krankheiten unter Kontrolle zu bringen sind oder mit welchen Massnahmen die Imker eine optimale Volksentwicklung erzielen können. 

«Die Bienenforschung ist wichtig, um eine flächendeckende Bestäubung von Kultur- und Wildpflanzen langfristig garantieren zu können», fasst Jean-Daniel Charrière, Leiter des Zentrums für Bienenforschung, zusammen. «Es gibt Prognosen, wonach der Bedarf an Bestäubern – z. B. für den Anbau von Obst, Ölpflanzen, Hülsenfrüchten usw. – noch zunehmen wird. Gleichzeitig nimmt die Bienendichte, insbesondere die der Wildbienen, ab.»  Grund dafür seien insbesondere fehlende Nist- und Nahrungsmöglichkeiten. Die Wildbienen wurden in der Forschung lange marginalisiert, mittlerweile ist jedoch bekannt, dass diese für die Bestäubungsleistung und die Erhaltung der Biodiversität genauso wichtig sind wie die Honigbienen. «Je mehr wir darüber wissen, desto gezielter können wir die Bienen schützen und damit auch zu einer gut funktionierenden Produktion von frischen Lebensmitteln beitragen.» 

Die Biene – ein wichtiges Rädchen im Landwirtschaftsgetriebe

Damit dies gelingt, ist ein Einbezug der Bedürfnisse der Landwirtschaft, der Konsumentinnen und Konsumenten aber auch der Funktionsfähigkeit der Ökosysteme nötig. Agroscope verfolgt diesen Ansatz, indem die Bedürfnisse der Bienen in verschiedene strategische Forschungsfelder integriert sind: Diese reichen von der Entwicklung eines risikoarmen Pflanzenschutzes, über die Förderung von tiergerechter Haltung und Tiergesundheit bis hin zum Einsatz von Tiergenetik und Tierzucht sowie zur Erhaltung der Biodiversität. Aber auch die Bedürfnisse der imkerlichen Praxis spielen eine wichtige Rolle. Neben Projekten zur Varroamilbe und derer natürlichen Bekämpfung werden beispielsweise Zuchtkriterien für resistente Bienen gesucht, biologische Prozesse wie die Altersstruktur innerhalb der Bienenvölker untersucht, Umwelteinflüsse auf Wildbienen erforscht oder Bienenprodukte auf schädliche Inhaltsstoffe analysiert. 

Agroscope leistet damit einen Beitrag zur Bienengesundheit und -erhaltung einerseits und andererseits zur Qualitätssicherung der Bienenprodukte wie Honig oder Wachs. Dies trägt wiederum zu einer nachhaltigen Landwirtschaft und zur Produktion hochwertiger Nahrungsmittel bei.

Letzte Änderung 04.11.2019

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