Je höher die Artenvielfalt, desto mehr Ertrag in der Landwirtschaft

Artenvielfalt und Ertrag

Die Natur bietet viele Dienstleistungen für die Landwirtschaft – Bestäubung, Schädlingsregulierung und vieles mehr. Eine Untersuchung mit Agroscope-Beteiligung an weltweit 1500 Standorten kam zum Schluss, dass der Mensch für eine möglichst grosse Biodiversität sorgen müsse, um sich die Gratis-Dienstleistungen der Natur nachhaltig zu sichern. Dieses Fazit hat das internationale Forschungsteam im Magazin Science Advances publiziert.

Wildbienen bestäuben Obstbäume und andere Nutzpflanzen. Schlupfwespen und Raubkäfer fressen Schädlinge. Dazu kommen viele weitere Tierarten, die zum Nutzen der Menschen aktiv sind. Die positiven Effekte der natürlichen Dienstleister fallen umso grösser aus, je höher die Artenvielfalt und je kleinstrukturierter die Agrarlandschaft gestaltet ist. Wo dagegen riesige, monoton bepflanzte Flächen vorherrschen, sind Vielfalt und Menge der nützlichen Lebewesen deutlich verringert. Und das wirkt sich am Ende auch negativ auf die landwirtschaftlichen Erträge aus.
 

Erkenntnis aus 89 Studien gewonnen

Die mehr als 100 beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben 89 Studien ausgewertet, in denen der Zusammenhang zwischen Landnutzung, Biodiversität und den Dienstleistungen der Ökosysteme für die Landwirtschaft erforscht wurde. Die Studien fanden an fast 1500 Standorten weltweit statt – von Maisäckern in den USA über Rapsfelder in Südschweden, Kaffeeplantagen in Indien und Mangoplantagen in Südafrika bis hin zu Weizenfeldern in der Schweiz.
 

Weniger Insektizide dank hoher Artenvielfalt

Die weltweiten Analysen belegen erstmals in einer einheitlichen Auswertung, dass der Verlust von Artenvielfalt wesentlich dazu beiträgt, dass biologische Schädlingskontrolle und Bestäubungsleistungen in ausgeräumten Agrarlandschaften geringer ausfallen. Weiterhin zeigt die Studie erstmals für beide Ökosystem-Dienstleistungen, dass ihr Ausfall zu deutlichen Ertragsreduktion führt.

Für Matthias Albrecht von Agroscope zeigt die Studie „wie wichtig strukturreiche Agrarlandschaften sind, sowohl für die Erhaltung der Biodiversität wie auch für die Förderung von biodiversitätsbasierten Ökosystemdienstleistungen, wie Bestäubung und natürliche Schädlingskontrolle, und schlussendlich für stabile Erträge.“

In der Schweiz wird im Rahmen des Ökologischen Leistungsnachweis ÖLN die Biodiversität gefördert. Agroscope-Fachleute haben in diesem Zusammenhang Elemente wie Blühstreifen für Bestäuber und Nützlinge sowie Buntbrachen entwickelt resp. optimiert, um die Biodiversität und darauf basierend Ökosystemdienstleistungen zu fördern.

„In der Schweiz tragen dazu u.a. verschiedene Typen von Biodiversitätsförderflächen wie Hecken, extensiv genutzte Wiesen oder Blühstreifen bei“, erklärt Albrecht, „Eine hohe ökologische Qualität solcher Flächen ist mitunter ein entscheidender Faktor, um die gewünschte positive Wirkung auf Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen zu erreichen.“

Dass solche Elemente nützlich für Bestäubung und Schädlingskontrolle sein können, haben Agroscope-eigene Studien gezeigt. Diese Elemente allein vermögen aber den Biodiversitätsverlust und den damit zusammenhängenden Verlust von Ökosystemdienstleistungen noch nicht zu stoppen. Es bedarf also dringend verstärkter Anstrengungen.

Publikation

A global synthesis reveals biodiversity-mediated benefits for crop production. Dainese et al., Science Advances, 16. Oktober 2019,
DOI 10.1126/sciadv.aax0121

Wir danken Erstautor Matteo Dainese, Eurac Research, Bozen, dass wir Passagen aus seiner Medienmitteilung übernehmen durften.

Medienmitteilung 

Letzte Änderung 17.10.2019

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