Roland Peter: «Fortschritt in ein Samenkorn verpacken»

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Wenn er von der Züchtung spricht, leuchten seine Augen. Roland Peter ist seit dem 15. Januar 2019 neuer Leiter des Strategischen Forschungsbereichs «Pflanzenzüchtung» bei Agroscope und umschreibt die Motivation für die Züchtung neuer Nutzpflanzensorten wie folgt: «Jeder Züchter freut sich über seine neuen Sorten, die in der Branche erfolgreich sind und drängende Probleme in der Landwirtschaft lösen helfen. Die Pflanzenzüchtung verpackt sozusagen den Fortschritt in ein Samenkorn.»

Einige seiner Mais-Neuzüchtungen aus seiner früheren Tätigkeit haben es sogar auf den Landwirtschaftsbetrieb seines Bruders in der Nähe von Winterthur geschafft. Seine neue Aufgabe brachte ihn ebenfalls zurück zu seinen Wurzeln . Und er freut sich über die vielfältigen Züchtungsprogramme bei Agroscope, die passende Sorten für die Schweiz erarbeiten, aber auch international viel Anerkennung finden.
 

Von Schweizer Landsorten zur internationalen Maiszüchtung
Während seiner Doktorarbeit an der ETH Zürich blieb er noch in der kleinräumigen Schweiz. Er untersuchte traditionelle Landsorten von Mais, um sie als Genressourcen für die weitere Züchtung nutzbar zu machen. Insbesondere die physiologischen Eigenschaften wie Kühlestresstoleranz hatten es ihm angetan. Diese Arbeit katapultierte ihn von der Schweiz in die weite Welt hinaus. 2008 wechselte er gemeinsam mit seiner Ehefrau zum deutschen Pflanzenzüchtungs- und Biotechnologie-Unternehmen KWS SAAT SE in Einbeck. Sie engagierte sich in der Zuckerrübenzüchtung, er blieb beim Mais.

Roland Peter war zuerst Leiter des Maiszüchtungsprogramms für späte Reifegruppen in Südosteuropa, Projektleiter Genetische Ressourcen und züchterischer Berater des Maisvertriebs für KWS China. «Maiszüchtung ist eine dezentrale Angelegenheit mit viel Saatgutlogistik. Im Winter wird auf die Südhalbkugel z.B. nach Chile oder Puerto Rico ausgewichen, um eine zweite oder sogar eine dritte Maisgeneration pro Jahr heranzuziehen. Dadurch konnte die Züchtung enorm beschleunigt werden, um schneller zu einer neuen, leistungsfähigeren, homogenen Sorte mit eigenem Profil zu gelangen», beschreibt er seine damalige Arbeit. Roland Peter schätzte auch den Kontakt mit Menschen diverser Kulturen. Diese Vielfalt findet er auch bei Agroscope befruchtend.
 

Der Mais kam zuerst nach Agroscope, dann er selber
Von 2012 bis zum Wechsel zu Agroscope leitete er die Maiszüchtung Deutschland und verantwortete die Sortenentwicklung für Körner- und Silomais. Dabei kam er auch mit Agroscope in Kontakt: Seine Neuzüchtungen wurden Jahr für Jahr von KWS zur Sortenprüfung bei Agroscope angemeldet. Etliche fanden ihren Weg in die jährlich publizierte Liste der empfohlenen Maissorten. Bescheiden lächelt Roland Peter und will keine Namen nennen. Sein Stolz über seine Mais-«Kinder» sieht man ihm aber an.

Neu wird er den Fortschritt nicht mehr selber in ein Samenkorn verpacken – dafür darf er den Fokus erweitern auf andere Pflanzenarten – auf Äpfel, Getreide, Soja und verschiedene Futterpflanzen. «Es ist sehr befriedigend, für die Ernährung zu forschen – für hohe Qualität, gute Ernten, aber auch für eine nachhaltige Produktion.» Er will mit seinem Forschungsbereich Akzente setzen, Pflanzen fit machen für den Klimawandel, Lösungen bieten für sich wandelnde Bedürfnisse in der Landwirtschaft und der Gesellschaft. Der zweifache Familienvater setzt sich somit für die nächsten Generationen ein, für elegante Lösungen direkt aus dem Samenkorn.