Biologische Bekämpfung von Schadinsekten im Gewächshaus

Entwicklung der biologischen Bekämpfung der Grünen Reiswanze Nezara viridula

Innovative Bekämpfungsmethoden mit Nützlingen

In gedeckten Kulturen (Glashäuser oder Folientunnels) wird die Vermehrung von Schädlingen (unerwünschte Insekten und Milben) stark begünstigt. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, insbesondere von synthetischen chemischen Produkten, führt zur Bildung von Resistenzen und zu Rückständen in den produzierten Lebensmitteln. Weil Gewächshauskulturen einen hohen Mehrwert schaffen, drängt sich die Entwicklung spezifischer biologischer Bekämpfungsmethoden mit Nützlingen auf. Diese Methoden basieren auf dem Einsatz von Nutzorganismen (Insekten, Milben oder Pflanzen), mit denen sich die Schädlinge bekämpfen lassen.

Die Gruppe Entomologie bei Agroscope arbeitet seit dem Beginn der 80er-Jahre mit Nutzinsekten. Daneben werden auch Anbaumethoden untersucht, um Pflanzen zu finden, die der indirekten Bekämpfung dienen können, etwa indem sie Schädlinge auf sich konzentrieren oder indem sie die Vermehrung von Nutzinsekten begünstigen.

Mit diesen Methoden, die auf Nutzorganismen beruhen, konnte je nach Kultur über einen Zeitraum von 30 Jahren insgesamt eine Reduktion der Insektizidbehandlungen beim Anbau von Gemüse und Früchten in Gewächshäusern um schätzungsweise 50 bis 80 % erreicht werden.

Nutzorganismen

Räuber

Macrolophus

Räuberische Nützlinge greifen die Schädlinge direkt an. Sie töten ihre Beutetiere und verzehren sie unmittelbar.

Beispiel: Die Raubwanze Macrolophus, die heute standardmässig in Gewächshauskulturen von Tomaten und Auberginen zur Bekämpfung verschiedener Schädlinge eingesetzt wird, beispielsweise gegen die Weisse Fliege, die Rote Spinne, die Tomatenminiermotte oder gegen Blattläuse. 

Schlupfwespen

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Als so genannte Parasitoide entwickeln sich Schlupfwespen in den juvenilen Stadien auf der Oberfläche oder im Inneren anderer Tiere, die dann als Wirte bezeichnet werden. Sie verursachen schlussendlich den Tod des Wirts.

Beispiel: Die Schlupfwespe Trissolcus legt ihre Eier in die Eier der Grünen Reiswanze Nezara, ein häufiger Schädling in Gewächshauskulturen, namentlich von Gurken, Peperoni und Auberginen.

Fallenpflanzen

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Fallenpflanzen werden angebaut, um bestimmte Schädlinge auf sich zu konzentrieren und dadurch die Hauptkultur zu entlasten.

Beispiel: Die Nesselwanze Liocoris ist ein Schädling in gedeckten Erdbeerkulturen und verursacht bedeutende Schäden an den Früchten. Um einen Befall mit diesem Schädling zu vermeiden, werden zwischen den Gewächshäusern Streifen mit ausdauernden Nesseln angepflanzt, weil diese eine starke Anziehung auf die Schädlinge ausüben. Wenn die Nesseln stark befallen sind, werden sie mit Insektiziden behandelt. So lässt sich eine Insektizidbehandlung der Erdbeerkulturen selbst vermeiden.

Pflanzen für die offene Zucht

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Bei der offenen Zucht werden im Gewächshaus Pflanzen angeboten, die eine Nahrungsgrundlage für Insekten bieten, die für die eigentliche Kultur unschädlich sind, aber die Entwicklung der Nützlinge fördern. Dadurch stehen bei einem Schädlingsbefall der Kultur genügend Nützlinge für die biologische Bekämpfung dieser Schädlinge bereit.

Beispiel: In Gewächshäusern mit Gemüse und Früchten wird Fingerhirse angepflanzt, ein an das feucht-warme Klima in Gewächshäusern gut angepasstes Gras, auf dem sich Getreideblattläuse entwickeln, die wiederum von der Schlupfwespe Aphidius parasitiert werden. Diese Schlupfwespe kann sich dadurch im Gewächshaus vermehren und einen Bestand erreichen, der die sofortige Bekämpfung von Blattläusen gewährleistet, sobald diese in der Kultur auftreten.

Positive Dynamik der biologischen Bekämpfung

Die Schweiz gehört im Bereich des gedeckten Anbaus zu den Pionieren der biologischen Schädlingsbekämpfung. Die ersten kommerziellen Erfahrungen mit der Raubmilbe Phytoseiulus zur biologischen Bekämpfung der gegen die chemische Behandlung resistenten Milben waren sehr erfolgreich und haben eine positive Dynamik ausgelöst. Sobald nämlich ein Nützling zur Bekämpfung eines spezifischen Schädlings eingesetzt wird, ist die Anwendung eines Insektizids gegen die anderen Schadinsekten nicht mehr sinnvoll. Deshalb ist die nachhaltige Bekämpfung bei den Produzenten im gedeckten Anbau von Früchten und Gemüse die Regel geworden.