Stickstoffdüngung: methodische Unterschiede der Empfehlungen in Europa

Duengung Traktor Mist GRUD

Unterschiede von bis zu 100 kg Stickstoff pro Hektar je nach Land: Die Düngungsempfehlungen sind in Europa nicht überall gleich.

Wenn Stickstoffeinträge den Bedarf der Nutzpflanzen übersteigen, wird die überschüssige Menge nicht genutzt und gelangt in die Umwelt. Sind diese Verluste hoch, so haben die Stickstoffüberschüsse negative Folgen wie Eutrophierung von Gewässern und Küstengebieten und Verstärkung des Treibhauseffekts.

Die Empfehlungen für die Stickstoffdüngung sind eine Möglichkeit zur Verringerung dieser Verluste. Sie basieren auf verschiedenen Berechnungsmethoden zur Düngebedarfsermittlung und enthalten die maximal zulässige Menge an Stickstoff abhängig von den lokalen Bedingungen. Je nach Land sind die Werte bindend oder gelten als Richtwerte.

Vor diesem Hintergrund haben Wissenschaftler von Agroscope in Zusammenarbeit mit weiteren Fachleuten in Europa die Empfehlungen zur Stickstoffdüngung in zehn westeuropäischen Ländern analysiert, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu ermitteln und mögliche Verbesserungen vorzuschlagen.

Mehr oder weniger komplexe Methoden

Die Studie ergab, dass in Europa für die Berechnung der Empfehlungen für die Stickstoffdüngung drei unterschiedliche Methoden zum Einsatz kommen:

  • Stickstoffmassenbilanzen (Frankreich, Italien, Spanien),
  • Korrigierte Normen (Deutschland, Niederlande, Schweiz, Luxemburg),
  • Vorparametrisierte Berechnungen, die auf einer Typologie des Stickstoffangebots im Boden beruhen (Grossbritannien, Irland, Belgien).

Insgesamt wurden in den Berechnungsmethoden 16 verschiedene Variablen gefunden. Die komplexesten Methoden verwenden zehn Variablen (Italien, Frankreich) während bei den einfachsten Methoden nur drei zum Einsatz kommen (Luxemburg). Die am häufigsten verwendeten Variablen sind die Stickstoffaufnahme durch die Pflanze, die Verfügbarkeit von Stickstoff in Hof- und Recyclingdüngern und der durch Pflanzenrückstände freigesetzte Stickstoff. Stickstoffverluste in Grund- und Oberflächengewässer oder in die Atmosphäre werden hingegen nur in wenigen Ländern explizit berücksichtigt.

Grosse Unterschiede bei den empfohlenen Werten

Auf dieser Grundlage berechneten die Wissenschaftler die Stickstoffdüngungsempfehlungen der zehn Länder für eine Weizenkultur auf einem Betrieb mit Vieh unter regelmässiger Verwendung von Hofdünger und für dieselbe Kultur auf einem Betrieb mit einer vielfältigen Fruchtfolge, aber ohne Vieh und geringem Einsatz von Hofdüngern.

Es zeigten sich bei den Empfehlungen grosse Unterschiede; diese gingen beim ersten Szenario von praktisch keiner Düngung bis zu 135 kg Stickstoff pro Hektar und beim zweiten Szenario von 111 bis 210 kg Stickstoff pro Hektar.

Den Autoren der Studie zufolge sind diese Unterschiede vor allem darauf zurückzuführen, dass die Referenzwerte für drei der berücksichtigten Variablen - die Verfügbarkeit von Stickstoff in Hof- und Recyclingdüngern, die Aufnahme durch die Pflanzen und die Auswaschung - in den zehn Ländern nicht identisch sind. Unterschiede in den Berechnungsmethoden spielten dabei eine geringere Rolle.

Regelmässige Aktualisierung und breite Anwendung der Methoden wichtig

Die Studie hat auch gezeigt, dass alle Methoden die Stickstoffeffizienz verbessern und Verluste verringern können. Wichtig ist, dass zuverlässige Parameter oder Korrekturfaktoren verwendet werden, die an die lokalen Bedingungen angepasst sind.

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Boden, Gewässer, Nährstoffe

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Grundlagen für die Düngung

Letzte Änderung 27.11.2024

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