Fleischproduktion in Gebieten mit Kontamination durch Ewigkeitschemikalien

Fleischproduktion

Ist eine sichere Fleischproduktion in Gebieten möglich, die mit Ewigkeitschemikalien kontaminiert sind? Eine Fallstudie zeigt, dass die Dekontamination der Tiere möglich ist, und leistet damit einen Beitrag zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen in diesem Bereich.

Persistente organische Schadstoffe, auch bekannt als Ewigkeitschemikalien, sind Umweltkontaminanten, die für Menschen und Ökosysteme schädlich sind. Sie verteilen sich leicht in der Umwelt. Aufgrund ihrer Langlebigkeit können sie in die menschliche Nahrungskette gelangen, wenn Produkte von Tieren konsumiert werden, die mit kontaminiertem Futter gefüttert oder auf kontaminierten Böden gehalten wurden.

In Lausanne beispielsweise wurde 2020 im Umkreis der ehemaligen Kehrichtverbrennungsanlage im Vallon du Flon festgestellt, dass der Boden mit Dioxinen und Furanen kontaminiert ist. Eine erste Studie von Unisanté ergab, dass es hauptsächlich durch den Verzehr von Produkten von Tieren, die auf dem kontaminierten Boden gehalten wurden, zu einer Belastung von Menschen durch Dioxine und Furane kam. Agroscope hat in Zusammenarbeit mit der Stadt Lausanne, dem Kanton Waadt und dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen einen konkreten Fall genauer untersucht, um mehr über die Übertragung von Dioxinen und Furanen bei mit Gras gefütterten Schafen zu erfahren, die Risiken zu bestimmen und geeignete Präventionsmassnahmen festzulegen.

Die Übertragung von Schadstoffen verstehen

Ziel der Studie war es, die Übertragung von Schadstoffen vom Boden in die Tiere zu verstehen und zu quantifizieren, und auf der Grundlage dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse praktische Empfehlungen für das Risikomanagement und die Viehhaltung zu formulieren. Dazu untersuchte Agroscope den konkreten Fall einer Schafherde mit Lämmern, die im kontaminierten Gebiet zur Pflege der Graslandflächen gehalten wurde. Da die Kontamination des Fleisches dieser Tiere den gesetzlich vorgeschriebenen Höchstgehalt überschritt, war es wichtig abzuklären, ob und mit welchen Vorsichtsmassnahmen die Produktion und Vermarktung des Fleisches sicher fortgesetzt werden kann.

Die Studie wurde mit 10 Mutterschafen durchgeführt: mit 4 nicht kontaminierten Kontroll-Schafen und 6 Schafen, die Dioxinen und Furanen ausgesetzt waren. Die belasteten Schafe wurden über mehrere Jahre auf den kontaminierten Weiden gehalten und mit kontaminiertem Heu gefüttert. Ab dem 29. Laktationstag wurden die Mutterschafe im Rahmen der Studie dekontaminiert, indem sie mit unbelastetem Heu gefüttert wurden. Die Forschenden gingen davon aus, dass dies eine mögliche Strategie ist, um trotz einer anfänglichen Belastung, die zur Überschreitung des gesetzlich festgelegten Höchstgehalts führen würde, konformes Fleisch zu produzieren. Nach dieser Hypothese werden die im Fettgewebe der Tiere akkumulierten Schadstoffe allmählich über die Milchproduktion ausgeschieden oder beim Ansetzen von Körperfett verdünnt.

Ewigkeitschemikalien

Dekontamination von Tieren: ein funktionierender Ansatz

Der Dioxin- und Furangehalt in Milch, Blut, Muskelfleisch und Fett der Tiere wurde zu verschiedenen Zeitpunkten während der Dekontaminationsphase und später bei der Schlachtung gemessen.
Dabei wurde festgestellt, dass sich Dioxine in der Milch und im Fettgewebe angereichert hatten. In der Milch war die Konzentration nach der Kontamination 14-mal höher als der in der Schweiz zulässige Höchstgehalt. Nach einer 80-tägigen Dekontamination sank die Konzentration aber unter diesen Höchstgehalt. Im Fettgewebe der Schafe wurde der zehnfache Höchstgehalt gemessen. Nach einer Dekontamination von etwas mehr als vier Monaten wurden die Bestimmungen wieder erfüllt.

Dank dieser Studie konnten die Forschenden Empfehlungen formulieren, die festlegen, wann und wie Wiesen in kontaminierten Gebieten als Weiden oder zur Heuproduktion für Schafe genutzt werden können, so dass eine sichere Produktion von Schaffleisch gewährleistet ist. Ausserdem wurde ein mathematisches Modell entwickelt, das die Übertragung von Dioxinen und Furanen bei Schafen beschreibt. Das Modell verallgemeinert die Ergebnisse dieses Fallbeispiels so, dass sie auf andere Kontexte angewendet werden können.

Um die Analysen in Zukunft einfacher durchführen zu können, wurden andere, weniger invasive Möglichkeiten getestet, um die Konzentrationen von Ewigkeitschemikalien in den Tieren zu messen. Die Bestimmung der Schadstoffkonzentrationen in der Wolle scheint zum Beispiel eine vielversprechende Alternative zu Fettgewebe-Biopsien zu sein.

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Letzte Änderung 27.09.2024

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