2500 Jahre altes Gebäude auf Agroscope-Baustelle gefunden

Der grosse «Felsbrocken» ist das Fundament des Gebäudes, daneben sind Gruben – die kleinen Steinhaufen am Rande – ersichtlich.

Auf der Baustelle des Agroscope-Laborneubaus in Posieux sind Bauarbeiter auf ein über 2500 Jahre altes Gebäude gestossen. Wie der Zufall es will, handelt es sich dabei wohl um einen Bauernhof: Wo heute und in Zukunft für die Landwirtschaft geforscht wird, gab es also schon zu vorkeltischen Zeiten Landwirtschaft.

Anfang Oktober 2021 ist in Posieux der Spatenstich für den Agroscope-Laborneubau erfolgt. Nun sind die Arbeiter auf der Baustelle auf einen archäologischen Fund gestossen. «Es handelt sich dabei um einen Bauernhof oder ein landwirtschaftliches Gebäude aus der vorkeltischen Zeit», erklärt Léonard Kramer, Sektorchef Vor- und Frühgeschichte beim Amt für Archäologie des Kantons Freiburg AAFR.

Der seltene Fund ist bedeutend

Die Ausgrabungen sind derzeit im vollen Gange und die genauere Geschichte des Gebäudes wird erst nach deren Ende bekannt sein. Klar ist jedoch schon, dass die Archäologinnen und Archäologen das Gebäude anhand des Stils der gefundenen Keramikschalen der frühen Eisenzeit (800–450 v. Chr.) zuordnen können. Funde wie dieser sind in der Region selten, das archäologische Wissen über die frühe Eisenzeit beruht weitgehend auf Daten. «Diese Ausgrabung wird uns viele Informationen über die Lebensweise der Menschen in dieser Zeit liefern», freut sich Léonard Kramer.

Nebst einem grossen Steinfundament haben die Fachleute bislang eine Reihe von Gruben und Pfostenlöchern, die einst ein Gerüst stützten, gefunden. Erhalten sind nur noch die Löcher, das Holz der Pfosten hat sich zersetzt. Zudem gibt es Überreste unterschiedlich grosser Feuerstellen. Sie weisen auf Koch- oder Heizaktivitäten hin. Die Archäologinnen und Archäologen graben nur die Überreste aus, die sich auf dem Standort des Agroscope-Neubaus befinden. «Wir können aber davon ausgehen, dass das Gebäude aus der Eisenzeit mindestens 15 Meter lang war», so Kramer. Die Breite ist nicht bekannt.

Eine Reise in die Eisenzeit

Wie war das Leben, damals vor 2500 Jahren? Die Fachleute gehen davon aus, dass die Bewohnerinnen und Bewohner des Gebäudes wahrscheinlich von Viehzucht und Landwirtschaft gelebt haben. Sie haben Keramikgefässe hergestellt, die sie zum Lagern von Getreide und zum Kochen genutzt haben. Der Archäologe erklärt weiter, dass damals bereits Metallurgie, insbesondere Eisen, praktiziert worden ist.

Nur zwei Kilometer von Posieux entfernt liegt die befestigte Höhensiedlung Châtillon-sur-Glâne. Seit den 1970er-Jahren weiss man, dass diese Siedlung auch in der Eisenzeit existiert hat. Der Stil der gefundenen Keramikschalen auf der Baustelle verrät, dass dies zur gleichen Zeit war. Châtillon-sur-Glâne war damals ein wichtiges Zentrum in der Region. «Die Bewohnerinnen und Bewohner unserer Fundstelle standen wahrscheinlich in Kontakt mit den Menschen in Châtillon-sur-Glâne», erklärt Léonard Kramer.

Bauablauf geht weiter nach Plan

Zurück in die Gegenwart und der Frage, wie es mit dem Fund weitergeht. Die Ausgrabungen konzentrieren sich auf die Stellen, die für den Bau des neuen Gebäudes rasch freigegeben werden müssen. Die Fachleute gehen davon aus, dass es deswegen keine Verzögerungen gibt. Sie arbeiten eng mit der Bauleitung zusammen, damit der Bauablauf eingehalten werden kann.

Die Archäologinnen und Archäologen heben in den kommenden Tagen weitere Teile der Überreste aus, damit sie so viele Informationen wie möglich über den Bau des Gebäudes und der Aktivitäten der Menschen erfassen können. Durch Zeichnen, Fotografieren und Beschreiben dokumentieren sie die Überreste. Zudem sammeln sie die archäologischen Objekte und lokalisieren diese genau. Anhand der Grabungsdaten verfassen sie später einen Bericht und veröffentlichen die wichtigsten Ergebnisse.

Hintergründe zum Agroscope-Laborneubau

In Posieux entsteht ein zentraler Forschungscampus von Agroscope, bestehend aus mehreren Gebäuden und rund 450 Arbeitsplätzen. Das neue Laborgebäude ist ein wichtiges Element davon und soll im Jahr 2024 bezugsbereit sein. Es entspricht dem Minergie-P-Standard und ist mit den neuesten Technologien für die Forschung in der Land- und Ernährungswirtschaft ausgestattet. Der Neubau bietet auf vier Etagen 7700 m2 Laborfläche und rund 200 Arbeitsplätze.

 

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Spatenstich für Agroscope-Laborneubau

In Posieux ist der Spatenstich für den Agroscope-Laborneubau erfolgt. Das Gebäude wird mit den neuesten Technologien für die Forschung in der Land- und Ernährungswirtschaft ausgestattet.

Letzte Änderung 17.11.2021

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