Über eintausend Freiwillige haben im April Unterhosen in ihren Gärten, Wiesen oder Äckern vergraben. Nun werden sie wieder ans Tageslicht geholt. Ihr Zustand offenbart, wie es dem Schweizer Boden geht.
Im April lancierten Forschende von Agroscope und der Universität Zürich das Citizen-Science-Projekt «Beweisstück Unterhose». Eintausend Laienforscherinnen und Laienforscher haben daraufhin mit einem standardisierten Verfahren Unterhosen in ihren Gärten, Wiesen oder Äckern vergraben. Ziel der Aktion ist es, die Bodenqualität schweizweit zu erfassen.
Zwei Monate haben die Unterhosen inzwischen im Boden verbracht. Nun ist es an der Zeit, diese wieder auszugraben. Doch was da aus der Erde kommt, erinnert nur noch vage an Unterwäsche. «Milliarden von Bodenlebewesen haben an jeder einzelnen Unterhose gefressen und den Baumwollstoff in neuen Humus und Nährstoffe für die Pflanzen umgewandelt», sagt Studienleiter Marcel van der Heijden von Agroscope und der Universität Zürich. Dabei gilt: umso hässlicher, desto besser. «Je zerfressener und unkenntlicher die Unterhose aussieht, desto aktiver ist das Bodenleben», erklärt Franz Bender, Koordinator des Projektes.
Die freiwilligen Helferinnen und Helfer schicken die Überreste ihrer ausgegrabenen Unterhosen nun an Agroscope. Dort, im Labor, wird ihr Zersetzungsgrad anhand digitaler Scans genau gemessen. Ebenso werden die ebenfalls mitgelieferten Bodenproben analysiert. Besonders interessierte Laienforschende können im Labor an der Analyse sogar mitarbeiten. «Dank der Mitarbeit der vielen Freiwilligen schaffen wir es hoffentlich, ein umfassendes Bild der Qualität der Schweizer Böden zu erhalten», sagt Pia Viviani, Spezialistin für Citizen Science.
Webseite zum Projekt: www.beweisstueck-unterhose.ch
Bildmaterial: Dropbox - Beweisstück Unterhosen: Bilder, Videos, Dokumente für Medien - Simplify your life
Buch stellt die fleissigen «Unterhosenzersetzer» vor
Neben der Erhebung von Daten wollen die Forschenden mit diesem Projekt auch die Bedeutung des Bodens in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. «Er ist nicht einfach eine braune Masse, sondern tatsächlich eine der wertvollsten Ressourcen der Menschheit. Ohne ihn könnten wir schlicht nicht überleben», sagt van der Heijden.
Darum hat das Projektteam in Zusammenarbeit mit dem Werd&Weber-Verlag ein Buch über die Artenvielfalt im Boden herausgebracht. «Es nimmt die Leser mit auf einen Spaziergang in den Untergrund und zeigt ihnen, wer dort unten alles für uns arbeitet», sagt Wissenschaftsjournalist Atlant Bieri, einer der Autoren. Im Buch gibt es auch einfache Experimente für zu Hause. «Wer einmal mit der Lupe einen Fingerhut voll Kompost anschaut, wird darin mehr Tiere erblicken als bei einem Zoobesuch. Wenn man das einmal gesehen hat, verändert sich das eigene Weltbild. Unter unseren Füssen breitet sich eine Welt aus, die Millionen Mal grösser und reicher ist als unsere eigene Zivilisation», sagt Bieri.