Neues Merkblatt zu problematischen Weichmachern in Milch und Milchprodukten

Melkstand

Phthalate sind Chemikalien, welche in grossen Mengen als Weichmacher für Kunststoffe wie Kabel, Schläuche und Verpackungen eingesetzt werden. Da sie so häufig eingesetzt werden, sind sie überall in der Umwelt verbreitet. Einige dieser Stoffe können unter anderem negative Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit haben. Das Merkblatt zeigt auf, wie verhindert wird, dass Phthalate in Milchprodukte gelangen. In der Milchwirtschaft sind nur Materialien einzusetzen, welche vom Hersteller oder Lieferanten als phthalatfrei zertifiziert sind.

Einige Phthalate werden als endokrine Disruptoren eingestuft. Das heisst diese Stoffe können durch Veränderung des Hormonsystems die Gesundheit schädigen und werden bezüglich der Entwicklung der Geschlechtsorgane als kritisch betrachtet. Viele der als Weichmacher eingesetzten Phthalate gelten heutzutage als Umwelt- und Lebensmittelschadstoffe und wurden in den letzten Jahren stark durch Behörden reguliert und teilweise auch verboten. Phthalate sind aufgrund ihrer hohen Produktions- und Verbrauchermengen bedeutend. Der grösste Teil der industriell erzeugten Phthalate wird als Weichmacher für Kunststoffe wie Polyvinylchlorid (PVC), Nitrocellulose und synthetisches Gummi eingesetzt. In Europa werden jährlich etwa 1,5 Millionen Tonnen Weichmacher hergestellt, wobei 70 % Phthalate sind.

Europaweite behördliche Expositionsstudien haben gezeigt, dass Rückstände in Nahrungsmitteln die wichtigste Quelle für die Aufnahme von Phthalaten ist. Bereits in der Rohmilch von Kühen konnten Phthalate nachgewiesen werden. Hierbei wurde aufgezeigt, dass einige dieser Schadstoffe bereits über die Silage und auch über das Weidefutter aufgenommen werden können. Durch Zitzengummis am Melkgeschirr, flexiblen Schläuchen an der Melktechnik und Kunststoffrohren können sie in die Milch gelangen. Ein weiterer Anstieg der Schadstoffkonzentration kann während der Verarbeitung der Milch im Molkereibetrieb durch den direkten Kontakt mit phthalathaltigen Materialien erfolgen. Insbesondere höhere Temperaturen können den Übertritt dieser Stoffe in die Nahrungsmittel begünstigen.

Rückstände von Phthalaten in Milch und Milchprodukten sind daher von Bedeutung. Obwohl diese Stoffe überall vorkommen, kann die Kontamination von Lebensmitteln durch gezielte Massnahmen weitgehend vermieden werden. So können kritische Lebensmittelkontaktmaterialien durch alternative, vom Hersteller als phthalatfrei zertifizierte Materialien ersetzt werden. Wenn bei einem Gerät oder Kunststoffprodukt keine Zertifizierung vorliegt, ist dieses als verdächtig anzusehen und sollte von einem akkreditierten Labor getestet werden.

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Letzte Änderung 12.11.2020

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