Der von Agroscope moderierte Workshop bot eine Plattform für den Austausch über vier Forschungsprojekte, in denen Forschung und Praxis erfolgreich zusammenarbeiten.
Der Workshop «Collaboration between practice and research», der am 24.6.2019 im Rahmen des EGF Eucarpia Joint Symposiums stattfand, zeigte, dass das Thema Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis von absoluter Relevanz für die angewandte Forschung ist. Der Austausch zwischen Wissenschaftlern, Stakeholdern und Landwirten bringt einen grossen Mehrwert und sorgt dafür, dass die gewonnenen Erkenntnisse aus jahrelanger Forschung effizient in die Praxis umgesetzt werden können.
Die Teilnehmenden hatten Gelegenheit, mit den Autoren über vier Forschungsprojekte aus den Niederlanden, Frankreich, Tschechien und der Schweiz zu diskutieren.
Die Projekte waren ein Beispiel für die enge Zusammenarbeit zwischen Forschenden, Praktikern, Beratern und Stakeholdern aus der Industrie. Die Leitung und Moderation des Workshops übernahmen Olivier Huguenin-Elie aus der Agroscope Forschungsgruppe ‘Futterbau und Graslandsysteme’ und Johanna Besier, Koordinatorin für den Wissensaustausch im Kompetenzbereich ‘Tiere und tierische Produkte’. Nach einer kurzen Präsentation jedes Forschungsprojekts teilten sich die Teilnehmenden des Workshops in Untergruppen auf und diskutierten die vorgestellten Poster.
Wiepk Voskamp-Harkema und Martien de Haas von der Van Hall Larenstein University of Applied Sciences in den Niederlanden stellten ihr Projekt, den «Grassland Compass» vor. Dieser wurde von Landwirten (Milchviehhaltern), Beratern, Vertretern der Futtermittelindustrie und Forschenden gemeinsam als ein praktisches Hilfsmittel zur Optimierung des Managements von Grasland entwickelt.
Die reine Weidehaltung von Milchziegen kann Futterkosten senken. Aus diesem Grund entwickelten Ziegenzüchter, Berater, Vertreter aus der Futtermittelindustrie und Forschende vom Institut de l’Élevage in Frankreich Luzerne- und Kleegrasmischungen, die eine hohe Produktivität und einen hohen Futterwert für Milchziegen versprachen. Diese Mischungen wurden von 25 Züchtern in Westfrankreich angesät und regelmässig über die Vegetationsperiode hinweg nach einem definierten Schema kontrolliert. Um die Stakeholder und Landwirte möglichst aktiv in den weiteren Versuchsverlauf einzubeziehen, bedienten sich die Forschenden der Applikation Instagram und sozialer Netzwerke, um ihre Ergebnisse zu veröffentlichen. Dies bot allen Beteiligten die Möglichkeit sich intensiv auszutauschen.
Ein Projekt aus Tschechien befasste sich mit den ökonomischen Vorteilen, die sich aus der Zusammenarbeit zwischen Forschung, Industrie und Praxis ergeben. Jan Nedělník von Agriculture Research in Tschechien erklärte, inwiefern sich die Zusammenarbeit zwischen KMUs und F&E-Organisationen dank Einsatz des in der Industrie bereits etablierten Management Tools «Balanced Scorecard (BSC)» verbessern lässt.
Er betonte, dass sich die BSC sehr gut als Instrument eignet, um den Effekt der Zusammenarbeit zwischen Praxis und Forschung zu evaluieren und zu verbessern.
Das vierte Beispiel für eine gut funktionierende Kooperation zwischen Forschung, Stakeholdern und Landwirten wurde von Daniel Suter von Agroscope vorgestellt. Er erörterte anschaulich die wichtigsten Erfolgsfaktoren für den Anbau der Standardmischungen in der Praxis. Dies sind vor allem die hohe Anpassungsfähigkeit der Saatmischungen an unterschiedlichste Umwelt- und Standortbedingungen, die wissenschaftliche Begleitung bei der Auswahl und die Prüfung der Mischungen unter Praxisbedingungen, sowie eine gute und intensive Zusammenarbeit zwischen den Forschenden, Beratungsdiensten, der Saatgutindustrie und der Gesellschaft der Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Futterbaus (AGFF).
Agroscope aktualisiert im 4-Jahresrhythmus die bewährten Standardmischungen für den Futterbau. Dabei finden die neuesten Ergebnisse aus der Sortenprüfung und aus zahlreichen Mischungsversuchen im Feld ihre Berücksichtigung. Die Standardmischungen für den Futterbau und die Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen bilden den Ausgangspunkt für einen erfolgreichen Kunstfutterbau. Sie sind unverzichtbare Grundlagendokumente für den Schweizer Samenhandel und eine Informationsquelle für Bäuerinnen und Bauern.