18. Oktober 2017 - Während drei Tagen war Agroscope im Liebefeld der Treffpunkt international führender Wissenschaftler im Gebiet der Entwicklung von in vitro Methoden zur Simulation der menschlichen Verdauung. Das Treffen hat uns die Gelegenheit geboten gemeinsam Lösungen für offene Fragen zu erarbeiten. Daraus wird nun ein Protokoll erarbeitet, welches demnächst publiziert werden wird.
Die Forschungsteams im Liebefeld sind seit längerem stark engagiert in der Entwicklung von möglichst physiologischen in-vitro (im Reagenzglas) Verdausystemen. Diese Arbeiten sind eingebettet ins Konsortium Infogest von COST, welches die wichtigsten Forscher und Institute von Europa und darüber hinaus umfasst.
Die menschliche Verdauung fungiert als Brücke zwischen der Nahrung und dem Menschen. Durch eine optimierte Simulation dieser Verdauung kann gemessen werden, wie sich Nahrungsmittel im Magen und im Dünndarm verhalten, respektive wie lange die Nahrung hat um abgebaut zu werden und welche Bestandteile danach dem Menschen zur Verfügung stehen. Dies eröffnet die Möglichkeit in Zukunft auch ohne Versuche in Tieren und ohne Humanstudien detaillierte Information zu Nahrungsmitteln und deren physiologische Wirkung auf den Menschen zu erhalten. Aus solchen Informationen wird in Zukunft nicht nur heraus gelesen, welche Nahrungsbestandteile vom Menschen aufgenommen werden, sondern auch wie man Nahrung herstellen und verarbeiten kann, um diese Aufnahme zu optimieren. Darüber hinaus können solche Modelle für die Bestimmung der Proteinwertigkeit für die menschliche und tierische Ernährung genutzt werden. Weiterhin kann die Allergenizität von neuen Proteinen, das heisst deren Potential Allergien auszulösen, geprüft werden.
Nach der erfolgreichen Publikation eines europäisch harmonisierten statischen in-vitro Verdausystems, welches relativ einfach anzuwenden ist und sehr reproduzierbare sowie physiologisch relevante Ergebnisse liefert, wurde das Bedürfnis geweckt die Verdaudynamik im Magen mit einem semi-dynamischen System genauer abbilden zu können, mit dem Kompromiss, dass sich die Voraussetzungen und die Ausführung etwas aufwändiger gestalten.