Von 2013 bis 2021 wurde an der Technischen Universität München gemeinsam mit Partnern ein wissenschaftlich basiertes Beratungstool entwickelt, das zum Ziel hat, Pferdehaltungen hinsichtlich Tiergerechtheit und ökologischer Nachhaltigkeit 1. schnell zu erfassen, 2. automatisiert zu analysieren und 3. Verbesserungspotential betriebsindividuell aufzuzeigen. Damit soll ein wesentlicher Beitrag zur Verbesserung des Tier- und Umweltschutzes in der Pferdehaltung geleistet werden. Die ausgewählten Ergebnisse aus bisherigen Datenerhebungen mittels BestTUPferd zeigen, dass Unzulänglichkeiten in der Einzel- und Gruppenhaltung in verschiedenen Bereichen anzutreffen sind. So kommt die Gruppenhaltung nicht nur dem artgemäßen Sozialverhalten nach taktilem Kontakt deutlich besser nach als die Einzelhaltung, sie bietet auch ein tiergerechteres Bewegungsangebot für Pferde, da hier in nahezu allen Betrieben ein permanentes Angebot an freien Bewegungsmöglichkeiten auf ausreichend großen Flächen geboten ist. In der Einzelhaltung weist ein nicht unerheblicher Anteil an Betrieben kein ganzjährig tägliches freies Bewegungsangebot für alle Pferde auf. Ein fehlendes freies Bewegungsangebot kann Leiden hervorrufen und ist daher als nicht akzeptabel einzustufen. Gleiches gilt für die Fresspausen, ein Indikator bezüglich artgemäßer Nahrungsaufnahme. In der Einzelhaltung sind die Fresspausen bei traditioneller, zwei bis drei Mal täglicher, manueller Fütterung zwischen den Raufuttermahlzeiten auf Praxisbetrieben zum Großteil zu lang, was ein Problem darstellt, wenn den Pferden keine fressbare Einstreu zur Verfügung steht. Die Einzelhaltung von Pferden auf Sägespänen ist daher ohne spezielle Maßnahmen, die dem Futteraufnahmeverhalten Rechnung tragen (z. B. Angebot von Raufutter über Vorratsraufen, Sparraufen, zeitgesteuerte Futterautomaten) als nicht tiergerecht einzuschätzen. Die Anzahl an oberflächlichen Verletzungen in der Gruppenhaltung zeigt mit einer Prävalenz von 80 % im Vergleich zu Pferden in der Einzelhaltung mit einer Prävalenz von 40 % (Median), wie deutlich verbesserungswürdig auch Praxisbetriebe mit Gruppenhaltung sind. Pferdehaltungen mit Auslaufflächen von mindestens 200 m2 pro Pferd erwiesen sich als umwelt- und tiergerecht in Bezug auf unerwünschte Nährstoffeinträge und ein artgemäßes Bewegungsangebot – unabhängig von der Haltungsform.