Lutz Merbold will die Klimadiskussion in der Landwirtschaft positiver prägen

Lutz Merbold

Lutz Merbold leitet seit dem 1. Oktober 2020 den strategischen Forschungsbereich Agrarökologie und Umwelt. Er bringt bei Agroscope sein in Afrika erworbenes Wissen über nachhaltige Agrarökosysteme ein.

Lutz Merbold wurde am 8. April 1980 in Plauen (Sachsen, D) geboren – zu einem Zeitpunkt, wie er selber betont, als die CO2-Konzentration in der Atmosphäre noch 338.75 ppm betrug. Heute liegt sie bei über 415 ppm. Dass er diesen Wert erwähnt, spricht für sein Anliegen, Lösungen für die Folgen des Klimawandels auf die Landwirtschaft zu finden und gleichzeitig die Auswirkungen der Landwirtschaft auf das Klima zu reduzieren.

Bis vor kurzem arbeitete und lebte Lutz Merbold in Ostafrika. Als Leiter des Mazingira Centre (Mazingira bedeutet Umwelt auf Swahili) am Internationalen Institut für Nutztierforschung in Nairobi (Kenia) erfassten er und sein Team Umweltdaten. Sie nutzten diese, um Lösungen für eine nachhaltigere Landwirtschaft aufzuzeigen: «Es hat mich immer dorthin gezogen, wo man mit Forschung etwas bewegen konnte.»

Lutz Merbold hatte ursprünglich wenig Bezug zur Landwirtschaft. Nach dem Abitur schwankte er zwischen Journalismus und Biologie. Für Letzteres entschied er sich, weil er gerne draussen arbeiten wollte. Während des Studiums hatte er die Möglichkeit, Treibhausgase in Sibirien zu messen. «Da bestand eine Verbindung zwischen Ökologie und Umwelt – die Faszination dafür hat mich nie mehr losgelassen», erklärt Merbold mit leuchtenden Augen. Er machte sein Diplom in Ökologie und Umweltrecht an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena sowie in Tropenbotanik an der Universität in Leipzig. Promoviert hat er im EU-Projekt CarboAfrica am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena und an der ETH Zürich. So kam er nach Afrika.

Nun wohnt er in Bern und ist Leiter des strategischen Forschungsbereichs Agrarökologie und Umwelt bei Agroscope. «Ich kannte Agroscope schon ein wenig von meiner Zeit nach dem Doktorat. Bereits da hat mir sowohl die Breite der Themen als auch die Stellung zwischen Landwirtschaft, Politik und Spitzenforschung sehr gefallen. Als ich die Ausschreibung für meine jetzige Stelle sah, erkannte ich die Chance, das Zusammenspiel zwischen Boden, Biodiversität und Klima weiter zu erforschen», erklärt Merbold. Nebst fachlichen gab es auch private Gründe. «Ein Privatleben über Kontinente hinweg ist schwierig. Ein vielfliegender Klimaforscher ist nicht grad glaubwürdig», gesteht Merbold ein, dessen Lebenspartnerin in Süddeutschland lebt.

«Ich will die Klimadiskussion in der Landwirtschaft positiver prägen und die Wichtigkeit der Landwirtschaft für eine nachhaltige Lebensmittelproduktion und Ernährung noch besser hervorheben. Dafür sollten wir noch mehr systemintegriert forschen, um die Landwirtschaft an den Klimawandel anzupassen. Ein Schritt in diese Richtung ist die «standortgerechte Landwirtschaft». Um dazu eine Pforte zu öffnen, hat er aus Afrika einen wertvollen Schlüssel mitgebracht: Die Fähigkeit, zuzuhören. «Das klingt banal und ist doch zentral, um alle Akteure zu verstehen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.»