«Es ist für mich etwas Aussergewöhnliches, im Schweizer Nationalgestüt in Avenches zu arbeiten» meint die 39-jährige Corinne Boss. Als lizenzierte Dressurreiterin kennt sie das Kompetenzzentrum für Equiden bereits seit langem und weiss seine Leistungen zu schätzen. So brachte sie ihr Pferd vor Jahren ins SNG zur Ausbildung. Durch ihre Tätigkeit beim Bundesamt für Landwirtschaft BLW als nationale Koordinatorin für Tiergenetische Ressourcen und als Zuständige für die Erhaltung von Schweizer Rassen sind ihr die Anliegen der Schweizer Pferdezucht, insbesondere der Freibergerpferdezucht, bestens bekannt. Zudem ist sie nach zehn Jahren beim BLW gut gerüstet für die neue Aufgabe als Leiterin des Kompetenzbereichs Tiere und tierische Produkte von Agroscope. Sie hat diese Stelle seit dem 15. Juli 2019 inne. «Es ist eine tolle Kombination, dass ich mich in der neuen Position für die Nutztiere und für die Pferde einsetzen und die Stossrichtung meiner bisherigen Tätigkeiten weiterführen kann».
Schon früh hat sie sich für Tiere und Tiergesundheit interessiert. Aufgewachsen in Bolligen, war sie bereits als Kind und Jugendliche viel auf dem Bauernhof, wo sie und ihre Mutter ihre Pferde untergebracht hatten. Nach der Matura begann sie ein Studium in der Tiermedizin, wechselte nach zwei Jahren zum Fach Biologie und spezialisierte sich in Molekulargenetik. Ein Nebenjob bei Swissmedic brachte ihr nicht nur ein Einkommen, sondern erweiterte auch ihr medizinisches Verständnis. Die Masterarbeit schrieb sie am Inselspital Bern im Bereich der Forschung zu Hirntumoren und über die genetische Prädisposition dazu. Mit diesem Rucksack in Genetik gelang ihr der Einstieg ins BLW als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Tierische Produkte und Tierzucht.
Im BLW entdeckte sie die Faszination der Arbeit in der Bundesverwaltung, als sie die Weiterentwicklung des schweizerischen Tierzuchtrechts leitete. «Es ist sehr motivierend, wenn man mit der Vorbereitung von Gesetzen etwas bewirken kann, das später auch umgesetzt wird. Leistung ist wichtig», meint sie, «aber wir müssen alle Pfeiler der Nachhaltigkeit berücksichtigen. Für unsere Gesellschaft ist Tiergesundheit und Tierwohl, der schonende Umgang mit Ressourcen und eine intakte Umwelt wichtig. Zum Beispiel die Förderung der Klauengesundheit beim Milchvieh oder die Züchtung von Resistenzen gegen das Bakterium E-Coli beim Schwein, solche Verbesserungen müssen wir stärken. Ein standortangepasstes, ressourceneffizientes und gesundes Tier ist das Ziel». Und dass Agroscope seinen Beitrag dazu leisten wird, dafür will sie sich einsetzen.
Dank der Leitung der nationalen Strategie Tierzucht 2030 ist sie in der Branche bestens bekannt. Ihre anerkannte Stärke, als Mediatorin verschiedene Anliegen und gemeinsame Vorteile zu Lösungen zu kombinieren, wird ihr bei Agroscope sicher zu Gute kommen. «Ich möchte konsequent Synergien nutzen und vorhandenes Wissen zusammenführen, damit alle Beteiligten von den neuen Möglichkeiten von «Big Data» profitieren können».
In der Freizeit geniesst sie Ausflüge in die Berge. Und natürlich liebt sie es, abends auf den Bauernhof zu gehen und mit ihrem Pferd gemütlich durch den Wald zu reiten. «Viele Ideen sind auf dem Pferd entstanden», lacht sie unternehmungslustig.