Alain Gaume – immer in Bewegung

Alain Gaume

Alain Gaume ist seit dem 1. Mai 2017 Leiter des Strategischen Forschungsbereichs «Pflanzenschutz» bei Agroscope. Zudem ist er Mitglied der zehnköpfigen Geschäftsleitung von Agroscope. Wir haben ihn zu einem Gespräch getroffen. 

Wer Alain Gaume «erwischen» will, muss früh aufstehen, denn er ist immer in Bewegung. Einerseits ist seine Agenda dicht gedrängt, andererseits ist er häufig unterwegs – vor allem per Bahn – in alle Himmelsrichtungen zu den schweizweit 90 Mitarbeitenden: nach Changins (wo sich sein Büro befindet), aber auch nach Wädenswil, Reckenholz und Cadenazzo. Zudem reist er regelmässig nach Bern an die Sitzungen der Geschäftsleitung von Agroscope. «Zum Glück kann ich sehr gut im Zug arbeiten und so die Reisezeit für die Vorbereitung der Dossiers nutzen», meint der neue Leiter gut gelaunt. Auch seine Wohnsituation verteilt sich auf zwei Standorte: auf die Deutschschweiz, wo er mit seiner Frau und dem jüngsten seiner drei Kinder lebt, und eine Wohnung im Kanton Waadt. 

Ganz offensichtlich scheut Alain Gaume die Bewegung nicht. Nach seinem Agronomie-Studium an der ETH Zürich waren die USA ebenso wie Südafrika Stationen verschiedener Forschungsmandate und Postdocs des Neuenburgers. Auch Changins ist ihm keineswegs fremd, machte er hier doch seine Diplomarbeit über die Graufäule im Weinbau, zusammen übrigens mit Olivier Viret, dessen Nachfolge er bei Agroscope antritt. Der Wissenschafter leitete zudem die Nationalen Forschungsprogramme «Pflanzenernährung und Düngung» bei Agroscope von 2005 bis 2007 und beteiligte sich am Forschungsprogramm «ProfiCrops» von 2007 bis 2009. Anschliessend wechselte er in die Privatwirtschaft zu Syngenta, wo er von 2009 bis 2017 in der Funktion Head of Seedcare Research Biology tätig war. «All diese Etappen eröffneten mir Gelegenheiten und die Chance, Neues zu lernen: wissenschaftliche Erkenntnisse, die Leitung von Projekten oder eine neue Sprache. Ich fühle mich mehr als Generalist denn als Spezialist», erklärt Alain Gaume, der als Kind Gärtner werden wollte und seine Ferien im ländlichen Jura auf dem Traktor seines Onkels verbrachte. 

Der «Neuling in einer neuen Organisation», wie er sich selbst bezeichnet, betrachtet die Leute, die Agroscope ausmachen, mit grossem Respekt: «Ich bin begeistert vom Potenzial und den Fähigkeiten, die ich hier sehe, von der Energie und vom Engagement der Mitarbeitenden. Mit immer knapperen Mitteln verstehen sie es, so viel zu produzieren», meint der 47-jährige Wissenschafter. 

Neben dem Studium der laufenden Dossiers und der Vorbereitung des Arbeitsprogramms 2018-2021 nimmt sich Alain Gaume auch Zeit, um den Zusammenhalt der Mitarbeitenden zu fördern. Er möchte sie an diese neue Organisation «binden», sie dazu bringen, Synergien in prioritären Themen der Landwirtschaft zu nutzen und national, nicht mehr nur lokal zu denken. Dies alles trotz finanziellen Restrukturierungen und bei bleibend hohen Ansprüchen seitens der landwirtschaftlichen Praxis und der Konsumentinnen und Konsumenten. «Wenn wir weiterhin Prioritäten setzen und uns falls nötig auf weniger Themen konzentrieren, stärkt uns dies, und wir können national und international unseren Ruf bewahren. Die Umwälzungen sind schmerzhaft und lassen sich nicht vollständig kompensieren, es bleibt uns aber nichts anderes übrig, als das Beste daraus zu machen», meint der Wissenschafter dennoch optimistisch und zuversichtlich. «Ich sehe das Potenzial und ich weiss, dass wir in der richtigen Richtung unterwegs sind.»

Sibylle Willi, Agrarforschung Schweiz