Im Rahmen des Agrarumweltmonitorings und im Auftrag des Bundesamtes für Landwirtschaft erheben seit 2009 rund 300 Betriebsleiter von Landwirtschaftsbetrieben Daten zur landwirtschaftlichen Praxis und liefern diese via ihren Treuhänder an Agroscope ART zur Zentralen Auswertung von Agrarum-weltindikatoren (ZA-AUI). Zwei Indikatoren betreffen das Thema Pflanzenschutzmittel: Erstens der Indikator "Einsatz von Pflanzenschutzmitteln" und darauf aufbauend der Indikator "Risiko aquatischer Ökotoxizität". Agroscope ACW hat dafür die fachliche Verantwortung übernommen und die Methoden dazu entwickelt. Der vorliegende Bericht zeigt für den Indikator "Einsatz von Pflanzenschutzmitteln" die Auswertung der ersten beiden Jahre und stellt die dabei gemachten Erfahrungen dar. Für die ÖLN-Jahre 2009 und 2010 wurden die pflanzenschutzrelevanten Daten von 231 bzw. 228 Betrieben ausgewertet, die in beiden Jahren auf knapp 3000 ha Pflanzenbau betrieben haben. Damit beschreibt der Bericht die bisher umfassendste schweizweite Erhebung zum Einsatz von PSM. Es wurden Methoden zur Datenverarbeitung und Qualitätskontrolle entwickelt, die es erlauben die Auswertungen in Zukunft im Routinebetrieb durchzuführen. Um den Verlust an Daten gering zu halten, wurden bei der Überprüfung der Daten auch manuelle Korrekturen der Angaben vorgenommen, jedoch nur in den Bereichen, in denen es vom Arbeitsaufwand her möglich war. Was die regionale Repräsentativität der Erhebung betrifft, sind die grossen Ackerbaugebiete des Mittellandes gut abgedeckt, während bei Spezialkulturen die fehlende Erfassung des Wallis und des Tessins noch eine Lücke darstellt. Für Biobetriebe sind noch keine Aussagen zum Pflanzenbau mög-lich, weil sie derzeit nur 3% der erfassten Pflanzenbaufläche ausmachen. Es wurden Kriterien definiert, welche Kulturen ausreichend abgedeckt sind und welche nicht. Für vier Kulturgruppen sind für die Jahre 2009 und 2010 keine Aussagen möglich (Freilandgemüse, Futterrüben, Hochstammobst, Raps Extenso), während von den anderen Kulturgruppen eine ausreichende Fläche erfasst wurde, wobei bei Reben und vor allem bei Obst zusätzliche Abklärungen angebracht wären. Im Laufe des Projekts wurden verschiedene Kennzahlen für den Indikator Einsatz von PSM eva-luiert und zwar jeweils kulturspezifisch und nach FAT99 Betriebstypen. Die beiden Kennzahlen Be-handlungshäufigkeit und aggregierte Wirkstoffmenge erscheinen am geeignetsten und sollen in Zu-kunft im Agrarbericht publiziert werden. Vergleicht man die für die Jahre 2009 und 2010 geschätzten Behandlungshäufigkeiten mit früheren in der Schweiz durchgeführten Erhebungen zeigt sich, dass die Behandlungshäufigkeiten im zeitlichen Verlauf für die meisten Kulturen nur geringfügig voneinander abweichen. Daraus lassen sich zwei Schlüsse ziehen: erstens erscheint die in den Jahren 2009 und 2010 erfasste Fläche für Ackerbaukulturen ausreichend gross, weil sonst die Zahlen viel stärker streuen würden. Zweitens ändert sich die Praxis auch über längere Zeit nur geringfügig, ausser wenn wie im Fall von Raps der Schädlingsdruck steigt oder wie im Fall von Getreide und Raps politische Massnahmen wie z.B. Extenso-Prämien eingeführt werden. Die Auswertung nach Betriebstypen ist schwierig zu interpretieren, da der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sehr kulturspezifisch ist. Für weitergehende Auswertungen und für Risikoindikatoren sind nicht Behandlungshäufigkeiten entscheidend, sondern es ist nötig, die Häufigkeit und die Dosis, mit der die einzelnen Wirkstoffe in der Schweiz eingesetzt werden, ausreichend zuverlässig schätzen zu können. Zur Plausibilisierung der Schätzungen wurde für jeden Wirkstoff die auf die gesamte Schweiz hochgerechnete Menge bestimmt und mit Verkaufszahlen verglichen. Für Wirkstoffe, die nur im Acker-, Obst- oder Weinbau eingesetzt werden und von denen mehr als eine Tonne verkauft wird, zeigte sich, dass die Hochrechnung relativ gut mit den Verkaufszahlen übereinstimmt, sofern in jeder Kulturgruppe eine ausreichende Anzahl Wirkstoff-Applikationen erfasst wurde. Vor diesem Hintergrund ist eine Ausdehnung der Anzahl teilnehmender Betriebe auf jeden Fall wünschenswert, denn damit steigt auch die Anzahl Wirkstoffe für die gut abgestützte Aussagen möglich sind. Insgesamt hat sich gezeigt, dass das im Agrarumweltmonitoring gewählte Erhebungskonzept funktioniert und das Potential hat, im Vergleich zu früheren Studien schlanke und effiziente Erhebun-gen durchzuführen.