Der Protein- und Phosphorbedarf von Schweinen ändert sich je nach Lebensphase. Eine optimierte Phasenfütterung kann die Nährstoffeffizienz steigern und die Abhängigkeit von importierten Futtermitteln verringern. Neue Merkblätter von Agroscope zeigen auf, wie dies gelingen kann, und beleuchten Zielkonflikte.
Bis 2030 sollte die Landwirtschaft die Stickstoffverluste um 15 % und die Phosphorverluste um 20 % reduzieren, ein Ziel, das als «Absenkpfad Nährstoffverluste» bekannt ist. Die Schweineproduktion kann dazu beitragen, die Nährstoffbilanz der Schweizer Landwirtschaft zu verbessern, indem der Einsatz von protein- und phosphorreichen Importfuttermitteln, z.B. Extraktionsschrote und mineralische Phosphate, optimiert oder eventuell sogar begrenzt wird.
Neue Merkblätter von Agroscope beschreiben Massnahmen, um den Nährstoffeintrag solcher Futtermittel besser zu steuern und gleichzeitig eine adäquate Zufuhr an Protein und Phosphor in jedem physiologischen Stadium der Schweine zu gewährleisten. Die Mischfutteroptimierung spielt dabei eine Schlüsselrolle. Sie kann beispielsweise auf minimale Protein- und Phosphorgehalte oder auf minimalen Einsatz von importierten protein- und phosphorreichen Futtermitteln ausgerichtet werden.
Phasenfütterung ausbauen
Der Proteinbedarf von Schweinen wird anhand der essenziellen verdaulichen Aminosäuren und der Phosphorbedarf anhand des verdaulichen Phosphors bestimmt. Während der Mast sinkt die empfohlene Konzentration dieser Nährstoffe in der Ration kontinuierlich. Bei Zuchtsauen ist deren Bedarf in der Galtphase deutlich niedriger als in der Laktationsphase. Die sogenannte Phasenfütterung, bei der die Fütterung an die jeweilige Wachstums- und Entwicklungsphase angepasst wird, hat sich in den letzten 30 bis 40 Jahren schrittweise etabliert. Heute werden Zuchtsauen generell nach Phasen gefüttert, während dies nur etwa bei der Hälfte der Mastschweine der Fall ist. Würde auch der restliche Teil auf Mehrphasenfütterung umgestellt, würde dies einen klaren Beitrag zum Absenkpfad Nährstoffverluste leisten.
Je höher die Anzahl Phasen, desto genauer kann der Gehalt an verdaulichen Aminosäuren und Phosphor auf den Bedarf des Tieres in jeder Phase abgestimmt werden. Dies führt insgesamt zu einer Reduktion der Protein- und Phosphoraufnahme, was die Ausscheidung von Stickstoff und Phosphor über Harn und Kot reduziert. Dadurch wird die Nährstoffeffizienz gesteigert.
Prioritäten in der Futteroptimierung überdenken
Bei der Optimierung der Mischfutter für eine bestimmte Phase wird empfohlen, den Einsatz von importierten Protein- und Phosphorträgern so weit wie möglich zu begrenzen. Dies kann durch den Einsatz vorhandener inländischer Proteinquellen, phosphorreicher Müllereinebenprodukte sowie synthetischer Aminosäuren und Enzyme wie Phytase, welche die Phosphorverdaulichkeit erhöht, erreicht werden.
Ein Ersatz für protein- und phosphorreiche ausländische Futtermittel wie Extraktionsschrote und mineralisches Phosphat kann allerdings zu Zielkonflikten mit anderen Kriterien wie Futterkosten oder Gehalt an Protein und Phosphor führen. So können die Futterkosten bei sinkendem Proteingehalt in der Ration steigen oder die Phosphorausscheidungen bei einem reduzierten Einsatz von importierten Proteinträgern zunehmen. Mischfutterhersteller könnten verschiedene Produktlinien entwickeln, die sich nach Prioritätensetzung unterscheiden: Ein reduzierter Einsatz von importierten Proteinträgern und Phosphaten würde zur Schliessung der Nährstoffkreisläufe der Schweizer Landwirtschaft und damit zum Absenkpfad Nährstoffe beitragen, während eine auf minimale Ausscheidung von Nährstoffen ausgerichtete Linie für Betriebe interessant sein könnte, die Mühe haben, die Suisse-Bilanz einzuhalten.
Die drei neuen Merkblätter von Agroscope erläutern die Auswirkungen der Mehrphasenfütterung mit minimalem Einsatz von Extraktionsschroten und mineralischem Phosphat wie auch die Auswirkungen unterschiedlicher Prioritäten bei der Futteroptimierung auf die Futterkosten, die Nährstoffausscheidungen und vor allem auf den potentiellen Beitrag zur Reduktion von Stickstoff- und Phosphorverlusten.
Förderung der Phasenfütterung
Um die Verbreitung der Phasenfütterung weiter zu fördern, unterstützt das Bundesamt für Landwirtschaft diese bis Ende 2026 durch Ressourceneffizienzbeiträge für stickstoffreduzierte Fütterung. Ab 2027 wird die Phasenfütterung zudem in die Anforderungen des ÖLN (Ökologischer Leistungsnachweis) integriert. Auch verschiedene Kantone ergänzen die Bundesförderung durch eigene Massnahmen im Rahmen der Toolbox Agenda 2030.