Eine neue Erbkrankheit bei Freibergerpferden?

Agroscope unterstützt ein Forschungsprojekt der Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern zur Entwicklung eines Tests, mit dem Freibergerpferde identifiziert werden können, die einen bestimmten genetischen Defekt haben. Dieser Defekt könnte für eine potenziell unheilbare Stoffwechselkrankheit verantwortlich sein.

Gemäss der Vetsuisse-Fakultät Bern mussten in den letzten vier Jahren fünf Freibergerfohlen euthanasiert werden, nachdem sie an Fieber und Durchfall erkrankt waren. Diese Fälle liessen die mit der Untersuchung betrauten Kliniker*innen und Wissenschaftler*innen aufhorchen. Die Fohlen hatten alle an einer schweren Entzündung der Bauchspeicheldrüse gelitten. Da sie vom selben Hengst abstammten, lag die Vermutung nahe, dass es sich um eine bislang unbekannte vererbbare Stoffwechselkrankheit handelt.

Diese neue Krankheit dürfte rezessiv vererbt werden, d. h. sie tritt nur dann auf, wenn ein Tier sowohl von der Mutter als auch vom Vater die Anlage für die Erbkrankheit erhalten hat.

Entwicklung eines Gentests

In den kommenden Monaten wird Agroscope mit wissenschaftlicher Expertise zum Forschungsprojekt der Vetsuisse-Fakultät beitragen. Ziel ist die Entwicklung eines Gentests, mit dem bestimmt werden kann, ob ein Tier den Defekt trägt und die Krankheit übertragen kann. «Diese Information hilft, riskante Anpaarungen bei der Zucht zu vermeiden», erklärt Markus Neuditschko, Leiter der Forschungsgruppe Tierische GenoPhenomik bei Agroscope.

Ausserdem soll in diesem Projekt mehr über die Krankheit in Erfahrung gebracht werden. «Es werden weitere Verdachtsfälle verstorbener Fohlen auf diese Stoffwechselkrankheit untersucht. Ausserdem möchte man überprüfen, ob es erwachsene Pferde gibt, die den Defekt aufweisen. So kann festgestellt werden, ob die Krankheit in jedem Fall tödlich ist», fügt der Forscher hinzu. Dazu suchen die Forschenden anhand von Stammbauminformationen andere Fohlen oder Pferde, die von dem betreffenden Hengst abstammen, und prüfen ihren Gesundheitszustand.

Sobald der Test verfügbar ist, sollen die Hengste des Schweizer Nationalgestüts von Agroscope getestet und die Ergebnisse den Züchterinnen und Züchter zur Verfügung gestellt werden.

Wichtigkeit des Monitorings von Inzucht- und Verwandtschaftsgrad

Das Auftreten einer möglichen neuen rezessiv vererbten Krankheit zeigt, wie wichtig das Monitoring des Inzucht- und des Verwandtschaftsgrades innerhalb einer so kleinen Population wie bei den Freibergerpferden ist. Niedrige Inzucht- und Verwandtschaftsgrade helfen dabei, die genetische Diversität aufrecht zu erhalten und die Gesundheit einer künftigen Freibergerpopulation zu gewährleisten. Agroscope empfiehlt den Züchterinnen und Züchtern, bei der Planung von Anpaarungen den Inzuchtgrad dringend zu berücksichtigen und Hilfsmittel wie den Simulator «Virtuelles Fohlen» zu nutzen.

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Letzte Änderung 10.10.2024

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